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0220 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 220 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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188

DIE CHOU-KARTE.

damit übersprang, läßt sich auf einer chinesischen Karte dieses Zeitalters ungefähr abschätzen; um etwa i 8 000 li, d. h. über 7000 km, hat man die Namen von der Grenze Chinas westwärts hinausgeschoben.

Ein solcher Eingriff konnte auf die Interpretation der ältesten Parallelstellen nicht ohne Wirkung bleiben. Als man in dem wiedergefundenen Urtext der Bambus-Annalen auf den vieldeutigen Satz stieß, der von MU-WANGS Besuch bei HSI-WANG-MU handelte, da mußte man aus einem Vergleich mit der Karte den Fehlschluß ziehen, daß jener alte chinesische Herrscher der einzige gewesen sei , der eine über i 8 000 li lange Reise durch die ganzen Westländer unternommen habe, um erst jenseits des fernen Ta Chiin das geheimnisvolle Land der »Königin-Mutter des Westens» zu erreichen; denn man konnte nicht so leicht auf den Gedanken kommen , daß dieser Name eigentlich an die Westgrenze von China gehörte und nur auf späteren Karten seinen Platz im fernsten Westen erhalten hatte.

Was dies alles für das Mu-t`ien-tzú-chuan zu bedeuten hatte, ist jetzt ohne weiteres einzusehen. Weil der Urtext von der vermeintlichen Weltreise zu Hsi-wang-mu nicht ein Wörtchen brachte, glaubte der Herausgeber hier ergänzend eingreifen zu dürfen. Es war also hauptsächlich jener kartographische Fehler daran schuld, daß die neue Textausgabe durch eine langatmige Schilderung über eine abenteuerliche Weltreise, die den Herrscher bis zu HSI-WANG-MU führte, erweitert wurde.

Seitdem diese Auffassung den Text des Mu-t`ien-tzú-chuan beherrschte, war für weitere Legenden der Boden geebnet. Man zauberte sich ein Paradies hervor, das in die größte Ferne entrückt schien; in einigen Schriften I wird es selbst von Ta Chiin (Arabia felix) durch ein Meer, durch Flüsse und Berge geschieden und in das K`un-lun-Gebirge verlegt als Wohnsitz der Göttin HSI-WANG-MU. Wie lange diese phantastische Darstellung, in die sicherlich indische Mythen hineinspielen, nachgewirkt hat, wissen wir nicht. Jedenfalls ist es wahrscheinlich, daß sie unter dem Eindruck der legendarischen Erweiterung des Mut`ien-tzú-chuan der Kartographie Jahrhunderte lang ihr Gepräge gegeben hat.

I Vgl. das Wei-lüeh, verfaßt 429 n. Chr., bei F. HIRTH a. a. O., S. 77, desgl. das Pei-shill und Wei-shu ebda., S. 50 f.; s. auch unten S. 228.

Zu S. 188 ist nachzutragen, daß letzthin besonders BR. SCHINDLER im Mu-t`ien-tzú-chuan legendäres Beiwerk nachgewiesen hat (Das Priestertum im alten China, L Teil, Leipzig 1919, S. 87 f.), und zwar gerade innerhalb desjenigen Teiles, den wir als spätere Interpolation erkannt haben. Auch ist bemerkenswert, daß er in der Kritik der Quellen der vorklassischen Zeit vielfach zu Ergebnissen kommt, die sich mit den unsrigen berühren, namentlich hinsichtlich des Cliou-li (S. S7ff.), an dessen Echtheit jetzt nicht mehr zu zweifeln ist.