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0243 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 243 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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gute Illustration zur Bedeutung des Denkmals von Kangawar. Die Profile und Details sieht man auf seiner Tafel 26. Das Sockelprofil und die Basen geben unsere Tafeln in so vollkommener Deutlichkeit, daß es sich erübrigt, sie zu wiederholen. Dagegen habe ich in Abb. III das Kapitell nach Flandin gegeben, da es auf unsren Tafeln mangelt. Ergänzt werden Flandins Aufnahmen durch die Ker Porters1), Tafeln 65-68. Als Maße der Terrasse gibt dieser 30o Yards im Quadrat, als Säulendurchmesser nahezu 6 englische FuB.

Als krönendes Profil des Sockels tritt hier eine große Sima auf, an sich nicht ungeeignet, aber an einer Stelle, wo sonst an hellenistischen Bauten ein Fascien-Architrav zu erwarten wäre. Die gleiche Ersetzung des Fascien-Architraves durch ein Simaprofil finden wir in der Archivolte des Tâq i Girrâ,

und es scheint dies typisch persisch zu sein. Sima-und Kymation-Profile, innerlich verwandt, sind ja

im Orient seit alters her heimisch. Wir finden sie an   -51

den hettitischen Säulen von Nigde, den kappadokischen von Aladja und Iskelib, auch am Kyros-

grabe und an dem Mil i Azdahä bei Naubandagân.

Zu erinnern ist hier auch an das Carnies von dem

Stylobat des bit hilâni von Khursabad, bei Layard')   «   . ~• {

publiziert, das eine assyrische Umbildung der   i IN

ägyptischen Hohlkehle darstellt.   . ~

Den Charakter der Basen zeigen unsere Tafeln

deutlich : es ist im Grunde die spätattische. In   f   CapihU °.e srrN

den Proportionen fällt die Höhe der Plinthe zu dem   "q   _ 8 ÿ7..A.   •rrhvoi

schmalen unteren Torus auf. Noch dekadenter ist der obere Torus: anstatt daß er von zwei Plättchen

eingerahmt ist und beinahe die gleichen Dimensionen hat wie der untere, ist er hier in zwei Streifen zerlegt. Auf Tafel XLVII erscheinen beide Streifen rund wie schmale Wülste, auf Tafel XLVIII erscheinen sie eckig. Einen Ablauf hat die Säule nicht. Diese Finesse geht am ehesten verloren. Ungewöhnlich wie die Basis ist das Kapitell (Abb. I I I ). Der flache Echinos wird von zwei schmalen Rundstäben begleitet, und darauf liegt der Abakos, der sich aus der einfachen dorischen Platte und der geschweiften Form des korinthischen Abakos mischt.

Es sind das wirklich Bastardformen, die ganz dem, was wir an Details arsakidischer Architektur aus Warka kennen, entsprechen. Und ebenso ist die ganze Anlage der gigantischen Säulenhalle sehr wohl und nur in seleukidischer bis arsakidischer Zeit möglich. Die Details sind aber schon so degeneriert, daß die seleukidische Zeit nicht in Frage kommen kann. Damit begrenzt sich die für die Erbauung des Tempels mögliche Zeit auf den Raum vom Ende der Regierung Mithradates II. d. Gr., etwa um 95 a. Chr., bis zum Ende der Arsakidenherrschaft um 226 p. Chr. Doch sind nach allgemeinen historischen Gesichtspunkten die letzten Jahrzehnte auszuschalten, so daß ein Spielraum von rund 200 Jahren übrigbleibt. Ist aber der Bau auf diese Zeit beschränkt, so ist er auch das von Isidoros von Charax in Koyxoßâp erwähnte Aeriptdoç iEpôv, d. h. der Anahit-Tempel. Leider ist das für Persien so bedeutungsvolle Werk des Isidoros nur als dürftiges Exzerpt auf uns gekommen. Die Erbauungszeit des Tempels ist damit bis auf die enge Spanne zwischen 95 a. Chr. und Christi Geburt fixiert. Für die Details ergibt das, daß solche bastardische Kapitelle, solche fast ans Byzantinische erinnernde Abwandlungen attischer Basen, solche Simen an Stelle der Fascien-Architrave auf iranischem Boden schon im ersten Jahrhundert vor Christus vorkommen können.

1) Travels in Georgia, Persia, Armenia, Ancient Babylonia 1817-1820. London 1821. ') Sir H. A. Layard, Discoveries in the ruins of Niniveh and Babylon, pag. 131.

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Abb. III.

Kangawar, Kapitell und Sockelprofil.