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0181 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 181 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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KRITIK DER ÄLTESTEN CHINESISCHEN QUELLEN.

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Dieser neue Standpunkt macht es notwendig, manche kanonisch gewordenen Ansichten über das chinesische Altertum als unhistorisch zurückzuweisen, während wir anderes, was man für apokryph gehalten hat, als wahr und echt erkennen ; denn so unheilvoll hat auf wissenschaftlichem Gebiete der strenge Konfuzianzsmus gewirkt, daß er Wahres unterdrückt oder verfälscht hat.'

An dieser Stelle können wir uns nur auf die historischen und geographischen Quellen beschränken. Wenn auch im folgenden von abschließenden Resultaten keineswegs die Rede sein kann, so dürften die Darlegungen doch schon zur Aufhellung grundlegender Streitfragen beitragen; sie werden eine klarere Grenze ziehen zwischen Geschichte und Legende, sie werden uns von der unzuverlässigen konfuzianischen Geschichtsauffassung zurückführen zu glaubwürdigeren Darstellungen, die sich aus älteren Zeiten unverfälscht erhalten haben; als Endergebnis werden sie den ersten Versuch einer geordneten Chrono', loJ ie über die drei ältesten Dynastien bringen, um der künftigen Geschichtsforschung eine verlässigere Grundlage zu liefern.

  1.  Neue Beiträge zum Shih-ching. Kein Quellenwerk der chinesischen Vorzeit ist uns in einer solchen Reinheit überliefert wie das Shih-cIiing, jene berühmte Sammlung von über 300 Liedern, die zu dem von KONFUZIUS herausgegebenen Kanon gehört. Manche Preislieder auf den großen Chou-Fürsten WEN-WANG (1 1 23 v. Chr.) konnten wir heranziehen, um damit die dürren Angaben der Bambus-Annalen zu beleben und zu erweitern; kein Zweifel, daß sie unmittelbar nach seinem Tode entstanden und niedergeschrieben sind 2 , da sie sonst nicht die einzelnen Ereignisse und Namen mit solcher Treue bewahrt hätten.

Dasselbe gilt von dem merkwürdigen Lied II i VIII, das den Feldherrn NAN-CHUNG als den Besieger der Hsien-yiin , d. h. der Kun-lun , feiert. Da er ein Ahne des Großmeisters HUANG-FU war3, der unter dem König HSÍAN (827-781) einen Krieg gegen ein südliches Volk vorbereitete, glaubte man, er habe nicht allzu lange vorher gelebt, so daß man das Preislied ins 9. Jahrhundert setzte. Aber ein Vergleich mit den Bambus-Annalen bewies uns, daß es schon ins Jahr 1169 gehört, wo jener Nan-chung die Kun-Barbaren im Ordos-Land besiegte und den Anfang machte mit dem Bau der späteren Grossen Mauer.

In den Ausgang der Shang-Dynastie versetzten uns die Feiergesänge von Shang, besonders Lied IV 3 III, wo wir in dem Nachkommen des Wu-TING den letzten dieses Geschlechts wiedererkannten. Einen äußerst wertvollen Rückblick auf das Zeitalter der HsiaDynastie und ihren Sturz durch den ersten Shang-König TANG gewährte uns Lied IV 5 IV.

  1.  Die historischen und die legendären Teile im Shu-ching. Im Shu-ching, dem Klassiker der Urkunden, erkannten wir Quellen von teilweise ungleichartigem oder sogar ganz zweifelhaftem Charakter. Im großen und ganzen hat sich LEGGES Urteil bestätigt, daß die Urkunden vom Beginn der Shang-Dynastie an als glaubwürdig und zeitgenössisch angesehen werden dürfen, während die Stücke, welche Ereignisse aus älteren Zeiten

I Vgl. auch O. FRANKES hartes, aber sicherlich gerechtes Urteil über KONFUZIUS (Studien zur Geschichte des konfuzianischen Dogmas und der chinesischen Staatsreligion; Abhandlungen aus dem Gebiet der Auslandskunde, Bd. I, Reihe B, Bd. I, Hamburg 1920, S. 48): »Konfuzius' großer Irrtum bestand (nur) darin, daß er seine Sittengesetze, die zum Teil höchst wunderlicher Art waren, für ewig und unwandelbar, den Wert seines Tsch`un-ts`iu deshalb für alle Zeit gesichert hielt. Aber kann das wundernehmen bei einem Manne, der jeglichen geschichtlichen Sinnes bar war wie dieser engbrüstige Sittenprediger?»

2 Gerade die unverfälschte Überlieferung von alten Personen- und Ortsnamen widerlegt die Meinung HIRTHS, (Anc. History of China S. 76), daß die Niederschrift erst viel später erfolgt sei.

3 Vgl. Shih III 3 IX 1.