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0251 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 251 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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LI-CHIEN UND TA CH` IN.

2 I 7

unsere Forscher meistens geglaubt, alle drei Namen bezögen sich wirklich auf ein und dasselbe Land; so denkt HIRTH in seinem »China and the Roman Orient» an Syrien, indem er Li-chien auf den südlichsten Hafenplatz Reker oder Petra, Ta Ch`in auf Syrien oder Sur (für Tyrus)' und Fu-lin (alter Laut Pat-lim) auf Bethlehem 2 überträgt. Mögen sich auch diese drei Verbindungen etymologisch begründen lassen, so sind sie doch methodisch verfehlt, weil hier ohne nähere Nachprüfung vorausgesetzt wird, daß Li-chien, Ta Ch`in und Fu-lin nicht nur in der Vorstellung der Chinesen, sondern auch in der Wirklichkeit zusammengehören. Eine solche unbegründete Annahme kann leicht zu Fehlschlüssen führen. Positive Resultate dürfen wir nur erwarten, wenn wir jeden Namen allein für sich in seiner Beziehung zur chinesischen Geographie untersuchen.

Was in diesem Falle Li-chien betrifft, so haben wir bereits gesehen, daß wir, je nachdem wir uns an CHANG CHIEN oder an die izlteren Han-Annalen halten, wahrscheinlich zwischen Hyrkanien und Seleucia zu unterscheiden haben. Nur der Mangel an gesicherten Angaben hat die Chinesen dazu verführt, beide Begriffe zusammenzuwerfen.

Ähnlich steht es mit den späteren Namen Ta Chiin und Fu-lin, die wir an geeigneter Stelle zu erörtern haben. Doch werden wir uns nur auf die Fragen beschränken, die für die geographischen Vorstellungen der Chinesen von Bedeutung sind.3

c) Der Name Ta Chin und seine wirkliche Lage. Wie ein unglaubwürdiges Märchen mag es den Chinesen zuerst geklungen haben , als sie am Ende des t. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung hörten, daß im fernsten Westen jenseits des Meeres ein großes, mächtiges Volk wohne, das durch seine vollkommenen Staatseinrichtungen, durch seinen glänzenden Reichtum an den wertvollsten und seltensten Produkten , vor allem aber durch seinen ehrenhaften Charakter so hoch dastehe, daß es sich mit den Bewohnern des Reiches der Mille durchaus messen könne. Dies bedeutete den Bruch mit der althergebrachten Auffassung, wonach China das einzige Kulturvolk sei, während rundherum wilde Barbarenstämme wohnten ! Noch niemals zuvor haben die Chinesen fremden Menschen ein solches Lob erteilt wie jenem fernen Westvolk :

Die Leute sind alle hochgewachsen und aufrichtig, gerade so wie die aus dem Reich der Mitte; darum werden sie Ta CIz`in (Groß -Ts` in) genannt.

Dieser Satz, den wir aus den späteren Han-Annalen wörtlich wiedergeben, ist nicht nur psychologisch, sondern auch sprachlich von größtem Interesse. Wenn wir nämlich beachten, daß das Ausland schon Jahrhunderte vorher die Chinesen als die Leule von (7:7in oder Mahā-Cī.na (später Mūcin, d. h. Groß-China) bezeichnet hat 4, so will der Satz offenbar

I China and the Roman Orient , S. 214 ff. Syrisch-chinesische Beziehungen im Anfang unserer Zeitrechnung; in OBERHUMMER u. ZIMMERER, Durch Syrien und Kleinasien, Berlin 1899, S. 441, Anm. 2, S. 442, Anm. 3.

2 China and the R. O., S. 284 ff.

3 Eine eingehende Untersuchung behalte ich mir für den zweiten Teil meiner »Alten Seidenstraßen» vor.

4 Vgl. H. YULE, Cathay and the way thither, London 1866, S. XXXVI ff., LXVIII, CXVIII; PELLIOT, Bull. de l'Ecole franç. d'Extr.-Orient, Vol. IV, 1904, S. 143—I So.

Die neuesten Erörterungen über den Ursprung des Namens China (LAuFER , T oung pao 1912, S. 719 ff., PELLIOT, ebd. S. 727 ff., 1913, S. 427 fi.) haben wiederum bewiesen, daß er auf den Namen der Dynastie Ch`in zurückgeht. Allerdings war er nicht bei den Chinesen selbst, sondern nur bei den Fremdvölkern in Gebrauch, wie sich bis ins 2. Jahrh. vor Chr. Geb. nachweisen laßt (vgl. auch DE GROOT, Die Hunnen etc., S. 126, 188). Ja, es scheint, daß der Name Cruz für China in der Sanskritliteratur schon für 300 v. Chr. vorkommt (vgl. JAGDBI, Kultur-, Sprach- und Literarhistorisches aus dem Kautilīya, Sitzber. d. Kgl. Preuß. Akad. d. Wiss., 1911, S. 961, desgl. 1912, S. 832 ff.). Danach ist der Name e'rn schon lange vor der kaiserlichen Epoche (25 5-220 V. Chr.) aufgetaucht, als die Vorfahren dieser Dynastie nur die Nordwestmark von China als Lehen besaßen. Wenn

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