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0261 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 261 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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I)IE VU-KUNG-KARTE DES P` EI HSIU.

åp,

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Fassen wir die wesentlichsten methodischen Forderungen zusammen, so sehen wir, daß eine jede Karte mit genauer Orientierung in gleichen Li-Abständen zu quadrieren ist, wobei man die wahren Distanzen nicht direkt aus den Entfernungsangaben, sondern nur unter steter Berücksichtigung der Krümmungen der Wege und der Art des Geländes gewinnen soll. Von neuem zeigt sich, daß astronomische Ortsbestimmungen noch gänzlich unbekannt sind ; somit baut sich die Karte lediglich auf den einzelnen Itinerarien auf. Aber die Anweisungen hierfür sind hier zum ersten Male so scharf und klar durchdacht, daß wir mit CHAVANNES P` EI Hsiu unbedingt als den Vater der wissenschaftlichen Kartographie Chinas bezeichnen dürfen.

b) Umfang seiner Yin-kung-Karte. Seine methodischen Grundsätze hat FEI Hsiu zum ersten Male in seiner Yii-kung-Karte angewandt. Inwiefern diese auch unseren Gegenstand betrifft, das können wir bereits aus dem Titel entnehmen ; denn Yii-kung-ti-yii-t`u Asilaii rI bedeutet wörtlich : Karte des Gebietes und der Grenzzonen nach dem Yü-

kung. Sie stellt also nach chinesischer Erdansicht nicht nur das eigentliche Reichsgebiet dar, sondern auch die Grenzländer bis zu den vier Meeren. Und da P`ei Hsiu sicherlich die geographischen Vorstellungen seines eigenen Zeitalters zugrunde gelegt hat, muß er in seiner Karte außer China auch andere, besonders seit der Han-Dynastie bekannte Gebiete eingezeichnet haben; hierzu gehörten vor allem die Westländer.

Zu demselben Ergebnis kommen wir, wenn wir die Angabe eines späteren Gelehrten, die Karte habe den Maßstab von 2 Zoll = I 000 li gehabt, zum Ausgangspunkt unserer Be-

ek      trachtung machen. Dieses Maßverhältnis bedeutet nichts anderes als r :5 000 000 i ; d. h.
bei diesem Maßstabe würden die Länge und Breite einer Karte Chinas kaum 75 cm er-

.Qi,   reichen. Nun heißt es aber, daß das ganze Kartenwerk 18 Blätter umfaßt habe. Sondern

wir die beiden ersten Blätter für Vorwort und Übersicht aus, so bleiben 4 X 4 Blätter zur Darstellung des Erdquadrats. Wenn wir voraussetzen, daß auch in jener Zeit ein chinesisches Folioblatt im Durchschnitt 3o-35 cm breit war, so hätten vier nebeneinandergelegte Blätter eine Breite von 120-140 cm gehabt, ein Wert, der bei einem Maßstab von 1:5 Mill. die vorhin mit 75 cm angegebene Breite der Karte Chinas um das Doppelte übersteigen würde. Somit muß von den überschüssigen 50-70 cm der bei weitem größte Teil auf die Westländer entfallen. Setzen wir die Breite einer solchen Karte zum ideellen Wert in Beziehung, so erhalten wir 25-30000 /i. Vergleichen wir damit, daß sich unter der Han -Dynastie die gesamte Oikumene von Westen nach Osten über 28 000 li ausgedehnt hat, so kann von einem Zufall hier nicht die Rede sein. P`ei Hsiu hat sicherlich die Breite der Oikumene aus einer Han-Karte entnommen und in diese die aus Itinerarien gewonnene Darstellung des eigentlichen Chinas eingepaßt.

e) Die Darstellung der Westländer. Wenn FEI Hsiu tatsächlich seine sechzehn-

blättrige Yü-kung-Karle auch über das ganze Gebiet der Westländer ausgedehnt hat, wie man es sich seit der Han-Dynastie vorstellte, dann wird er sich wohl kaum damit begnügt haben, bloß die aus dem Yü-kung überlieferten Namen einzutragen; denn nur wegen der vier Barbarenvölker, die man von altersher westlich vom Schwarzwasser einsetzte, wird er nicht erst besondere Kartenblätter gezeichnet haben. Vielmehr dürfen wir aus dem Inhalt späterer Yü-kung-Karten entnehmen, daß er die Geographie der Vorzeit mit der

I Hierbei ist vorausgesetzt, daß i Zoll = 0,04 in und I li — 40o m ist, so daß ein Zoll den zehntausendsten Teil eines Li bildet.