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0249 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 249 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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DIE UMGESTALTUNG DER ERDKARTE. DAS HAN - HSI -Y0 -1"U.

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haben soll, um auf seinem Gipfel dem ältesten und höchsten Kaiser HUANG-TI ein Opfer darzubringen (s. oben S. 185). Diese an sich seltsame Erzählung, die erst nach der Auffindung des llfn-t`ien-tzue-chzran (281 n. Chr.) eingefügt ist, wird uns jetzt verständlich, wenn wir an die Vorstellung anknüpfen, daß seit der Han-Dynastie nicht mehr die kaiserliche Hauptstadt, sondern der K`zuz-lun südlich von Klzotan das Zentrum des chinesischen Weltalls bildete.

3. DAS HAN-HSI-1'0-T` U.

a) Allgemeines. CHANG CH`IENS Entdeckungen haben eine weitere Durchforschung

der von ihm erschlossenen Gebiete ins Leben gerufen ; denn die Eroberungszüge durch Ostturkistan, die Gründung und Unterhaltung der dortigen Militärkolonien und die Eröffnung eines geregelten Verkehrs mit dem fernen Westen machten es notwendig, sich über Größe, Lage und Handelsstellung der einzelnen Länder noch genauer zu unterrichten, als es dem ersten Entdecker möglich gewesen war.

Als das gesamte eroberte Gebiet in die Hand eines Generalprotektors gelegt wurde,

sah dieser sich vor die Aufgabe gestellt, überall eine einheitliche Verwaltung durchzuführen. So wurden denn um 3o v. Chr. besondere Topographen damit beauftragt, die Westländer von der GroJien Mauer bis zum Lande der Y lieh-chih (Baktrien) und von dort zurück bis zu den Oasen der Dsungarei zu durchforschen.I Wenn wir ihren geographisch-statistischen Aufzeichnungen, die uns im 96. Buch des Ch`ien-Han-shu erhalten sind, auf den Grund gehen, dann können wir uns des Eindrucks nicht verschließen, daß mit der Sammlung des Materials eine Karte verbunden gewesen sein muß. Denn woher kommt es z. B., daß der überlieferte Text imstande ist, uns über die Ausdehnung, Größe und Begrenzung Ostturkistaìzs (der Westländer im engeren Sinne), über die gegenseitige Lage von Ortschaften genau zu unterrichten, auch wenn sie nicht einmal durch Wege miteinander verbunden sind? Dies alles ist nur verständlich unter Voraussetzung einer Karte, auf der die Topographen die einzelnen Daten erst einmal zurechtlegten, bevor sie den endgültigen Text festsetzten. Einer solchen Zeichnung, die selber einem überlieferten Text als Quelle gedient hat, haben wir oben S. 95 den Namen trimäre Karte gegeben; dieselbe mag dem Generalprotektor überall als Führer gedient haben, wenn er sich über die einzelnen Teile der Landesverwaltung oder über die Wohnsitze der fremden Handelsvölker vergewissern wollte, mit denen er diplomatische Beziehungen unterhielt.

Wir haben darum ein Recht, von einem Ran-Hsi yü-t`u, einer Karte der Westländer unter der Han-Dynastie, zu sprechen; ihrem Wesen nach war eine solche Karte nichts anderes als eine Ergänzung zu der bisherigen Reichskarte von China.

Es ist aber nicht unwahrscheinlich, daß zugleich nach der endgültigen Beschreibung der Westländer Karten angefertigt sind, um den hin- und herziehenden Handelskarawanen als Reiseführer zu dienen. Diese wären also sekund' re Karten gewesen.

Ein seltsamer Zufall hat es gefügt, daß es nicht einem chinesischen, sondern einem griechischen Kartographen vorbehalten blieb, nach einer Auswahl desselben Materials die erste wissenschaftliche Karte von Zentralasien herzustellen. Es ist MARINUS VON TYRUS, der für seine Spezialkarten vom Sakenlande, von Skythien jenseits des Irizaus und Serica ein Reisebuch benutzt hat, das mit der überlieferten Beschreibung Ostturkistans2 auf dieselbe chinesische Quelle zurückgeht. Aber, wie die geographischen Daten seines

N

I Vgl. meine »Seidenstraßen zwischen China und Syrien», S. 32ff.

2 Vgl. meine »Seidenstraßen von China nach dem Römischen Reich», Mitt. d. Geogr. Geselisch. Wien 1915.