National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0184 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 184 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000244
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

172

unterstreichen möchte ich, daß auf dem Relief des Musasirtempels ja deutlich architektonische Profile an den Pfeilern und der Rückwand der Vorhalle dargestellt sind. Solange aber die Anfänge des architektonischen Profils noch so im Dunkeln liegen, wird man es vorsichtig nicht als Leitmuschel zur Erkenntnis griechischer Epoche betrachten dürfen.

Aus sich selbst heraus ist also das Grab soweit historisch zu bestimmen, daß es wie die beiden Grabtürme in die Zeit der Bauten von Pasargadae und vor die Zeit der Felsengräber gehört. Wir besitzen andere Mittel, das Grab historisch aufs genaueste festzulegen.

Im späten Mittelalter und bis in moderne Zeit diente das Grab, in dessen Giebel man Bibi Hanana, Davids Frau und Salomos Mutter beigesetzt wähnte, der umwohnenden Bevölkerung als Heiligtum. Besonders die Frauen verehrten es. Wie um alle Heiligengräber bildete sich ein kleiner Friedhof. Da das Grab in unmittelbarer Nähe der großen Straße von Shiraz nach Isfahan lag, kam es, daß in seiner Nachbarschaft ein Karawanserai gebaut wurde. Dieses ist aus antikem Material gebaut. Rich bemerkt darüber (pag. 242) : "the caravanserai was built according to an inscription an it in the year 700 H., I believe by a Khojah Bedruddeen and the building of it must have caused great havoc among the antiquities as it has been paved with large stones from the ruins." Auch de Bode (I, pag. 87) spricht von dem Torweg in sarazenischem Stile mit einer von ihm kopierten Inschrift. Der von de Bode skizzierte Inschriftrest ist leicht

lesbar. Er lautet:   >~   < >   (?) vetra's,   (810!) 2‘.;•~l,ii~ N%..e rJJJ j~as
d. h. : < „erbaut hat diesen Bau der und der > — Gott nehme ihn gnädig an und verzeihe ihm — in den Monaten des Jahres 736 (1238; oder 786 ?), gemacht hat es X X aus Shiraz." Wohl nur im Scherz haben einige Reisende dieses Karawanserai das „Magierhaus" genannt. Seine genaue Untersuchung aber verspricht noch manchen Aufschluß über Details der anderen Ruinen. Ein gutes Bild gibt Onseley, Travels, II, Pl. 51. —

Aus der Zeit dieses Baues stammt auch die Gebetnische, welche in die S.-Wand der kleinen Cella hineingearbeitet ist. In derselben Epoche dürfte die kleine Treppe, welche von einem der Altäre stammt, an die Unterstufe angesetzt sein, um den Bau zugänglich zu machen. Einige in der Linie der Säulen laufende, und an den Sockel des Grabes angesetzte junge Mauern, die Sarre noch sah, während ich sie 1905 nicht mehr vorfand, gehörten wohl erst ganz moderner Zeit an. Als spätere Veränderungen sind eine Anzahl Sgraffiti zu erwähnen, darunter ein Pferd, eine Figur mit Flinte und an der S.-Wand eine Sonnenuhr.

Die Verehrung, welche dem Monument gewidmet wird, stammt scheinbar auch erst aus dem islamischen Mittelalter, die älteren Geographen des Fars geben keinerlei Nachricht von ihm. Jules Oppert hat auf die Tradition sehr viel Gewicht gelegt, und es ist gewiß nicht ein reiner Zufall, daß gerade dieses Monument noch heute verehrt wird. Aber die Giebelform mit der Form moderner türkischer Frauengräber in Verbindung zu bringen und darin das Grab einer der persischen Königsfrauen zu erblicken, geht im Ernst nicht an. Obendrein nennt die einheimische Überlieferung das Grab daneben auch Meshhed des `Amru ibn al-Laith, des Erbauers der alten Moschee in Shiraz (875 Chr. ), z. B. auf der Karte des Fars von Hadjdji Mirzä Hasan Shirazi. —

Seit Morier und Ker Porter ist eine andere Deutung des Monumentes, nämlich als des von Aristobulos beschriebenen Grabes des Kyros, wiederholt ausgesprochen worden, und seit sich Stolze sehr energisch dafür erklärt hat, kann man diese Anschauung als die herrschende bezeichnen. Stolze sagt in den Bemerkungen zu den Tafeln: „Die absolute Übereinstimmung zwischen Arrians Schilderung vom Grabe des Kyros und dem von den heutigen Persern mit der Mutter Salomos in Beziehung gebrachten Denkmal, drängt sich bei sorgfältigster persönlicher Prüfung an Ort und Stelle immer zwingender auf." Dennoch ist von Weißbach') wieder dagegen Einspruch erhoben worden, und es ist daher unerläßlich, das Problem

') Das Grab des Kyros und die Inschriften von Murghab, Z. D. M. G. 48, 1894, pag. 653 as.