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0033 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 33 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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2I

Fraglich bleibt dann allerdings, was nun positiv unter Athurä zu verstehen ist; denn wenigstens der Hauptteil des eigentlichen Assyriens, die spätere Landschaft Aturia, gehörte zu Medien, nicht zum babylonischen Reiche. Aber wenigstens das Gebiet von Assur selbst (Kaivac)ist doch an letzteres gefallen; und überdies mochte man das Bedürfnis empfinden, das Volk zu nennen, das ehemals die Vormacht in Westasien gehabt hatte. So denke ich doch, daß wir ebenso wie die Babylonier Athurä mit Assyrien, Assur übersetzen dürfen. An die alten Assyrer wird man allerdings kaum mehr denken können, wohl aber an die Mischbevölkerung, die an ihre Stelle getreten ist und deren Tracht dann korrekt dargestellt sein mag. —

Den drei persischen Listen Beh., Pers. e und N. i. R., welche nichts sein wollten als eine nach gewissen Gesichtspunkten getroffene Auswahl von Völkern des persischen Reiches, steht die sog. Satrapienliste Herodots III, 89-96 gegenüber.

Für den Charakter der herodoteischen Liste ist zu betonen, daß sie sich selbst, so wenig wie die persischen Listen, nicht als eigentliche Satrapienliste ausgibt. Eine Aufzählung der Satrapien könnte von Griechen aus historischem und politischem Interesse gemacht sein, nach Erkundigungen und aus Erfahrung. Daß die herodoteische Liste nicht so entstanden ist, erhellt daraus, daß die Perser selbst in ihr fehlen. Die tributfreien Perser fehlen mit Recht allein in einer Tributliste; in einer bloßen Aufzählung der Länder des Reiches müßten sie so gut vertreten sein, wie sie in Beh. vertreten sind. Wie ja die Nennung der Tributbeträge bei jeder Satrapie eigentlich von vornherein besagt, will die Liste nichts anderes sein, als eine Tributliste im engeren Sinne. Eine solche Liste aber muß angelegt gewesen sein für die Zwecke der persischen Verwaltung. Das Urbild der herodoteischen Liste war also ein persisches Dokument, welches einem Griechen, vielleicht Hekataios, zur Verfügung stand. Damit wäre die herodoteische Liste ein den inschriftlichen Listen ebenbürtiges Dokument, wenn sie einheitlich und gleichwertig wäre.

Eine genaue Kritik der Liste ergibt aber, daß dem nicht so ist' ). Für die Satrapien I bis X ist sie ganz klar geographisch angeordnet. Das ist eine natürliche Anordnung. Und das geographische Prinzip haben auch die inschriftlichen Listen, wie es in Pers. e ausdrücklich ausgesprochen wird. Ferner weisen die Satrapien I bis X eine gleichmäßige Formulierung auf : dnô rov detvoç detva .xpooilïe (oder çopoç r',v) raavra. Bei einer Liste aber ist ein gleichmäßiges Schema ein vorauszusetzendes Erfordernis, wofür wir in keilschriftlichen Listen aller Art die zahlreichsten Beispiele besitzen. Nur die Satrapie VII fällt aus diesem Zusammenhange vollständig heraus; sie besitzt auch eine abweichende

Formulierung, nämlich ol dams dec"va v62avra xeootrpz ov.   Nun ist es höchst auffällig, daß
die abweichende Formulierung sich gerade da findet, wo auch sonst Anstöße vorliegen. Von XI bis XX herrscht zunächst eine vollständige Verwirrung der Reihenfolge. Das Schema der zehn ersten Satrapien findet sich nur noch erhalten bei XII bis XIV, die aber sachlich auch einige Ungereimtheiten enthalten. Die übrigen Satrapien kennzeichnen sich durch ein abweichendes Schema: ol detveç detva grpooIcpepov (oder cinayiveov) raavva oder detmc data ?xeriraxro (oder Xpoeipriro) rcczavra. An diesen äußerlich gekennzeichneten Satrapien hat die inhaltliche Kritik zunächst einzusetzen. Und für die anzustrebende Wiederherstellung des Urbildes der Liste ist immer der leitende Gesichtspunkt im Auge zu behalten, daß eine natürliche geographische Anordnung für die ursprüngliche persische Liste postuliert werden muß. Lassen schon die persischen Völkerlisten eine solche Anordnung erkennen, müssen die persischen Tributlisten sie um so deutlicher besessen haben. Die Völkerlisten beginnen stets mit den iranischen Stammlanden, mit Persis, Susiana und Medien. Es folgt entweder erst der Westen oder erst der Osten. Die herodoteische Liste, die auf die Übersetzung einer persischen zurückgeht, beginnt mit Griechenland. Dieser formelle Unterschied ist sehr bedeutungsvoll. Er gibt die Erklärung an die Hand, wie die geographische Verwirrung entstehen konnte, nämlich, indem der Grieche nicht einfach die persische Liste übersetzte, sondern gleichzeitig der natürlich persischen eine natürlich griechische Anordnung an die Stelle zu setzen sich bemühte. Das ist ihm nicht geglückt. Der erste Fehler

');Dies hat schon J. Marquait, Untersuch. z. Gesch. v. Eran, 2. Heft, 1905, S. 170 ff. erkannt und aufgezeigt.