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0258 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 258 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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224   SPEZIALKARTEN AUS DER ZEIT DER HAN-DYNASTIE.

hierzu soll T `iao-chih nur einige i 000 li westlich von der Hauptstadt von An-hsi liegen. Somit reichte nach solchen Erwägungen An-lesi immer noch etwa i o 000 li über das südwestlich gelegene Tiao-chih hinaus. Oder mit andern Worten: hinter T`iao-chih blieb Raum genug bis zu der Küste des offenen Westmeeres. Da man anderseits daran festhalten mußte, daß das Meer bis nach T`iao-chih reichte, so konnte es in diesem Falle nur ein

Meerbusen sein, den man zu durchkreuzen hatte, um westlich davon gegenüber dem offenen Meer endlich Ta Chiin zu erreichen.

Nach allen solchen Voraussetzungen lag Ta (Yin ebenso wie die Westgrenze von

An-hsi noch immer i o 000 li westlich von T `iao-chih; ein breiter Meerbusen trennte beide Länder von einander, seine Mündung schob sich nördlich zwischen Ta Chiin und der Westgrenze von An-hsi: Wenn es darum heißt, Ta Chiin liege im Westen des Meeres (Hai-hsi), der westlichste Teil von An-usi im Norden des Meeres, so haben die Chinesen diese beiden Angaben nicht, wie es bei Ta C/s in in Wirklichkeit der Fall ist, auf das offene Meer, sondern auf den von ihnen konstruierten Meerbusen bezogen. Ta Ch`nn selbst machen sie somit zu einer Halbinsel, die im Süden mit dem Festlande verwachsen erscheint. Ein solches Gebilde mußte logischer Weise entstehen, wenn man die tatsächlichen Nachrichten mit dem traditionellen Erdbilde zu kombinieren suchte. Daß man, wie ein Vergleich mit der Wirklichkeit zeigt, Norden und Süden, die Lage von Wasser und Land, unbewußt miteinander vertauschte, war nur die Folge des starren Festhaltens an dem alten Westmeer.

Wir glauben uns nicht zu irren, daß dieses »Groß-China» wirklich solche Verzerrungen

erfahren hat. Denn genau dasselbe Zerrbild finden wir in einem der nächsten chinesischen Werke wieder, das sich gerade an die obigen Angaben über Ta Chin anlehnt; es ist das ältere 1/ ei-shu vom Jahre 437, das uns in einer Bearbeitung des Rei-slaili vorliegt (s. oben S. 16 f.). Ebenso wie wir zahlenmäßig feststellen konnten, heißt es auch dort, daß man von

7'` iao-chih i o 000 li westlich über einen Meerbusen fahren müsse, um nach Ta Cli ` in zu ge-

langen; ferner erhält Ta Chiin dieselbe Gestalt einer Halbinsel, die nur im Süden mit dem Festland verbunden erscheint, sonst aber vom Ozean oder seinem Meerbusen begrenzt wird. In dieser verzerrten Form muß sich also das Bild immer wiederholt haben, das sich die Chinesen des Ostens über das Land der »Chinesen» des Westens zurechtgelegt haben.'

I Soeben erscheint von O. FRANKE der Aufsatz: Kannten die alten Chinesen das Römerreich? Die Lösung des Rätsels von Ta-thsin (Neue Züricher Zeitung Nr. 1872, 29. XII. 1921). Er bezieht sich auf die Ergebnisse, die der Schweizer Gelehrte J. J. HESS (Zürich) dem deutschen Orientalistentage in Leipzig 1921 vorgelegt hat, wo er nachzuweisen suchte, daß Ta Ch`in dasselbe wie Ktesiphon sei. Dieses Resultat ist, wie ich an anderer Stelle darlegen werde, aus historischen, geographischen und etymologischen Gründen verfehlt. Hier sei nur auf den methodischen Fehler hingewiesen, daß HESS die Originalquellen der Han-Zeit ganz außer acht läßt und sich nur auf ein paar Angaben aus dem 5. und 13. Jahrhundert stützt, als die Chinesen nicht mehr wußten, wo das alte Ta Ch` in lag. Wenn er ferner die Stadt An-tu des Wei-shu (Pei-shih) auf Andio-i-Khosrav, die Tochterstadt von Ktesiphon, überträgt, so begeht er einen schweren Anachronismus; die Quelle des Wei-shu stammt etwa aus dem Jahre 437 (s. oben S. 16f.), Andio ist aber erst 540 n. Chr. gegründet.