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0139 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 139 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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In der Vorhalle vor dem Hauptsaal gibt es keine Spuren von Säulen, soweit festgestellt ist. Die Spannweite von 15,5o m bedingt aber solche. Das beweist nicht unbedingt die Nichtvollendung. Mehrere Erklärungen sind möglich und die Beobachtungen nicht genau genug. Flankiert wird die Vorhalle von zwei Turmzimmern, die nur an der innern Ecke der Hallen zugänglich sind. In ihrer Flucht begleiten Nebenräume die West- und Ostseite des Saales. Hinter diesem liegt ein kleiner Hof, von kleinen, unsymmetrisch angeordneten Räumen umgeben, in starker Zerstörung (vgl. Abb. 46).

Durchweg sind die Lehmmauern verschwunden, es stehen nur, mehr oder weniger gut erhalten, die Fundamente aus Stein, die megalithen oder monolithen Anten, Türen, Fenster und Nischen noch an. Auf den durch Nischen ausgehöhlten Monolithen des Saales liest man die kurze und dunkle Inschrift (Dar. Pers. c.) : „ardastâna von Stein im Hause (?) des Königs Dareios gemacht." Die babylonische und elamische Version dienen nicht zur Erläuterung, letztere übernimmt den Terminus technicus. Die einzeilige Inschrift erinnert an assyrische Orthostaten-Inschriften von dem Schema: „(zugehörig zu) dem und dem Zimmer des Palastes des und des Königs." Ich möchte für ,ardastâmz' die Übersetzung Orthostat vorschlagen').

Ober die Bedeutung des Namens ,Talara` habe ich in meiner Abhandlung „Pasargadae", Klio 1908, VIII I, pag. 46-51 gehandelt und kann darauf verweisen. Es heißt „Winterhaus, Winterpalast". Ich habe an jener Stelle, um diese Wortbedeutung zu beweisen und den Grundriß des achaemenidischen Taöara und der Apadana zu erklären, auch schon die jüngern Bauten der sasanidischen und frühislamischen Epoche zum Vergleiche herangezogen. Hier will ich das Resultat jener Untersuchung voraussetzen und den Vergleich mit einigen inzwischen ermöglichten Zusätzen, besonders den genaueren Datierungen, von anderem Gesichtspunkte aus, nämlich dem der fortlaufenden architektonischen Entwicklung, durchführen.

Die wesentlichen Elemente des achaemenidischen Apadana sind der große quadratische Säulensaal, der Raum der privaten Audienzen ; die breite und wenig tiefe, säulengetrageneVorhalle davor, den Audienzen dienend, bei denen sich der König dem Volke zeigte ; die diese Halle flankierenden turmartig geschlossenen Räume oder massiven Türme : wo Räume vorhanden, dienen sie als Treppenaufgang und Wachtstuben. Im Winterpalast wie an den übrigen Palästen kehren die gleichen Elemente wieder, in bescheidenen Dirnensionen. Zu ihnen hinzu gesellt sich ein neuer Bestandteil, kleine zu seiten des Hauptsaales und am Taöara hinter ihm um einen Hof gruppierte Wohn- und Schlafräume.

In die nachachaemenidische Zeit fällt eine große Umwälzung der Baukunst, veranlaßt einmal durch die Erfindung, oder doch allgemeine Benutzung des bindenden Mörtels. Dann aber durch die Erfindung oder allgemeine Benutzung des Gewölbes. Es ist eine der merkwürdigsten Tatsachen, daß, obgleich im Orient, in Babylonien und Assyrien und in Ägypten das Prinzip des Wölbens seit alters her bekannt ist und für Untergrundbauten, bei Gräbern und Kanalisationen benutzt wird, auch im mesopotamischen Kreise in der Form des Türbogens, in Ägypten an Wirtschaftsgebäuden in der Form der gewölbten Decke auftritt, die Wölbung als raumbedeckendes und raumbildendes Element in der großen Architektur vor der den ganzen Orient mit griechischen Kulturelementen überschwemmenden und durchdringenden Zeit des Hellenismus niemals und nirgends vorkommt. Von welchem Lande die neuen Errungenschaften ihren Ausgang nehmen, ist noch ganz dunkel. Es ist sehr zu erwägen, daß die Idee des Gewölbes sich weit geistreicher im geschnittenen Quadergewölbe manifestiert, das nur auf der Form seiner Elemente ruht, als im Gewölbe aus gebrannten Ziegeln, das hauptsächlich der Bindekraft des Mörtels verdankt wird, daß die genialere und imponierendere Konzeption das Gewölbe aus geschnittenen Steinen ist, daß dem Ziegelbau aller Zeiten und aller Länder eine nachahmende, die Steinbauformen modifizierende, aber selten oder kaum eine schöpferische Kraft innewohnt. Wie dem auch sei, in der Zeit nach Alexander ist das Gewölbe als Baustil plötzlich und überall da.

') ap. stdna hat nicht allein die Grundbedeutung „Ort", sondern auch, wie mir Andreas bestätigte, „das Gestellte". arda-stäna ist also das „Hoch-gestellte", etymologisch und inhaltlich ganz gleich dem griechischen 6pUoarxrric. Und Orthostaten sind in Wirklichkeit diese Monolithe.