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0204 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 204 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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DIE CHOU-KARTE.

Der Ho kommt von der Erhebung des K`un-lun. Seine Farbe ist weiß. Das Bewässerungsgebiet umfaßt 1700 (Kanäle?); manchmal ist die Farbe der Berggewässer gelb. Nach ioo li macht er eine kleine Krümmung, nach i 000 li (wieder) eine Krümmung, dann (fließt er) geradeaus.

Der letzte Abschnitt bringt nur eine Aufzählung der neun Mündungsarme des Huang-ho und schließt mit dem Satz:

Von den Erläuterungen über die Erde bis zu den über die neun Ho rühren alle Namen von Yü her.

Diese Angaben über den Huang-ho und seine Quelle sind für die spätere Kartographie von ungeheurer Tragweite. Zum ersten Male bezeichnet hier der Name K`un-lun nicht mehr das Barbarenvolk des Ordos-Landes, sondern ein Hügelland, aus dem der heilige Strom in i 700 Quellgewässern entspringen soll. Woher rührt diese ebenso seltsame wie folgenschwere Umwandlung des Namensbegriffes? Die Antwort ergibt sich aus der Lage, welche das Erh-ya dem neuen Berge gibt. Da die neun Mündungsarme des Stromes die Große Ebene ausfüllen, so ist die zweite »Krümmung» sicherlich mit dem Knie am Huashan identisch, so daß die erste, i 000 li oberhalb angegebene Krümmung weiter nach Norden anzunehmen ist ; und nur die geringe Entfernung von i oo li würde uns weiter bis an den Fuß des Quellberges bringen! Danach scheint es, daß man im Zeitalter des KONFUZIUS eine dunkle, jedoch nur ganz lückenhafte Vorstellung von dem großen Huang-hoI3ogen hatte; aber von seinem Oberlauf aus dem weiten Süden und Südwesten war noch immer nichts bekannt, so daß man seine Quelle irgendwo im Ordos-Land vermuten mußte. Weshalb der hypothetische Quellberg gerade den Völkernamen K`un-lun erhalten hat, das ist bereits oben S. 137f. als ein Mißverständnis erklärt worden, das durch falsches Ablesen von einer Karte entstanden sein dürfte.

Jedenfalls steht fest, daß im Erli ya die Verwandlung des Volkes Kun-lun (K` un-lun) in ein ebendort gelegenes Hügelland vollzogen ist; dieser kartographische Fehler sollte sich von jetzt ab durch alle chinesischen Texte und Karten fortsetzen, um noch weitere Fehler im Gefolge zu haben, so daß der Name schließlich auf das größte Gebirgssystem Zentralasiens überging.'

s

d) Das Erh-ya über den Westrand des Erdquadrats. Wenn wir zusammenfassend den Westrand des Erdquadrats betrachten, wie er uns im Erle ya entgegentritt, so lernen wir dort von der Reichsgrenze bis zum hypothetischen Westmeere nur zwei Namen kennen: Hsi-wang-mu und Yung. Noch keine Ahnung hatte man davon, daß aus demselben Westen in großem Bogen der Huan.ç-ho seinen Lauf nimmt; vielmehr glaubte man, die Quelle des Flusses liege im Nordwesten des Reiches, und zwar in der sogenannten Erhebung des K`un-lun, wo wir heute das Ordos-Land kennen. Darüber hinaus wird auf der Karte bereits das Nordmeer eingezeichnet sein.

Ebenso unvollkommen und fehlerhaft ist anscheinend die Darstellung des Südwestens gewesen. Noch immer galt der Durchbruch des Yangtsé bei I-ch`ang fu als sein Quellgebiet, zumal von seinem Oberlauf aus Tibet oder aus Sz'tschwan noch nichts bekannt war. Das Zeitalter des KONFUZIUS ist also nicht in der Lage gewesen, die 600 Jahre ältere Wen-wang-Karte nach Westen zu in nennenswerter Weise zu ergänzen oder zu berichtigen.

I Kaum mehr als eine Kompilation der chinesischen Quellennotizen seit dem Erh ya ist die Darstellung voll K. O. N. HONGWANJI, Were are the Kuen-lun Mountains? in: Report of the eighth international Geographic Congress 1904, S. 741 ff.

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