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0306 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 306 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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DIE ERDKARTE VOM JAHRE 1137.

ist die Verkürzung in der Richtung nach Norden oder Süden. Im Norden sind die fernsten Gebiete einfach fortgelassen ; denn hier geht die Darstellung nicht über Chü yen (am Mündungssee des Edsin-gol), das Land der Wu-sun (am Issik-köl) und Sui yeh (Sujåb, Tokmak) hinaus. Im Süden sind die Küstenlinien bis in die Lage der Insel Hai-nan herauf-geschoben worden. So erscheint denn der dargestellte Teil der Westländer stark verzerrt.

Was die Herkunft der einzelnen Angaben betrifft, so gehen einige bis auf das Yü-kung zurück und zwar wieder in der übertriebenen Auffassung, wie wir sie seit der Han-Dynastie festgestellt haben. So tritt der Fluß von Kan-chou unter dem Namen 7o-shui (Weichwasser) auf; auch den Namen Ho-li finden wir dort wieder. Das Chi-sliili, das im Yü-kung den Anfang der Schiffahrt auf dem (Huang-) Ho bildet, erscheint nunmehr als Gebirge südlich vom Cz`ing-hai (Kuku-nor). Merkwürdigerweise bleibt der westliche Grenzfluß Hei=shui (Schwarzwasser) unerwähnt, während die von ihm durchflossene Landschaft San-wei einen besonderen Platz nördlich vom Oberlauf des (Huang-) Ho hat.

Im großen und ganzen scheint für die Westländer das Vorbild eine Karte aus der Tang-Zeit zu seinI; vermutlich ist es die berühmte Erdkarte des CHIA TAN (8oi n. Chr.), die der Verfasser, wie er selbst angibt 2, benutzt hat. Einen breiten Raum nehmen aber immer noch Angaben aus den Han-Annalen ein , was sicherlich auf den großen Einfluß

der Yü-kung-Karte des FEI Hsru (267 n. Chr.) zurückgeht.

Von besonderer Bedeutung ist die Eintragung der Mauer von Yü-men-kuan (westlich von Tun-huang) bis Chü yen am Mündungssee des Yo-shui (Edsin-gol); sie bestätigt nämlich vollkommen, was wir S. 1,99 vermittelst der archäologischen Forschungen von A. STEIN festgestellt haben.

Etwas nach Süden verschoben erscheint die Zeichnung des Tarim und des Lop-nor, von denen nur der letztere mit seinem alten Namen P` u-ch`ang-hai aufgeführt ist. Das Vorbild ist sicherlich die entsprechende Schilderung im Shui=ching-chu (s. oben S. r o f.) ; denn der vom Ts`ung-ling kommende Flußlauf erinnert an den dort beschriebenen Nordfluß, der bei Yü-t`ien (Khotan) entspringende Lauf an den Südfluß, während der kleine süd-

westliche Zufluß des Lop-nor der Anavatapta-Fluj3 sein mag.3

Völlig rätselhaft ist aber die Darstellung der namenlosen Flüsse im Süden. Soll die Stelle, wo der Yü-t` ien-Fluß und ein südwärts strömender Fluß ihren Ursprung haben, der

K`un-lun sein, der im Shui-ching-chu mit dem Anavatapta-Gebirge identifiziert wird? Haben wir in diesem letztem Fluß den Ganges, in dem westlichen, aus mehreren Quellen entstehenden Fluß den Indus zu erblicken? Welcher von den beiden dort bezeichneten Seen könnte der Anavatapta, der buddhistische Zentralsee, sein? Oder sind es überhaupt keine Seen, sondern nur schadhafte Stellen in der Steinplatte, an denen es dort auch sonst nicht fehlt? Bei der völligen Unzulänglichkeit der Darstellung ist es in der Tat unmöglich, allen diesen Fragen näherzutreten.

3. DER ERGÄNZENDE TEXT.

Was die Karte selbst nicht mehr zu bieten vermag, das findet der Leser in den verschiedenen Notizen, die besonders an den Rändern der Karte verteilt sind. CHAVANNES hat hiervon eine mustergültige Übersetzung geliefert und einen reichhaltigen Kommentar

I Vgl. auf der Karte die Ortsnamen, welche erst durch die Tang-Annalen bezeugt sind: Sui-yeh (Sujäb, Tokmak), Hsi (Turfan), T`ing (Jimsar).

2 s. unten S. 275.

3 Während das Shui-ching-chu nur linke Zuflüsse zum Nordfluß kennt, bringt unsere Karte dazu noch rechte Zuflüsse; es sind dies wohl nur Phantasieflüsse.