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0338 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 338 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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DER VERFALL DER CHINESISCHEN KARTOGRAPHIE IM 13.-17. JAHRHUNDERT.

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die Übersetzungen von J. KLAPROTH und STANISLAS JULIEN kennen, so empfiehlt es sich doch, sie nach der älteren Redaktion neu herauszugeben, da die zahlreichen Namen einer gründlichen Revision bedürfen. So bringt denn Pl. XIV in der Übersetzung an Stelle der chinesischen Transkription nach Möglichkeit die ursprünglichen geographischen Namen, und zwar in der Weise, wie es besonders schon auf P1. XI versucht worden ist.

Gegenüber den andern buddhistischen Karten nimmt diese hier eine Sonderstellung ein. Zunächst ist sie nicht nach einer bestimmten Himmelsrichtung orientiert; man muß sie ständig herumdrehen, wenn man die einzelnen Namen lesen will. Dann aber lehnt sie sich nicht an das altchinesische Erdquadrat an, sondern an das indisch-buddhistische Weltbild, das Jambūdvīpa in Dreiecksform mit der Spitze nach Süden zeigt.

Das jüngste Kartenmaterial entstammt dem Zeitalter der Ming-Dynastie. Das beweist vor allem die Darstellung Chinas und der im Norden sich hinziehenden Sandwüste; aber auch Namen wie T u-lu fan (Turfan) und Sa-ma-êrh-han (Samarkand) sind erst für diese Zeit zu bezeugen, wahrscheinlich auch manche Namen im Hinterindischen Archipel.

Sonst scheinen alle Angaben auf die Machtperiode der T ang-Dynastie (618-906 n. Chr.) zurückzugehen. An die Entlehnung aus einem alten T `ang-Hsi yü-ru dürfen wir denken, wenn wir uns auf die Namen Westturkistans und des ferneren Westens berufen.' Sonst stammt aber alles andere aus den Reisebeschreibungen von HSÜAN-CHUANG und I-CHING. So wird denn genau nachgeahmt, wie aus dem Zentralsee Anavalapla durch vier Tiermäuler hindurch und dann in Spiralen die vier Weltströme herausfließen : der Ganges nach Südosten, der Indus nach Südwesten, der Oxus nach Nordwesten und der Tarim—Huang-he nach Nordosten und Osten; auch die angeblichen Beziehungen des Drachensees zum Tarim und Oxus werden richtig wiedergegeben. Die zahlreichen andern Flüsse scheinen eher das Werk der Phantasie zu sein, damit sie das hydrographische Bild vervollständigen.

Die Verteilung der Gebirge kommt hier der Wahrheit schon bedeutend näher als auf allen andern buddhistischen Karten ; man beachte nur, welche Lage der Hsüeh-shan (Hindükush + Himalaya), der Ts`ung-ling und die Gebirge östlich davon einnehmen. So erhalten denn auch die zahlreichen Staaten oder Ortschaften eine ziemlich zutreffende Position. Jedoch sind die Größenverhältnisse der Länder noch nicht richtig aufgefaßt. Indien erscheint zu groß, Ostturkislan zu kurz, während für Tibet nur ein ganz schmaler Raum übrig bleibt. Trotz alledem ist die Darstellung das Beste, was die buddhistische Kartographie jemals über die Westländer hervorgebracht hat.2

I Vgl. folgende Ortsnamen: Ost- und West-An (Kharghän und Bukhāra), A-mu (Amul), die schwarz und die weiß gekleideten Ta-shih (Araber), endlich die nach Nordpersien gehörigen Namen Tu p`an, To pa-ssú, Sha-lan, Lo-sha-chih (für Lo-li-shih); vgl. CHAVANNES, Notes additionnelles sur les Tou-kiue (Turcs) occidentaux, Toung pao 1904, S. 77i.

2 Es läßt sich nicht feststellen, wie alt das Kartenmaterial ist, das sich auf die Angaben aus der T angZeit bezieht. Wenn wir beachten, wie wenig Schöpferisches die Chinesen seitdem in der Kartographie geleistet haben, so besteht die Wahrscheinlichkeit, daß in der chinesisch-japanischen Karte von 1710 älteres Material verarbeitet worden ist, das auf das Monumentalwerk vom Jahre 666 zurückgeht (s. oben S. 248 f.). Eine weiter modernisierte japanische Reproduktion vom Jahre 1828 (Größe S9 X 87 cm) findet sich im Museum für Völkerkunde zu Berlin (No. I D 23710).

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