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0081 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 81 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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tracht ist eine andere. Ein Ring hält hier den Vollbart unter dem Kinn zusammen, so daß unten eine Haarpuschel entsteht'). Die Gewandung ist die gleiche wie beim Gott ;• sie erscheint jedoch einfacher, da der Mantel des Königs eng den Oberkörper umgibt und schlicht auf den Pferderücken herabfällt.

Die hinter dem König stehende bartlose Figur, vermutlich ein Eunuch, hält mit der Rechten einen Fliegenwedel') über den Kopf des Königs empor. Er trägt ein eng anschließendes Gewand, lang auf die Schulter herabfallende Haare und eine hohe, schirmlose Mütze, wie sie in ähnlicher Form noch heut, kulàh genannt, aus Filz hergestellt in Persien üblich ist. Ein auf der Mütze angebrachtes Zeichen hat wahr- scheinlich die Bedeutung eines Rangzeichens.

Die unter dem Pferde des Königs mit dem Antlitz zur Erde liegende Figur ist ein älterer bärtiger Mann. Er trägt einen ähnlich geformten, etwas höheren, oben mit schmalem, gezacktem Kamm ver-

sehenen Helm wie der König. Der Helm ist mit Backen- und Nackenschutz und mit einem Rangzeichen versehen. Ober den Rücken des Mannes fallen die vom Helm ausgehenden gefalteten Bänder. Der Pferdehuf berührt seinen Nacken; dasselbe ist bei der anderen, unter dem Pferde des Gottes liegenden Figur der Fall. Der Kopf ruht hier auf dem gekrümmten Arm und ist mit einem Bande umwunden. Der Körper scheint unbekleidet, und über der Stirn bemerkt man in den zottigen Locken den Kopf einer Schlange; ein ungepflegter, spitz zulaufender Bart fällt auf die Brust herab.

Die auf der Schulter des Königspferdes befindliche Inschrift, in drei

Sprachen, dem älteren parthischen und dem neueren sasanidischen Pehlewi und in Griechisch geschrieben, lautet übersetzt : „Das ist das Bild des Ormuzd-Verehrers, des göttlichen Ardashir, des Königs der Könige von Iran, der aus göttlichem Geschlecht entsprossen, des Sohnes des göttlichen Päpak, des Königs."

Die an derselben Stelle beim Pferde des Gottes angebrachte Inschrift ist außerdem noch aramäisch geschrieben und lautet: „Das ist das Bild des Gottes Zeus." Diese Inschriften sind von besonderem Interesse, da sie die Mittel geliefert haben, um die Legenden auf den sasanidischen Münzen zu entziffern').

Vergleicht man die Figur des Königs mit den Münzen Ardashirs, so ist

eine gewisse Porträtähnlichkeit nicht zu verkennen, die sich vor allem in der

langen, geraden, an der Spitze etwas herabhängenden Nase zu erkennen gibt. In bezug auf die Tracht stimmt das Relief mit den Münzen des Königs überein, wo er nicht mehr die höhere parthische Tiara, sondern die niedrige Kappe mit dem Globus trägt (Abb. 26). Die für die späteren Sasanidenfürsten so charakteristische Barttracht mit der durch einen Ring abgebundenen Puschel findet sich jedoch nur auf diesem Relief und nicht auf den Münzen des Königs.

Der unter dem Pferde des Königs liegende Tote soll jedenfalls einen überwundenen Feind darstellen,

und man geht wohl nicht fehl, in ihm den besiegten letzten parthischen Fürsten Artabän zu sehen4). Die Kopfbedeckung ist die parthische Tiara mit Backenstücken und Nackenplatte, wie sie auf den Münzen vieler parthischer Fürsten und auch auf den ersten Münzen Ardashirs vorkommt. Gerade das Diadem-band, welches um die Tiara geschlungen ist, läßt auf die Darstellung eines Fürsten schließen.

') Diese Barttracht, welche sich auf den Münzen der meisten Sasaniden-Fürsten findet, ist oft mißverstanden und so gedeutet worden, als wenn am Ende des spitz zugeschnittenen Bartes ein Schmuckstück befestigt wäre.

') Die Darstellung des Dieners mit dem Fliegenwedel hinter dem Thron oder der Person des Königs findet sich oft auf altorientalischen Reliefs, z. B. auf den achaemenidischen Reliefs von Persepolis. Mordtmann (Z. D. M. G. 24, pag. 14) sieht hier fälschlich einen „Trabanten mit schützender Waffe".

8) Edward Thomas: Early Sassanian Inscriptions, Seals and Coins. London 1868, pag. 27. — Mordtmann Z. D. M. G. 24, pag. 14. — S. de Sacy : Mémoires sur diverses Antiquités de la Perse. Paris 1793.

4) Wie die Chronik des Tabari (übersetzt und herausgegeben von Th. Nöldeke. Leyden 1879, pag. 14) berichtet, hat Ardashir mit eigener Hand den Artabän getötet. „Man erzählt", fährt der Chronist fort, „Ardashir sei abgestiegen und habe Artabäns Kopf mit Füßen getreten."

Abb. 26.

Münze Ardashirs I.
Kgl. Münzkabinett

zu Berlin.