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0288 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 288 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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DIE BLÜTEZEIT DER CHINESISCHEN KARTOGRAPHIE DES MITTELALTERS.

Folglich muß die Vorlage zu jener Textstelle eine chinesisch-buddhistische Karte sein, die sich teils an eine während der Sui-Dynastie modernisierte Yü-kung-Karte, teils an die Karte zum Shih-shih-Hsi-yü-chi anlehnt. Über beide Karten geht sie insofern hinaus, als sie dem Weichwasser des Yü-kung nicht eine Quelle, sondern zwei Quellen zuschreibt, nördlich vom Frauenstaat und südlich vom Anavatapta-Gebirge. Aus dieser Konstruktion scheint sich auch zu ergeben, daß das Anavatapta-Gebirge nördlicher liegen soll als der Frauenstaat.

Nunmehr wird uns endlich eine andere Angabe über das Weichwasser klar, die sich in der Biographie des Generals KAO HsIEN-CHIH findet. Als er im Jahre 747 n. Chr. über den Darkōt-Paß ins Yasīn -Tal erobernd vordrang, lernte er dort auch einen Fluß So-i kennen; hierüber heißt es nach einer Übersetzung von CHAVANNES I :

La rivière So-i n'est autre que la »Rivière faible» (jo choei) de l'antiquité; elle ne peut porter ni une herbe, ni une graine de sénevé, ni une plume, ni un cheveu.

Mit Recht hält Chavannes eine solche Identifizierung für unzulässig, weil die Chinesen im Zeitalter des Yü-kung jene Legenden nicht gekannt hätten. Aber wie jener Irrtum entstanden ist, das gewahren wir jetzt erst, wenn wir uns eine Karte dieses Zeitalters vergegenwärtigen, wo das Weichwasser vorn Reich der Frauen her seinen Lauf nach Westen richtet, so daß es südlich vom Ts`ung-ling scheinbar mit dem neu entdeckten So-i, dem Fluß von Yasīn oder Chiträl, zusammenfällt. Hier hat also das starre Festhalten an einer uralten Angabe, die eigentlich in den Osten der chinesischen Provinz Kansu gehört (s. oben

S. 123), und ihre irrtümliche Verlegung nach dem fernen Westen so weit gewirkt, daß sie auf einen bestimmten Fluß südlich vom Ts`ung-ling überging.

e) Karten zum Hsi - yü - chih vom Jahre 666. Als unter der rang -Dynastie glaubenseifrige Pilger wie HS6AN - CHUANG und I- CHING mit neuen buddhistischen Texten aus Indien heimkehrten, sah man sich veranlaßt, die Westländer wiederum neu zu schildern und darzustellen. So erschien denn im Jahre 666 ein nach buddhistischen Reisebeschreibungen zusammengestelltes Werk mit dem Titel:Hsi yü-chih liu-shih-chuan hua-t`u ssii-

shih-chuan    c   -f- s, d. h. Beschreibung der Westländer in 6o Büchern

mit 40 Büchern, Zeichnungen und Karten.2

Leider ist dieses große Prachtwerk, das vom Kaiser KAO-TSUNG mit einer Einleitung versehen ist, verloren, so daß wir uns nur nach den Schilderungen von HSUAN-CHUANG und I-CHING ein Bild über den Inhalt machen können. Danach scheint sich das offenbar aus mehreren Blättern bestehende Kartenwerk teils auf das Sui- Hsi - yü - t`u, teils auf neues indisch-buddhistisches Material, teils auf die unmittelbaren Aufzeichnungen der Pilger zu stützen.3 Den Standpunkt des Shih-shih-Hsi yü-chi hat es ganz verlassen. Denn der Anavatapta, der Mittelpunkt von 7ambūdvīpa, erscheint jetzt nicht mehr als Berg, sondern wieder richtig als See, der dazu in phantastischer Weise ausgemalt wird. Ebenso phantastisch ist die Zeichnung der Quellen von vier Weltströmen ; nach spiralförmigem Lauf sollen die vier Ströme aus besonderen Tiermäulern heraustreten, wie es in Bd. I, S. 81 ff. näher angegeben ist.

k

I Docs. Turcs etc. S. 15 3 f. ; s. auch oben S. 41.

2 Vgl. STAN. JULIEN, Journal asiatique, IVe série, Tome X, 1847, S. 29o. Desgl. Histoire de la vie de Hiouen-thsang etc., Paris 18S3, S. III, Anm. 1.

3 Unter den buddhistischen Pilgern muß vor allem HSÜAN-CHUANG als Reiseführer Landkarten mit sich geführt haben, die er dann durch eigene Beobachtungen ergänzte und berichtigte. Namentlich seine allgemeinen Angaben über die Ausdehnung des Tsung-fing (s. oben S. 47) sind ohne Unterstützung durch eine Karte ganz undenkbar.