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0256 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 256 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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SPEZIALKARTEN AUS DER ZEIT DER HAN-DYNASTIE.

Richtung gelangt man nach Hsien-tu (yiän-tuok).1 [68] Gerade siidlich von Ch`ieh-lan und Ssú fu befindet sich steiniges Land (Arabia deserta); aber südlich vom steinigen Land ist ein großes Meer (Persischer

Golf), das Korallen und echte Perlen (bei Tylos = Bahrein-Inseln) hervorbringt.2   [69] Nördlich von
Ch`ieh-lan, Ssú fu, Ssii ~iita (Ktesiphon, s. oben S. 2 18) und A-man (Ekbatana) ist ein Gebirge, das sich von West nach Ost hinzieht (Zagros-Gebirge). Östlich von dem Osten des Meeres von Ta Ch`in (d. h. von Vorderindien) gibt es lauter Bergketten, die sich von Norden nach Süden hinziehen (in Hinterindien ?).

[70] Der Fürst von Hsien-tu3 (yiän-tuok) ist von 7'a Ch`in abhängig; [7 1] von seiner Residenz erreicht man nach 600 li Ssú fu.

[7 2] Der Fürst von Ssú fu (zi -pjiuk) 4 ist von Ta Ch`in abhängig; [7 3] geht man von seiner Residenz 34o li nordöstlich nach Vu-lo, so hat man über ein Meer (Bahr-Nedjef am Euphrat?) überzusetzen.5

[74] Yü-lo (jiu-lâ = Hira?)6 ist von Ta Ch`in abhängig; die Residenz liegt im Nordosten von Ssiû fu jenseits eines Flusses (Euphiatarm?). Nordöstlich von Yü-lo hat man nach Ssti-lo wieder einen Fluß (Königskanal ?) zu überqueren, nordöstlich hiervon nochmals einen Fluß (Tigris ?). Das Land Ssú-lo (sie-1â = Seleucia) 7 ist von An-hsi (Parthien) abhängig und liegt an der Grenze von Ta Ch`in.8

Fassen wir alles zusammen, so lernen wir in diesen Abschnitten des Wei-lüeh einen Handels- und Seestaat kennen , der von Niederresopotamieiz .bis zu den arabischen Küsten am Roten Meere reichte. Insofern ergänzt die chinesische Quelle in trefflicher Weise die Nachrichten der Griechen und Römer. Nach PTOLEMÄUS (geogr. VI, 7, 19) erstreckt sich Arabia felix am .Persischen Golf bis Coromanis9 (el-Koweit), nach PLINIUS (nat. bist. VI, 138) bis Charax an der Tigrismündung, nach STRABO 84 noch weiter, bis Mesene und Babylonien; bis dicht vor Seleucia setzt das Wei - lüeh die Grenze. Dieselbe Quelle bezeichnet die Bewohner der Insel Sokotra als Untertanen der Südaraber, ebenso wie es uns im Periplus des Erythräischen Meeres berichtet wird (§ 3o). Aber die größte Aufmerksamkeit verdienen die Angaben über das uralte Weihrauchland, das die Chinesen

1

I Den griechisch-römischen Quellen ist die Gegend südwestlich vorn Bahr-Nedjef so gut wie unbekannt.

2 Besonders dieser unzweideutige Hinweis auf den Persischen Golf beweist, daß die nördlich benachbarten Fürstentümer von Ta Ch`in nicht etwa, wie HIRTH und PELLIOT glauben (s. oben S. 220), an der Grenze von Syrien, sondern nur in Niedermesopotamien gesucht werden dürfen.

3 S. oben Nr. 67 Schluß.

4 S. oben Nr. 67 Anfang.

5 Daß hier nicht das wirkliche Meer, sondern nur ein Flußsee gemeint sein kann, geht aus dem folgenden Satz des Urtextes (Nr. 74) hervor.

6 S. oben S. 218.

7 Schon HIRTH (a. a. O. S. i i i) hat in Ssìc-lo Seleucia am Tigris wiedererkannt. Die syrische Forni ist Selôk, Selôx. Vgl. auch M. STRECK, Seleucia und Ktesiphon (Der alte Orient, 16. Jahrg., Heft 314, Leipzig 1917, S. 5 f.).

8 Während das Hou Han-shu die Westgrenze des Partherreiches bis nach Yit-lo westlich vom Euphrat verlegt, sehen wir sie im Wei-lüeh bis Seleucia am Tigris zurückgeschoben. Wahrscheinlich ist diese Grenzveränderung nach dem ergebnislosen Feldzuge eingetreten, den der römische Kaiser TRAJAN im Jahre I I S n. Chr. bis zum Persischen Golf unternommen hat (vgl. TH. MOMMSEN, Römische Geschichte, Bd. V, 6. Aufl., S. 398ff.); denn als die Römer ihre Eroberungen in Niedermesopotamien wieder aufgaben und die Parther weiter in ihrer Schwäche verharrten, war das untere Euphratland ohne weiteres den Südarabern preisgegeben so daß ihr Einfluß-gebiet jetzt bis vor die Tore von Seleucia reichte.

9 Allerdings berichtet der Periplus des Erythräischen Meeres, daß das östliche Arabien zu Persis gehöre (SS 33-36). Aber falls die Nachricht glaubwürdig ist — der Gewährsmann weiß es hier nur von Hörensagen —, kann sie doch nur von vorübergehender Bedeutung gewesen sein; TH. MOMMSEN hat sie jedenfalls überschätzt (Röm. Geschichte, Bd. V, 6. Aufl., S. 613).

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