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0133 Southern Tibet : vol.8
Southern Tibet : vol.8 / Page 133 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000263
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I

II. KAPITEL.

DIE URZEIT.

1. GRUNDLEGENDE IRRTÜMER IN DER CHINESISCHEN ÜBERLIEFERUNG.

a) Die maßlos übertriebene Darstellung des ältesten Chinas. Wenn wir einen beliebigen historischen Atlas von China aufschlagen, so zeigt uns gleich die erste Karte für das dritte Jahrtausend v. Chr. ein gewaltiges, aus neun Provinzen bestehendes Reich, das sich im Osten fast überall bis zum Meere, im Westen wie heute bis nach Tibet und

Ostturkistan erstreckt. Es ist die Reichsgeographie des Yü-kung, die man in dieser historischen Karte darstellen will.' Wenn wir dann in unserm Atlas weiterblättern, so sehen wir, daß in dem nächsten Jahrtausend die Westgrenze Chinas weithin nach Osten

bis zum Beginn des Wee-Tals und bis zur Verbindung des Yang tse mit dem Tuns-t`-ingSee zurückweicht; erst die Karte, welche uns das Zeitalter der flan-Dynastie vor Augen führt, gibt der Grenze wieder den alten Verlauf, den diese vor zwei Jahrtausenden gehabt haben soll, während die darüber hinaus liegenden Gebiete zum ersten Male unter dem Namen Rsi yü (Westgrenze, Westländer) auftreten.

Höchstwahrscheinlich hat schon in den ältesten Zeiten des chinesischen Staates, wenn nicht derselbe Name Hsi-yü, so doch ein entsprechender Begriff existiert; und gesetzt den Fall, daß es bereits damals Karten gegeben hat, die auch die westlichen Grenzgebiete mit umfaßten, dann müßte unsere Untersuchung bereits hiermit ihren Anfang nehmen.

In der Tat trifft, wie besonders im folgenden Kapitel nachgewiesen werden kann, die letzte Voraussetzung zu. Aber was das Alter und das Areal der Reichsgeographie des Yü-kung anbelangt, so beruhen die Ansichten hierüber offenbar auf einem großen Irrtum, der um so verhängnisvoller wirken mußte, weil er auf die gesamte Erforschung des chinesischen Altertums hinübergegriffen hat. Denn es ist merkwürdig : je tiefer wir in das schwierige Problem einzudringen suchen, desto mehr wachsen die Widersprüche zwischen dem Urtext und allen seinen Kommentaren; sie fallen erst dann fort, wenn wir die alte Reichsgeographie über tausend Jahre später ansetzen und den dort beschriebenen neun Provinzen nach Westen hin viel engere Grenzen ziehen, wodurch zugleich die kulturellen Grundlagen des chinesischen Altertums in ein viel klareres Licht gerückt werden. Alle diese Fragen sind im dritten Kapitel zu erörtern.

I Li-tai-ti-li-yen-ko-t`u, d. h. Historische Karten für die Zeiten der verschiedenen Dynastien, 1872. Chih-nali-tai-yen-ko-t` u, Japan. Ausgabe, 1881. SHIGENO KAWADA, Shina kyōiki enkaku zu (Historischer Atlas von China), Tōkyō 1896. v. RICHTHOFEN, China I, Tafel 4 u. 5, zieht die Grenzen nur wenig enger; v. FRIES, Abriß der Geschichte Chinas seit seiner Entstehung, Wien 1884, läßt die Westgrenze ziemlich unbestimmt. COUVREUR, Chou-king, Ho kien fou 1897, gibt wiederum die übertriebenen Grenzen der chinesischen Überlieferung an.