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0104 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 104 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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TAFEL XI

Naksch i Radjab. Sassanidisches Relief I

DieFelswand, welche am südlichen Ufer des Pulwar der von Naqsh i Rustam gegenüberliegt, bildet, wenn man von Norden kommt, ungefähr 2 Meilen vor der Terrasse von Persepolis, einen schluchtähnlichen Einschnitt. Die große Landstraße führt hier direkt vorüber, und die meisten Reisenden passieren sie, ohne von dieser Schlucht und dem Vorhandensein der in ihr befindlichen drei Felsreliefs etwas zu bemerken. Trotzdem sind diese Reliefs schon seit langer Zeit bekannt, und es ist auffallend, aber nur für den, der seine Arbeiten nicht näher kennt, wenn M. Dieulafoy') die Reliefs entdeckt haben will. Freilich ist ihm bei seiner Entdeckung eins entgangen, denn er spricht nur von zwei Reliefs.

Dieser anfangs ungefähr 15 m breite, 15 m tiefe und sich nach hinten verengernde, von verschiedenen großen Felsblöcken begrenzte Einschnitt weist auf jeder Seite ein Relief auf.

Unsere Vermutung über den Zweck dieser mit Bildwerken geschmückten Ortlichkeiten werden wir nach der Beschreibung der drei Reliefs näher ausführen.

Das erste, links vom Eingang in die Grotte befindliche Relief stellt König Shapür I. dar. Eine zweisprachige, in Pehlewi und Griechisch verfaßte Inschrift auf dem Bug seines Pferdes nennt ihn „den Ormuzd-Verehrer, den göttlichenShapûr, den König der Könige von Iran und Aniran, von himmlischem Geschlecht, den Sohn des Ormuzd-Verehrers, des göttlichen Ardashir, des Königs der Könige von Iran, von himmlischem Geschlecht, des Sohnes des göttlichen Königs Papak"2).

Das Relief (23' lang und 14,5' breit) hat in Anpassung an einen Steinblock die Form eines rechteckigen Dreiecks, eines sich nach links abflachenden Giebels. In diesem ist nach rechts reitend der König dargestellt, gefolgt von neun Figuren zu Fuß, von denen drei die ganze Figur und die übrigen nur Brustbilder zeigen. Wie die übrigen Reliefs hat auch dieses mutwillige Zerstörungen erlitten; alle Gesichter sind zerschlagen und die Hauptfigur ist auch sonst verstümmelt worden. Das Pferd des Königs weist die übliche Schrittbewegung mit erhobenem linken Vorderbein und gesenktem Kopf auf ; der König wendet den Oberkörper nach vorn und zeigt, was wir bisher auf sasanidischen Denkmälern noch nicht zu beobachten Gelegenheit hatten, auch den Kopf en face. Das Gesicht ist vollständig vernichtet und unkenntlich gemacht, aber die buschigen Locken zur Seite des Kopfes, der hohe Globus und die weithin von ihm ausgehenden flatternden Bänder haben sich noch erhalten. Mit der rechten Hand scheint der König einen schmalen, langen Gegenstand, wahrscheinlich das Königszepter (Der König neigte das goldene Zepter zum Zeichen, daß er begnadigen wollte, Esther 4, 11), wagerecht vor sich zu halten und denselben an der Unterseite mit der linken Hand, die von hinten vorkommt und die Zügel hält, zu unterstützen. Die reiche, aus dem bekannten losen Stoff gefertigte Kleidung, der ihm um die Schulter gehängte Mantel,

  1. M. Dieulafoy a. a. O. V. pag. 118. „J'ai trouvé dans un petit cirque situé vis à vis Nakchè Roustem, et à un kilomètre de la maison de poste de Kennareh deux autres bas-reliefs."

  2. Edw. Thomas, Early Sassan. Inscr. pag. 6o — Mordtmann (Z. D. M. G. 24. pag. 22). — Andreas und Stolze (a. a. O.Tafel 103).