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0275 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 275 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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DIE LAGE VON FU-LIN.

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von Su-lin (Seleucia-Ktesiphon) zu rechnen ist, so scheidet Antiochia gänzlich aus, für das die halbe Distanz längst genügt hätte. Erst in der Gegend von Byzanz machen die 4500 li -- 450 Farsach halt. HIRTH ist diese entscheidende Angabe noch gänzlich entgangen.

Wir sind in der Lage, auch aus der Tang--Zeit Argumente anzuführen, woraus sich eine Gleichsetzung mit Konstantinopel ergibt (s. unten S. 258 f.). Hier sei nur hinzugefügt, daß sie auch von etymologischem Standpunkt durchaus zu rechtfertigen ist. Hirth glaubt aus dem Kanton-Dialekt den alten Laut pat-lam erschlossen zu haben 1; richtiger aber dürfte die Form pjival- ljiam bezw. pjival- ljian 2 sein, die KARLGREN mit Hilfe seiner phonetischen Studien ermittelt hat. Nun wissen wir von SCHLEGELS, daß in chinesischen Transkriptionen das Aufeinanderstoßen von t und i oft auf ein l oder ll mit vorhergehendem kurzen Vokal zurückgeht. Nach dieser Lautregel ergibt sich für unser Beispiel ein fremdsprachiges pollim oder tollin. Das ist natürlich nichts anderes als die Form Bolin oder Slanbólin , die uns arabische Geographen als gebräuchliche Bezeichnung für Konstantinopel übermittelt haben.4 Somit wäre gegen die Ableitung des Namens Fu-lin aus (Ek'v) 'macv nichts einzuwenden.

Auf der Karte des FEI CHU dürfen wir noch keine besondere Darstellung von Fu-lin erwarten, die auch nur im entferntesten an die Umrisse des Oströmischen Reiches erinnern könnte; fehlte es doch ganz an Hinweisen auf die vorderasiatische Küstengestaltung. Vielmehr liegt es am nächsten anzunehmen, daß der chinesische Forscher dieses Neuland in den äußersten Nordwesten des Erdquadrats gesetzt hat, wo sich Westmeer und Nordmeer berühren.

6. DAS SHUI-CHING-CHU-TU ÜBER DEN K`UN-LUN UND SEINE FLÜSSE.

a) Allgemeines. Zu wiederholten Malen haben wir das Shul-ching-chu, d. h. den Kommentar zum Wasserklassiker, ein vierzig Bücher umfassendes Werk des gelehrten Li TAO-YÜAN (50o n. Chr.), herangezogen; besonders wertvoll war es uns dort (S. toi ff.), wo es galt, einen Einblick in die Reichskarte der zweiten Han-Dynastie zu gewinnen. Aber der Text hat uns auch weit über die westliche Reichsgrenze hinausgeführt (S. i o ff.), indem er, beginnend mit dem K`un-lun, zunächst fremde Flüsse wie Indus, Ganges und Oxus beschreibt, um sich erst dann dem größten Strom Chinas, dem (Huang-)Ho, zuzuwenden und seinen angeblichen Oberlauf, den Tarim, zu schildern, mit dem er vom Lot-nor aus in unterirdischer Verbindung stehen so11.5

I Vgl. besonders Journal of the American Oriental Society XXX, S. 3 f.

a HIRTH legt in der Form pat-tann zuviel Gewicht auf das auslautende na; wenn wir in Betracht ziehen, daß die abweichende Schreibung des Namens bei HSÜAN-CHUANG (644 n. Chr.) n als alten Auslaut erfordert (s. die Namentabelle am Schluß dieses Bandes), so scheint es, daß der Chinese schon im 7. Jahrhundert zwischen auslautendem na und n keinen strengen Unterschied gemacht hat, so daß mit derselben Wahrscheinlichkeit ein n in der Fremdsprache vorliegen kann.

3 The secret of the Chinese method of transcribing foreign sounds, T`oungpao 190o, S. 104ff.; vgl. auch die von mir angeführten Beispiele in der Ostasiatischen Ztschr., Jahrg. VIII, S. 198. Linguistisch völlig verfehlt ist der Versuch von BLOCHET, Fu-lin auf `Pwµri zurückzuführen (Notes de géographie et d'histoire d'Extrême- Orient; Revue de l'orient chrétien 1908, S. 359 ff.).

4 Vgl. E. OBERHUMMER, Constantinopolis, Paulys Realenzyklopädie, Neue Bearb., Band IV, S. 967 f. J. H. MORDTMANN, Constantinopel, Enzyklopädie des Islam, Band I, 1908, S. 904.

5 Shui-ching-chu-shih, Ausg. 1786, Neudruck 1880, Buch I, II, S. I—IO; von den späteren Kommentaren ist der Text des LI TAO-YÜAN durch fettere Schrift hervorgehoben. Über die von CHAVANNES übersetzten Abschnitte s. oben S. Io, Anm. 2.