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0184 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 184 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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DIE WEN -WANG - KARTE.

Eine kritische Geschichtschreibung hat es daher nicht mehr nötig, sich mit solchen Verirrungen chinesischer Gelehrsamkeit auseinanderzusetzen. Wenn sie es versuchen will, den Schleier über das Dunkel der Vorzeit zu lüften, dann sollte sie lieber an gewisse Äußerungen im Shu-ching anknüpfen, welche sich noch aus der vorkonfuzianischen Zeit unverfälscht erhalten haben. Diese ältere Überlieferung kennt keinen Kaiser vor der Hsia-

Dynastie, sondern mehrere aristokratische Herrschaften; zwei Fürsten, CH`IH-YU   i und
MIAO ;; , sollen den Frieden durch Erhebungen und Grausamkeiten unterbrochen haben, bis sie HUANG-TI, der Herr des Himmels (also nicht ein menschlicher Herrscher!), durch Absetzung strafte und durch die drei Weisen Yü, KAO-YAO und CHI eine neue soziale Ordnung herstellte; während Kao-yao das Strafrecht, Chi den Ackerbau begründete, soll Yü Wasser und Land reguliert und Berge und Flüsse durch Namen festgestellt haben. Diese uns von zwei Seiten überkommene Überlieferung I hat sicherlich eher einen geschichtlichen Hintergrund als alle späteren Umdichtungen, die sich seit Konfuzius und Ssú-ma Ch` ien in die Geschichtschreibung eingedrängt haben.

Was die Zeitalter der Hsia und der Yin betrifft, so bleibt hierüber die Darstellung bei Ssú-MA CH`IEN sehr lückenhaft; denn sie begnügt sich in mehreren Fällen mit einer Aufzählung der regierenden Herrscher und gibt die Quellen2, darunter auch die älteren Zeittafeln, nur in Auszügen wieder. Aber anderseits ist ihre Bedeutung nicht zu unterschätzen, weil sie uns dadurch Quellen erhalten hat, die sonst ganz verloren wären.

g) Die Ûberlieferung und die Urfassung der Bambus-Annalen. Kein Quellenwerk ist durch die Erschließung der alten Reichskarte in ein solch helles Licht getreten

wie die Bambus-Annalen. Die Ciu-shu-chi-nien ' -     f   oder »Die auf Bambus geschrie-
benen Annalen» sind vor ihrem Untergange durch einen merkwürdigen Zufall bewahrt geblieben. Im Jahre 281 nach Chr. wurden sie bei der Plünderung einer fürstlichen Grabstätte südwestlich von Hsün (Präfektur Wei-hui, Provinz Honan) aufgefunden. Der Text muß etwa 575 Jahre vorher abgeschlossen sein denn als letztes Datum gibt er das 20. Regierungsjahr des Königs Ai von Wei an (299 v. Chr.), den er als den »gegenwärtigen

König» bezeichnet. Bevor der Kaiser HSIEN-NING   aus dem Herrscherhause Clan (Tsin)
das Werk der Bibliothek einverleibte, ließ er von seinen Gelehrten die Bambus-Tafeln ordnen und den Text in die neuere Schriftform übertragen. Unmittelbar darauf machten

uns Tu Yü ± 14, der berühmte Kommentator des Tso-chuan, und SHU Hsi   tj über den
Inhalt des alten Schriftstückes einige äußerst wertvolle Mitteilungen. Im 6. Jahrhundert verfaßte SHEN Yo tic ej, ein Gelehrter und Offizier der Liang-Dynastie (502-556 n. Chr.), eine neue kommentierte Ausgabe.

Dieses Werk ist lange Zeit für apokryph gehalten worden 3; erst spät hat es eine gerechtere Beurteilung erfahren. Allerdings hatten schon E. BIOT 4 und LEGGE5 den historischen Wert desselben stark betont, aber den wirklichen Nachweis hierfür konnte erst CHAVANNES erbringen in eingehenden, trefflichen Untersuchungen, die er mit der Bearbeitung von Ssú-MA CHeIENS Geschichtswerk verbunden hat6; so stellte er verschiedentlich fest.

I Vgl. Mém. hist. I, S. 186 f.; Shu-ching IV 27, 2-9 (Ch. Cl. III 595).

2 Hierüber S. CHAVANNES, Mém. hist. I, S. CXXXVI ff.

3 Vgl. DE MAILLA, Histoire générale de la Chine, Tome I, Paris 1777, S. LXXXV fl".

4 Tchou-chou-ki-nien, traduit par Eu. BIOT; Journal asiatique, III. Série, Tome XII, 1841, S. 537-578; Tome XIII, 1842, S. 381-431.

5 Ch. Cl. III, Proleg. S. 104 ff•

6 Mém. hist. I, S. CLXXXVIII, besondersV, S. 446-479: De l'authenticité des »Annales écrites sur bambou».

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