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0272 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 272 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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DIE BLÜTEZEIT DER CHINESISCHEN KARTOGRAPHIE DES MITTELALTERS.

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Fu-lin den griechischen Akkusativ (et ç T1ly) it6),ev, Islan j5olin, darstelle, den wir auch durch den arabischen Geographen MAS`üDI kennen. HIRTH rollt die ganze Frage in seinem »Mystery of Fu-lin» noch einmal auf, um CHAVANNES' Argumente — es sind ihrer im ganzen sechs — zu entkräften. So eingehend seine Beweisführung ist, sie kann doch nicht als gelungen bezeichnet werden.

Das gilt namentlich von HIRTHS Stellung zu dem ältesten Nachweise bei FEI CHU.

Hier legt er den Hauptwert auf die Notiz, daß die Nordstraße zwischen dem Türkenlager und Fu-lin nach Norden fließende Flüsse überquere. Da die Straße nach Konstantinopel am Aralsee, Kaspischen Meer und Pontus vorüberführe, so könne sie nur Flüsse in südlicher Richtung überschritten haben; als nördlich fließende Flüsse kämen der 7axartes und der Oxus in Betracht, danach hätte die Nordstraße eher in Anliochia enden müssen, das somit die Hauptstadt von Fu-lin sei.

Aber eine solche Schlußfolgerung ist verfehlt. HIRTH übersieht nämlich, daß die

Notiz von den nördlich fließenden Flüssen nicht aus direkten Milleilungen, sondern wie soviele andere Angaben aus der Karle des Fei Chü entlehnt ist, auf der die Flußlinien bis zum hypothetischen Nordmeer verlängert werden mußten, weil es die einzig gegebene Darstellung war. Hier sehen wir von neuem, wie wichtig es ist, sich die alten Angaben erst auf einer zu konstruierenden Karte zurechtzulegen, bevor man dazu übergeht , sie zu identifizieren. Allein in der Vorstellung Fei Chüs überschritt also die Nordstraße den 7axartes und den Oxus. In Wirklichkeit mag sie sich ganz abseits von ihnen gehalten haben, indem sie, wie uns byzantinische Quellen belehren, die Kirgisensteppe und das untere Wolga-Gebiet durchquerte, um in Kaukasien oder am Asowschen Meer die ersten Grenzplätze des oströmischen Staates zu erreichen.

Über diese ganze Wegstrecke besaß also FEI CHÜ noch keine tatsächlichen Kennt-

nisse. Das wurde anders, als einige Jahre später eine chinesische Expedition den Stamm der Tölös westlich vom Barköl-See besuchte. Im 84. Buche des Sui-shu sind verschiedene Steppenvölker aufgezählt, die längs der Nordstraße bis nach Fu-lin hin wohnten. Von fünf Völkern wird ausdrücklich gesagt, sie hätten ihre Sitze östlich von Fu-lin. Wenn Fu-lin Syrien wäre, dann müßten wir sie in Mesopotamien oder Arabien suchen. Aber HIRTH, der zum erstenmale diesen Teil der Annalen ausgezogen hat I, nimmt diese fünf Stämme merkwürdigerweise selbst viel nördlicher an, indem er sie sogar zu einer ponlischkaspischen Gruppe zusammenfaßt. Denn, um die bekanntesten Namen herauszugreifen, erkennt er in den A-lan die Alanen, in den Pei ju ((ak-nziwok) die Bulgaren wieder, während

die En-ch`ü (.an-kjupt) wohl nicht die Onoguren, sondern die Ungarn sind, die damals nördlich vom Kaukasus nomadisierten. Alle diese Völker waren also nicht östliche Nachbarn von Syrien, sondern von Byzanz2.

Die letzten Zweifel dürften beseitigt sein, wenn wir auf die Angabe des FEI CHU zurückkommen, daß Fu-lin 4500 li nordwestlich von Po-ssú (Persien) liege; da diese Distanz

I Nachworte zur Inschrift des Tonjukuk, S. 38; aus: W. RADLOFF, Die alttürkischen Inschriften der Mongolei, 2. Folge, Petersburg 1899. Weder HIRTH noch CHAVANNES haben später auf die dortige wichtige Angabe von Fu-lin Bezug genommen.

2 Vgl. meinen Aufsatz: Die Herkunft der Ungarn, eine historisch-geographische Studie; Túrän, Budapest 1918, S. 359 ff. Wie sehr der chinesische Gewährsmann bei der Beschreibung der längs der Nordstraße wohnenden Steppenvölker von dem Kartenbild abhängig ist, ersieht man besonders daraus, daß er die kirgisischen Völker »südlich vom Nordmeer» ansetzt. HIRTH hat mit dieser Lagebestimmung nichts anfangen können, vielmehr die Frage aufgeworfen, ob damals Westsibirien von einem Meer angefüllt war (a. a. O. S. 4o). In Wahrheit ist es natürlich das Nordmeer der chinesischen Karte.