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0140 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 140 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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DIE WEN-WANG-KARTE.

1IO

durch die möglichst vollständige Verwertung der chinesischen Kommentare für jede weitere Forschung unentbehrlich bleibt, schließt sich grundsätzlich der einheimischen Erklärungsweise an ; doch betrachtet er den Inhalt zum ersten Male als Legende, die erst lange Zeit später geschrieben sei und das Land schildere, wie es unter den Dynastien Hsia (2205-1766) und Shang (1766-1122) von kleinen Anfängen allmählich herangewachsen sei; die Abfassung selbst sei mehrere hundert Jahre nach Ye, jedoch nicht später als in der Shans-Dynastie erfolgt. Wir werden sehen, daß dieser letzte Gedanke der Wahrheit schon

erheblich näher kommt.

Während LEGGE noch an der Einheit des Yü-kung festhält, haben nach ihm andere den Text in gewisse Bestandteile zu gliedern gesucht. PLATH = ist freilich der Ansicht, daß die Beschreibung der Provinzen, Berge und Flüsse von Yü selbst herrühre ; jedoch bemerkt er richtig, daß die Einleitung und der Schluß, die allein den Namen des gefeierten Ministers aufführen, von späteren Geschichtsschreibern hinzugefügt sein müßten. Schon PLATH hat mehr die geographische Seite des Werks in Rücksicht gezogen; aber niemand anders ist ihr bisher SO gerecht geworden wie FERDINAND V. RICHTHOFEN.2 Dank seiner ausgezeichneten Landeskenntnis von China und seiner genialen Auffassungsgabe ist er wie kaum ein anderer Zeitgenosse in den Geist des Urtextes eingedrungen.3 Indem er den letzten Teil, der in schematischer Weise das Luftgebilde eines Idealstaates aufbaut, als fremde Zudichtung aussondert, stellt er aus der Beschreibung der Provinzen, Berge und Flüsse fest, daß hierin keine Legende vorliegt, auch keine Fälschung aus späterer Zeit, sondern das älteste glaub uiirdige Dokument der geographischen Literatur. Gegenüber diesem bis ins einzelne nachgewiesenen Ergebnis fallen gewisse Übersetzungsfehler, denen er als Laie in der chinesischen Sprache nicht entgehen konnte 4, kaum ins Gewicht. Denn es ist schon allein eine große Tat von ihm gewesen, daß er es zuerst war, der sich von der Erklärungsweise der chinesischen Kommentatoren abwandte und den Urtext lediglich aus sich selbst zu erklären suchte, wobei er nachwies, daß es sich hier ursprünglich nicht um Entwässerungsarbeiten Yes, sondern um eine trockene Beschreibung Chinas handelt. Bei aller Anerkennung, die er der Gelehrsamkeit der chinesischen Philologie zollte, hatte ihn die Erfahrung gelehrt, daß geographische Begriffe bei den Kommentatoren von sehr untergeordneter Art waren, da die Grübelei sie auf Wege führte, die sich von dem gesunden Menschenverstand entfernten.

Auch heute kann vor solchen Verirrungen nicht genug gewarnt werden. Es ist z. B. ein bedauerlicher Rückschritt, daß sich 1897 COUVREUR in seiner Textausgabe ohne jede Nachprüfung der Führung seines chinesischen Kommentators überläßt, was er überdies in einer besonderen Karte zum Ausdruck bringt.6

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= Über die Glaubwürdigkeit der ältesten chinesischen Geschichte (Sitzb. d. K. Akad. d. Wiss. 1866 I, 4) München 1866, S. 1 S ff. Desgl. China vor 4000 Jahren, München 1869. Eine gekürzte Darstellung von dem-

selben: Die beiden ältesten Geographien China's vor 4000 und 3000 Jahren, Zeitschr. d. Gesellsch. f. Erdk. Berlin 1871, S. 162 ff.

2 China, Bd. I, Berlin 1877, S. 277 ff.

3 Vgl. besonders das anerkennende Urteil des Paters ALBERT TSCHEPE, Die drei Kiang des Chou-King.

Ihre Geschichte von ehedem bis jetzt. Randglossen und Ergänzungen zu RICHTHOFENS „China" Bd. I S. 330. Mitt. d. Seminars f. Orientalische Sprachen, VIII, 1905, S. 139ff.

4 Vgl. E. CHAVANNES, Mém. Mist., I, S. 135, A. 1, S. 140, A. 2.

5 a. a. O., S. 286, A. I.

6 Chou king, texte chinois avec une double traduction en français et en latin des annotations et un vocabulaire par S. COUVREUR, Ho kien fou, 1897, S. 61 ff.