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0262 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 262 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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DIE BLÜTEZEIT DER CHINESISCHEN KARTOGRAPHIE DES MITTELALTERS.

gegenwärtigen verbunden hat. Und da man in seinen Tagen über den Gesichtskreis des Zeitalters der Han-Dynastie noch nicht hinausgekommen war, so wird seine Darstellung nichts anderes als die Neuauflage eines Hafz-Hsi yii-t`u gewesen sein, in das Angaben aus dem Yü-kung eingestreut sind.

Wir werden also im Quellgebiet des Tarim den K`zrn-lunz als Gebirge erwarten

dürfen, während die Westbarbaren, die Hsi-chih und Ch` ii-sonn über die Gegenden diesseits oder jenseits des Ts` ung-lieg verteilt erscheinen — alles Irrtümer, denen die übertriebene Kommentierung des Yü-kung notwendigerweise verfallen mußte. Wir werden sehen, daß sich ein solches Kartenbild, das zwei ganz verschiedene Zeitalter miteinander vereinigen will, bis in das Zeitalter der Mandschu-Dynastie immer wiederholt hat (s. P1. VIA).

2. DAS WAI-KUO-T`U.

a) Legendenbildungen über die Westländer. So bedeutungsvoll die methodischen Erörterungen des Ministers VEI HsiU für die Geschichte der chinesischen Kartographie gewesen sind, für die Darstellung der Westländer konnten sie vorläufig noch nicht praktisch verwertet werden. Denn damals waren die Beziehungen zu Zentralasien so gelockert, daß die Gelehrten der Chin -Dynastie in dieser Hinsicht fast nur auf ältere Schriften angewiesen waren; und wo tatsächliches Wissen fehlte, da mußten Legenden nachhelfen, um das Bild, das man sich über den Westen zurechtlegte, zu vervollständigen oder zu erweitern.

Besonders stark wurde die Phantasie erregt, als man im Jahre 281 n. Chr. in dem Grabe eines alten Fürsten zusammen mit den Bambus-Annalen ein seltsames Buch über den Chou-König Mu entdeckte, das von seinen Reisen zu Barbarenvölkern im Nordwesten erzählte.

Was den Text dieses Buches, des Mu-t`ien-tzit-chuan, betrifft, so glauben wir oben S. 184 ff. nachgewiesen zu haben, daß ihn damals ein Gelehrter — wahrscheinlich der Herausgeber SUN Hsü selbst (f 289 n. Chr.) — insofern verfälscht hat, als er einen abenteuerlichen Bericht über die Reise des Königs zu Hsi-WANG-JMU einfügte. Als Vorlage mag er eine Yü-kung-Karte (von P`EI Hsiu?) benutzt haben, die ihm das Chi-shih, den Oberlauf des

Huang-ho, den Kun-lun, das Schwarzwasser und die angeblich dorthin verbannten San-miao genau an denjenigen Stellen ansetzte, wo wir sie erst seit der Han-Dynastie annehmen dürfen. Sind schon diese Positionen recht phantastisch, so führt uns der Erzähler darüber hinaus ganz und gar in das Reich der Phantasie.' Zur Zeit der Han-Dynastie, wo man den Westen durch Landesaufnahmen näher kennengelernt hatte, hätte man eine so grobe Verfälschung der geographischen Karte, wie sie uns durch jene Fabeleien geboten wird, nicht so leicht wagen dürfen. Aber unter der Chin -Dynastie war der Blick nach Westen schon an sich durch phantastische Kombinationen wieder so getrübt, daß die Hsi-wang-mu-Legende den Eindruck von geschichtlichen Ereignissen erwecken konnte.

I Es ist jedoch bemerkenswert, daß trotz aller Fabeleien die Route des Königs Mu nach Westen in ihrer Länge nur so weit geführt ist, als es die Karten der Han-Dynastie zulassen. Außerdem scheint es, daß sich hinter gewissen Angaben, z. B. über die Natur des Landes von HsI-WANG-MU, Merkwürdigkeiten von Arabien verbergen. Insofern hat also FORKE, der in Hsi-wang-mu die Königin von Saba erkennen will (s. oben S. 179 Anm. 4), wohl das Richtige getroffen. Alles dies dürfte sich daraus erklären, daß die Chinesen seit etwa ioo n. Chr. Arabien unter dem Namen Ta Ch` in kannten (s. oben S. 217 ff.).