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0257 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 257 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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TA CH`IN ODER ARABIA FELIX AUF DER CHINESISCHEN KARTE. .

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selbst mit dem arabischen Namen lubän: Lü fen bezeichnet haben; in diesem Resultat treffen sich also die geographischen und sprachlichen Ergebnisse. Sie bilden hier einen unverrückbaren Fixpunkt für unsere Gleichung Ta Ch`in — Arabia felix.1

e) Ta Ch`in auf der chinesischen Karte. Auf den ersten Blick mag es sonderbar erscheinen, daß die Chinesen wohl eingehende Berichte über einen südarabischen See- und Handelsstaat eingezogen haben, daß ihnen aber auch nicht das geringste über das römische Weltreich bekannt geworden ist, obgleich dieses zweifellos der Hauptabnehmer ihrer Seide war. Wenn wir aber unsern Blick dem äußersten Westen des chinesischen Erdbildes dieser Zeit zuwenden, dann wird uns die Ursache klar; ja, wir müssen dann zugeben, daß sich die Nachforschungen der Chinesen überhaupt nicht in der Richtung des Römischen Reiches bewegen konnten. Denn der Fehler ihrer Karte bestand ja darin, daß die bewohnbare Erde bereits beim Partherreich ihr Ende haben sollte; dahinter konnte man sich das Festland nicht weiter fortgesetzt denken, weil es dort bereits durch das Westmeer abgeschlossen wurde.

Vielmehr klammerte man sich an einen mißverstandenen Satz, den man aus älteren Beschreibungen immer wiederholte:

Wenn man von T` iao-chih hundert Tagereisen zur See nach Westen fährt, so kommt man dorthin, wo die Sonne untergeht.2

Da man T`iao-chih (Tacx-Ifi, Bushir) seit CHANG CH`IENS Expedition als ein von Parthien abhängiges Land kannte, so mußten sich die weiteren Nachforschungen gerade in der Richtung über T`iao-chih bewegen, so daß sie sich auf den Persischen Golf und den Indischen Ocean erstreckten. Es konnte also nicht so leicht die Frage gestellt werden: »Wie heißt das Land, das westlich hinter An-hsi liegt?» Vielmehr mußte die Frage eher so klingen : »Ist es wahr, daß man auf einer Seefahrt von T`iao-chih bald ans Ende der Welt gelangt?« In diesem Falle konnte der Chinese nur auf den nächsten Seestaat außerhalb des Persischen Golfes verwiesen werden ; und das war eben , wie wir nachweisen konnten, der Staat der Sabäer oder Homeriten. Und selbst wenn wirklich nach einem Lande westlich von An-hsi gefragt wurde, dann mußte wieder derselbe Seestaat genannt werden, weil sein Herrschaftsgebiet bis zum Unterlauf des Euphrat und somit bis zur Westgrenze von An-lesi reichte.

Soviel Neues der wißbegierige Chinese über den äußersten Westen erfuhr, so konnte er sich doch nicht von der alten Tradition trennen ; von jetzt ab war nämlich nicht mehr T`iao-chih, sondern dieses neu entdeckte Ta Ch`in der Ausgangspunkt der Seefahrt, auf der man nach hundert Tagen bis zu der Stelle gelangen solle, wo die Sonne untergehe.

Wie haben denn nun die Chinesen dieses fernste Westland Ta Ch`in in das bisherige Kartenbild eingefügt? Diese Frage läßt sich aus den überlieferten Wegeangaben ohne Schwierigkeiten beantworten. Zunächst mußte das obige Itinerar, das von Mu-lu im äußersten Osten von An-hsi bis Yü-lo in seinem äußersten Westen reichte, dazu veranlassen, das ganze Land weit in die Länge zu ziehen und zwar bis annähernd 12 5oo li! Denn etwa diese große Zahl mußte sich aus den überlieferten Wegeangaben ergeben.3 Im Gegensatz

I Dieselben Grundlagen erkennen wir in den Berichten der nächsten chinesischen Annalen wieder, wie z. B. des Chin-shu, Buch 67 (265-419 n. Chr.), des Sung-shu, Buch 97 (420-478 n. Chr.) und des Liang-shu, Buch 54 (502-556 n. Chr.). Etwas anders steht es mit den unten zu erörternden Angaben des Wei-shu = Pei-shih vom Jahre 437 n. Chr., in denen teils Arabia felix, teils das syrische Antiochia beschrieben wird.

2 Vgl. das Ch`ien-Han-shu Buch 96; übersetzt von WYLIE, a. a. O. 188o, S. 38.

3 In Wirklichkeit sind, wie HIRTH erkannt hat, die chinesischen li hier als Stadien aufzufassen, so daß die Strecken um das 2-3 fache überschätzt sind.