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0176 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 176 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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DIE WEN -WANG - KARTE.

Hier hören wir, daß seit den ältesten Zeiten für das Reich eine doppelte Einteilung bestand, in Vasallenstaaten oder in königliche Provinzen; dabei kam es sicherlich oft vor, daß der Herrscher einen tüchtigen Vasallen zugleich zum Gouverneur einer Provinz erhob. Über den Provinzialbeamten standen, wie an anderer Stelle berichtet wird I, die Minister des öffentlichen Unterrichts, des Krieges und der öffentlichen Arbeiten; letzterer hatte die Bodenbeschaffenheit, die Verteilung der Bevölkerung und die in den Jahreszeiten auszuführenden Arbeiten festzustellen.2 Wenn wir uns vergegenwärtigen, daß genau dieselben Dinge auch in der Beschreibung der neun Provinzen erörtert werden, so ist kaum daran zu zweifeln, daß wir es mit dem Werk des damaligen Ministers der òfen/lichen Arbeiten

zu tun haben.

In diesem Zusammenhang wird uns eine merkwürdige Stelle aus dem Buche der Lieder verständlich, die den Erklärern bisher große Schwierigkeiten bereitet hat. Die Ode3 gehört dem Zeitalter der Shang-Dynastie an und ist, wie uns ein Vers belehrt, einem Nachkommen des großen Wu-TING gewidmet. Wer war aber dieser Nachkomme? Hierüber geben uns die beiden Schlußstrophen Auskunft, die in VICTOR V. STRAUSS' Übertragung folgendermaßen lauten:

/

Hat tausend Feldwegs Krongut dann, Allwo das Volk verharren kann;

Dann hebt das Grenzland der vier Meere an.

Von den vier Meeren kommen sie,

Sie kommen haufenweise heran,

Der Ho umfließt des King-Berg Bug,

und Jin empfing das Amt mit altem Fug,

Das alles Glück ihm übertrug.

Wir sehen, daß hier die königliche Residenz unmittelbar an den Huang-ho verlegt wird, und zwar auf einen Berg Ching , der nach einer anderen Ode 4 durch einen neuen Ahnentempel gekrönt ward. Es ist bereits S. 14o gesagt worden, daß nur ein einziger Herrscher der Shang - Dynastie, nämlich der letzte derselben, seine Residenz dauernd am Huang-ho gehabt hat. Die Ode muß also unter demselben Herrscher entstanden sein wie die Reichsgeographie des Yii-kung .

Das ist aber nicht das einzige, was sie mit ihr gemeinsam hat. Hinzu kommen noch die Angaben über die vier Meere und über den Zug der Tributvölker nach der königlichen Residenz. Fast möchte man darum behaupten, daß sich hinter dieser Ode dieselbe Erdkarte verbirgt wie hinter der alten Reichsgeographie.

f) Wen-wangs Anteil an der Karte. Es ist schwerlich denkbar, daß das Ministerium aus eigenem Antriebe ein so großzügiges und umfassendes Werk von China geschaffen hat. Die Anregung und Förderung konnte nur von einem größeren Mann ausgehen, der seine Zeitgenossen durch genialen Scharfblick und durch die rastlose Arbeit für das Allgemeinwohl weit überragte. In diesem Falle kann es wohl niemand anders sein als der vielgepriesene WEN-WANG, dessen Name auch mit dem Bau der Insel-Akademie und des Wunderturms für immer verknüpft ist. Seine Fürstenresidenz gewann so sehr

I Shu-ching IV 19 (Ch. Cl. III Soß f.): Einrichtung der Verwaltung durch CHOU-KUNG.

2 Ebda. IV 20 (Ch. Cl. III 5 23 ff.).

3 Shih-ching IV 5 IV.

4 Ebda. IV S VI.

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