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0327 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 327 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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ZEITALTER DER MING-DYNASTIE.   2 8 I

Daher lassen sich bezüglich der Westländer keine Karten nachweisen, die gerade das Zeitalter der 11114-Dynastie betreffen. Das zeigen uns am besten die umfassendsten geographischen Werke dieser Periode: das Ta-Minòo i-teung-chih, Allgemeine Geographie der Ming-Dynastie I, und das Kuang-yü-t` u-chi, Erweiterte Erdbeschreibung mit Karten.2 In beiden Werken beschränkt sich der Text nicht nur auf China, sondern er umfaßt auch die Reiche der Westländer; aber die beigefügten Karten gehen nicht über die Westprovinzen Chinas hinaus. Wie ein breites Band umgibt die Wüste Sia-mo den Norden und Nordwesten des Reiches; gleich dahinter liest man nur noch den Namen Samarkand, als wenn diese Stadt Westturkistans dicht bei China läge.

So schrumpfen denn die Westländer wieder zu der schmalen Randzone zusammen, die sie in den ältesten Karten bis zum Beginn der flan-Dynasfie eingenommen haben. Was sich schon auf der Karte von i 137 geltend gemacht hat, das vollendet sich jetzt in höchstem Maße: China nimmt wieder fast den gesamten Raum des Erdquadrats ein.

b) Erste Berührung mit der europäischen Kartographie. Um dieselbe Zeit, in der die chinesische Kartographie der Westländer ihrem Untergang entgegenzugehen schien, trat sie zum erstenmal in Berührung mit der europäischen Kartographie. Den ersten portugiesischen Kolonisten waren im Laufe des 16. Jahrhunderts Brüder der Gesellschaft Jesu gefolgt; sie wurden die wahren Vermittler zwischen europäischer und chinesischer Kultur. Um den wißbegierigen Chinesen die für sie ganz neue europäische Welt in ihrer geographischen Lage näher zu führen, gaben sie schon nach kurzer Zeit europäische Weltkarten in chinesischer Umschrift heraus.

So entstanden bald nacheinander zwei Karten, welche, wie die Weltkarte des ORTELIUS, die gesamte Erde in unechter Kegelprojektion darstellten 3 ; im Jahre 1584 die nach dem Fundort benannte Ambrosianer Karte und im Jahre 1602 die des gelehrten MATTEO Ricci. Von der letzteren Karte wissen wir neuerdings, daß sie der berühmte Jesuitenpater nach langjährigen Vorbereitungen zusammen mit einem chinesischen Sekretär hergestellt hat, als er eben in Peking vom Kaiser mit besonderen Ehren empfangen worden war.

Riccis Karte enthält eine Fülle von geographischen Namen und Legenden. Wegen ihres europäischen Gehalts bringt sie über Zentralasien ein Gemisch von Angaben aus PTOLEMÄUS und MARCO POLO ; da sich diese Angaben aus manchen Mißverständnissen zusammensetzen, so wird dort das Kartenbild an Wahrheitstreue von den älteren chinesischen Karten bei weitem übertroffen. Nur ein paar Angaben hat Ricci aus chinesischen Quellen eingefügt, wie Yang-kuan westlich von Sha-chou, die T`u-chiieh (Türken) und sonderbarerweise das Land T`ien fang (Arabien) nördlich vom Yin-shan und Tien-shan.

I A   --   ;, kaiserl. Ausg. 1461, mit schlecht ausgeführten Karten der damaligen Provinzen Chinas.

2 a    E; zugrunde liegt ein kartographisches Werk von 1311-1320; unter der Ming-Dynastie er-
schien es verbessert und erweitert im Jahre 1566. Mir sind zwei Drucke zugänglich gewesen, ein älterer Druck ohne Jahresangabe und eine 1686 vermehrte und kommentierte Ausgabe in einem Neudruck vom Jahre 1802. Vgl. auch A Note on the Chinese Atlas in the Magliabecchian Library etc., Journ. of the R. Asiat. Soc. 1919, S. 394ff. HIMLYS Behauptung (Zeitschr. d. Gesellschaft für Erdk., Berlin 1879, S. 181 ff.), die letzte Karte stelle die Westländer, Ili und Tibet dar, beruht sicherlich auf einer Verwechslung mit dem Ta-Ch'ing-i-t`ung-chih, der allgemeinen Geographie der Mandschu-Dynastie. Siehe auch Vol. III des vorliegenden Werkes, S. 61 f., ferner oben S. 68.

3 J. F. BADDELEY, Father Matteo Ricci's Chinese World-maps, 1584-1608; Geographical Journal, Vol. L 1917, S. 254-270, mit einer so starken Verkleinerung von Riccis Karte, daß die chinesische Schrift nicht zu lesen ist. Vgl. auch: E. HEAWOOD, The Relationships of the Ricci Maps, ebd. S. 271-276; LIONEL GILES, Translations from the Chinese World-map of Father Ricci, ebd. Vol. LII 1918, S. 367-385, Vol. LIII 1919, S. 19-30. Mit GILES lehne ich die Herkunft der Ambrosianer Karte (1584 n. Chr.) von Ricci ab.

36. VIII.