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0302 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 302 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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DIE BLÜTEZEIT DER CHINESISCHEN KARTOGRAPHIE DES MITTELALTERS.

werter ist, weil er sonst allenthalben Vergleiche mit Namen aus der Han - Zeit anstellt (s. oben S. 236).

HIRTH glaubt, daß indirekt durch die Nestorianer der Name Fu-lin = Bethlehem in China Eingang gefunden habe. Aber die historischen Nachrichten, die er in seinem »Mystery of Fu-lin» am vollständigsten herangezogen hat, geben hierzu nicht den geringsten Anlaß. Das dürfte aus folgenden Darlegungen hervorgehen.

Als im Jahre 635 die ersten Nestorianer in der chinesischen Hauptstadt eine Kirche bauen durften, nannte man diese nach ihrer Herkunft »die persische Kirche», und A-lo -eìt I, das Oberhaupt dieser nestorianischen Gemeinde, hieß ein »persischer Priester».2 Diese Benennung war durchaus zutreffend, da er offenbar aus Seleucia, dem nestorianischen Patriarchat, gekommen war. An dem Namen »persisch» hielt man in China bis zum Jahre 745 fest ; erst da wurde durch ein kaiserliches Edikt bestimmt, daß in den beiden Hauptstädten die Namen »persische Kirchen» in »Kirchen von Ta Chiin» umgewandelt werden sollten, weil die persische Religion von Ta Chiin gekommen sei. Diese Begründung kann natürlich nur ein Chinese aus den älteren Annalen geschöpft haben, die das Land Ta Ch' n ebenso verherrlichen, wie die Nestorianer ihre älteste Heimat gepriesen haben mögen. Es wäre darum ein Fehlschluß, mit HIRTH sagen zu wollen, Ta Chiin sei das alte Syrien. Sodann scheint HIRTH übersehen zu haben, daß der chinesische Kaiser, als er die »persischen Kirchen» nachträglich in »Kirchen von Ta Ch' n» umtaufte, eine Gleichsetzung mit Fu-lin noch gar nicht in Betracht gezogen hat. Auch das berühmte nestorianische Denkmal, das bald darauf in Hsi-an-fu errichtet wurde (781 n. Chr.), enthält nicht die geringsten Anspielungen auf Fu-lin, während es nach einem sonst unbekannten Hsi yü-t`u-chu, sowie nach den Han- und Wei-Annalen eine phantastische Beschreibung von Ta Ch`in gibt. Wir müssen uns also auf alle Fälle davor hüten, die Heimat der Nestorianer, Ta Chiin und Fu-lin durcheinanderzuwerfen ; jedes der drei Länder darf nur für sich ins Auge gefaßt werden.

Nicht die nestorianische Einwanderung, sondern besondere Gesandtschaften aus Fu-lin selbst haben die Chinesen von neuem auf dieses ferne Westland aufmerksam gemacht.

Die erste ging im Jahre 643 vom König Po-to-li   , fJ (*puc -tâ-ljiak) aus, dessen Name
wohl auf arab. bathrik = Patriarch3 (von Konstantinopel) zurückgeht. Die nächsten Gesandtschaften erschienen in den Jahren 667 und 701. Im Jahre 719 schickte der König von Fu-lin einen hohen Würdenträger aus Tokhartstan (Baktrien), 742 kam als Abgesandter ein »Priester von hoher Sittsamkeit». Bei Erwähnung aller dieser Gesandtschaften wird weder auf die Nestorianer noch auf Ta Chiin angespielt.4

Dasselbe gilt von der Landesbeschreibung des chinesischen Reisenden HUI-CH`AO (um 725 n. Chr.); seine Angaben über Klein- und Groß-Fit-lin geben ihm nirgends Veranlassung zu Vergleichen mit Ta Chiin.

Mit dieser Identifizierung ist erst der Offizier Tu HUAN ft   hervorgetreten. Im
Jahre 751 war er in der Schlacht bei Talas in die Hände der Araber gefallen; von da gelangte er bis zum Westmeer und kehrte 762 auf einem Kauffahrteischiff nach Kanton

E

4

I Eine Transkription für

2 Vgl. HAVRET, La stèle

3 Vgl. HIRTH, China etc. an den Patriarchen von Antiochia der chinesischen Umschreibung.

4 Daß WANG MING-YÜAN ist schon S. 251 gesagt worden.

Rahrî,,, i. e., monasterii propositus.

chrétienne de Si-ngan-fou. Variétés sinologiques, XX, 1902, S. 376.

, S. 294, der zum ersten Male diese einwandfreie Erklärung bringt, dabei aber denkt. Die von CHAVANNES vermutete Form basileus entfernt sich zu sehr von

661 n. Chr. mit Ta Ch`i,r einen westlichen Bezirk von Tokharista,r bezeichnet,