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0143 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 143 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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DIE REICHSGEOGRAPHIE DES YÜ-KUNG.

I I 3

des chinesischen Reiches, erhalten.' Wo sich gewisse Abweichungen vom »alten Text» zeigen, da verdient der »neue Text» bei Ssú-ma Ch`ien meist den Vorzug, ohne daß wir dafür eine Begründung geben können.

b) Die Bestandteile. Wenn wir uns nunmehr der Frage zuwenden, was für Quellen dem eigentlichen Verfasser des Yü-kung — nach der Überlieferung dem KONFUZIUS - vorgelegen haben, so können wir zunächst daran anknüpfen, daß v. RICHTHOFEN und CHAVANNES geographische und leb endäre Teile festgestellt haben. Für jeden unbefangenen Leser ist klar, daß alles, was direkt auf Yü als den Ordner des Reiches zurückgeführt wird, Legende ist.2 Dahin gehören nicht nur, wie schon erwähnt, die einleitenden und abschließenden Sätze, die einzigen, welche den Namen Yü aufführen, sondern auch diejenigen Abschnitte des Textes, welche Richthofen als den dritten und vierten Teil bezeichnet.3

Im vierten Teil wird der ideale Plan auseinandergesetzt, wie das Reich nach mathematisch-schematischen Grundsätzen zu organisieren sei. Das ist eine Darstellung, die zum Inhalt über die neun Provinzen in krassem Widerspruch steht; beides kann also wohl nicht aus einer und derselben Quelle herrühren.

Ganz auf diesen vierten Teil und zugleich auf Yü als den Reformator ist der dritte Teil eingestellt. Und auch dadurch, daß dieser Teil zugleich die Regulierungsarbeiten Yüs zusammenfaßt, ist sein legendärer Charakter unverkennbar. Die Hand des Kompilators verrät sich besonders an den Stellen, die wieder mit der eigentlichen Reichsgeographie im Widerspruch stehen. So trifft es z. B. für den (Huang-) Ho und den Chiang- gar nicht zu, daß, wie im dritten Teil behauptet wird, die Flüsse bis zu ihrer Quelle reguliert seien ; ebensowenig werden neun Sümpfe beschrieben, auf die wieder der dritte Teil Bezug nimmt.4

Eine Mischung von geographischen und legendären Zügen zeigt der fünfte Teil des Textes; denn die allgemeine Übersicht über die Grenzen des Reiches wird hier in die Form gekleidet, daß der Ruhm des Kaisers bis zu den vier Meeren dringe; dabei wird der Satz durch ein paar Worte so verdunkelt, daß er den Erklärern die größten Schwierigkeiten bereitet hat.5

Während sich die Teile 3-5 durch ihre überschwengliche Ausdrucksweise und die Anwendung verschiedenartiger Schriftzeichen charakterisieren, ist den beiden ersten Teilen ihr äußerst knapper, gedrungener Stil gemeinsam, wobei sich dieselben Schriftzeichen und Satzbildungen fast schematisch wiederholen. Manche Stellen haben den Kommentatoren gewisse Schwierigkeiten bereitet; sie werden aber sofort klar, sobald wir die beiden einzig störenden Momente beseitigen, die darin bestehen, daß alle Handlungen der Vergangenheit angehören sollen, und daß als handelndes Subjekt jedesmal die Person des Yü zu ergänzen sei. Wir brauchen nur, wie schon früher bemerkt ist, das Zeichen fürs Präteritum als spätere Interpolation auszuscheiden6 und das Subjekt auf die beschriebenen Örtlichkeiten oder in

I Vgl. dessen Shih-chi, Buch II, übersetzt von CHAVANNES, Mém. hist. I, S. 102 ff.

2 Legenden über Yüs Bewässerungsarbeiten dürfte KONFUZIUS aus andern Teilen des Shu-ching übernommen haben, z. B. aus Shu IV 27, 8 (Ch. Cl. III, S. 595).

3 China I, S. 278 f.

4 Erst die chinesischen Kommentatoren haben gewisse Örtlichkeiten in einzelnen Provinzen als Seen aufgefaßt, um, der Angabe im dritten Teil entsprechend, die Zahl auf neun zu bringen. Jünger ist vielleicht

auch der Name Chung-kuo rjY ! i oder Chung-pang   »Mittelreich», der plötzlich im dritten Teil auftaucht;
die alte Reichsgeographie kennt für China nur die Bezeichnung Chiu-chou f (, ))'Ii, »Neun Provinzen».

5 Weiteres siehe unten S. 119, Anm. 2.

6 Diese Partikel chi 01 kommt im ersten Teil des Textes nur ab und zu, 15 mal, vor, im zweiten Teil überhaupt nicht. Darauf hat schon BIOT a. a. O., S. 156, leingewiesen, noch nachdrücklicher TH. W. KINGSMILI, (The Structure of the Yü-kung, China Review, XIV, 1885, S. 1 ff.), der darin bereits eine spätere Interpolation erkannte. 15. VIII.