National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0241 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 241 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000244
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

229

sondern daß selbst ihre Wohnhäuser schlechthin hellenistische waren, das hat in überraschender Weise zuerst der von de Sarzec, Palais de Gondéa` genannte, über den Ruinen uralter Mauerteile erbaute arsakidische Palast von Tello gelehrt. Sein restloses Verständnis ergab sich aus dem 1889 und 1900 von Fisher und Geere ausgegrabenen kleinen parthischen Palaste von Nippur. Hier sind die Peristyle besser erhalten oder besser ausgegraben als in Tello. In Orchoe-Warka gab es wie in Assur peripterale Tempel, und von ihnen sind auch einige Details publiziert, die das in Assur gewonnene Gesamtbild wesentlich ergänzen ). Da ist ein dorisches Antenkapitell mit Eierstab-geschmücktem Echinos, am Halse mit Perlstab und darunter Rosette und Blatt (15 ), ferner sind da : ionische Säulenkapitelle, die in seltsam mißverstandener Weise den Echinos als beinahe selbständiges dorisches Kapitell von dem ionischen Volutenstück trennen. Die Voluten sind ganz strukturlos und ziemlich unglücklich angebracht (12-14), auch ein korinthisches Kapitell mit schematisiertem Akanthos, eine Büste auf der Frontseite, ohne Voluten kommt vor (16). Schachbrettmuster, Rauten, Zickzacklinien, sich schneidende Kreise, Schuppenmuster und dergleichen bilden Flächenfüllungen in unendlichem Rapport; Spiralranken und Weinranken sind deren Bordüren. Die in die Augen fallende Degeneration aller Formen erklärt sich allein aus der Anfertigung durch eingeborene Arbeiter, denen der Geist der griechischen Formenwelt etwas absolut Fremdes blieb. Sie zeigt zugleich, wie sehr doch die Kunstübung dieser Landschaften von jener Syriens und Ägyptens abgeschieden war. Noch deutlicher erscheint das in der baktrisch-indischen Kunst. Wo käme man hin, wollte man die Kapitelle von Gandhâra, Taklit i Bâhäi und Djamalgiri nach syrischen Parallelen zeitlich anordnen! Zeigen schon die westlicheren hellenistischen Provinzen wie Kleinasien, Syrien, Ägypten so sehr beträchtliche Unterschiede in der Abwandlung der Formen, wieviel mehr die östlichen, Mesopotamien und Iran. Ein Vergleich der wenigen bekannten Detailformen von dort mit solchen aus Syrien z. B., muß daher zu ganz falschen Ergebnissen führen.

Die Architektur der Sasaniden bildet die Backsteinarchitektur der Arsakiden weiter. Der Quaderbau dagegen hört auf. Das einzige Beispiel einer Quaderverblendung ist das so bedeutende Bauwerk von Pai Kuli, dessen Inschrift vermutlich die Anfänge der Regierung Ardashirs I. schildert, ein Gegenstück zum Dareios-Monument von Bisutün. Beschrieben hat es, viel zu wenig, Rawlinson in E. Thomas' Early Sasanian ,Inscriptions ). Als an Stelle des Quaderbaues getreten könnte man den unerhört schlechten Bruchsteinbau und Konglomeratbau auffassen, der uns in vielen Bauten entgegentritt. Nebenher geht der uralte Lehmziegelbau. Das Ursprungsland der sasanidischen Architektur ist die Persis, die sich schon längst von der Entwickelung des übrigen arsakidischen Reiches losgelöst hatte und in völliger Abgeschiedenheit vom Westen auf einem Fundamente weitergebaut hatte, welches zeitlich dem Ende der altorientalischen Kunst näher stand als die spätere arsakidische Kunst und inhaltlich von dem überkommenen Erbe noch vieles bewahrt hatte. Daher ergießt sich mit der sasanidischen Kunst ein neuer Strom altorientalischer Elemente über das ganze iranische Reich und über die Tigrisländer. Auf der anderen Seite erfolgt durch die Berührung mit dem sterbenden römischen Reiche und seinem Erben, dem byzantinischen, eine neue Aufnahme späthellenistischer und byzantinischer Elemente. Daher besitzt die sasanidische Kunst, und besonders die Architektur, die wir aus den zahlreichen Palastbauten, Schlössern, Burgen, aus Mauern und Stadttoren, Straßentoren, Nützlichkeitsbauten, wie Staudämmen, Brücken, Wasserleitungen, ziemlich genau kennen, einen von der arsakidischen sehr wesentlich verschiedenen Charakter.

Diesen ungefähren Überblick über die Entwickelung der seleukidischen und arsakidischen Architektur nach ihren wenigen Denkmälern vorauszuschicken, war nötig, um den richtigen Standpunkt für das Verständnis und die chronologische Fixierung der auf Tafel XLVII und XLVIII abgebildeten Bauten

zu gewinnen.

') Loftus, Travels and Researches in Chaldaea and Susiana, London 1857, pag. 225ss. — M. Dieulafoy, L'art antique de la Perse, te V, pag. 27, Fig. 12-16. Chapiteaux parthes de Warka.

9 Edward Thomas, Early Sasanian Inscriptions, London 1868, pag. 56-6o.