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0189 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 189 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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genommen ist, wofür kein Anhalt vorliegt, sondern daß der Bau in Eile zu Ende geführt wurde. Auch die rechteckigen Vertiefungen an der N.-Wand der Cella unter dem Hauptgesims, mögen sie nun der Anfang eines Zahnschnittes oder einer Flächenverzierung sein, zeigen die Unfertigkeit des Baues bei Kyros' Tode.

Ober Kyros' Tod sind seit alters her viele Erzählungen im Umlaufe gewesen. Sie stimmen darin überein, daß Kyros im NO. von Iran fiel. Herodot hat als ihm glaubwürdigst erscheinenden Bericht den Kampf mit den Massageten (am Aralsee) aufgenommen. Berossos bei Eusebios 1, 29 (Schoene) und bei Zonaras schreibt, Kyros sei im Kampfe gegen die Daër (also nördlich von Hyrkanien) gefallen. Ktesias schließlich bei Photios (LXXII 106,6) läßt ihn im Kampfe mit den Derbikern fallen. Marquart (Unters. z. Gesch. v. Eran, I, pag. 30, II, pag. 139) hat gezeigt, daß schon die Vorlage des Photios die erst bei Eratosthenes auftretenden und im Feldzuge des Antiochos III. gegen die Parther um 209 bekannt gewordenen Derbiker für die ursprünglich bei Ktesias genannten TE(00 oi eingesetzt hatte. Ihre Sitze sind am oberen Indus und nahe von Gandhara zu suchen. Der Zeitpunkt war der Vorsommer 530 (Marquart, 1. c. pag. 136). Ktesias berichtet, Kambyses habe den Leichnam seines Vaters durch Bagapates nach der Persis zur Bestattung schaffen lassen. — Im Jahre 530 war das Grab selbst fast fertig. Nicht so der für die Kultzwecke erforderliche Umbau. Diesen hat erst Kambyses, welcher, wie Aristobul sagt, die Bewachung durch die Magier einsetzte, in Eile herrichten lassen; selten haben orientalische Herrscher auf Werke, die ihre Väter nicht zu Ende geführt, große Sorgfalt verwendet. Diese Annahme scheint mir den Zustand der Ruine am besten zu erklären. —

Wenn man sich eine Vorstellung davon machen will, wie das Kyrosgrab in seiner Unversehrtheit aussah, so denke man an das so poetisch schöne Grab des Sa'adi bei Shiraz, mit seinem blühenden Rosengarten, seinen Pinien, Platanen und Zypressen oder an das Grab des Imams Shah Rizä bei Kûinishàh' ), mit seinem prachtvollen Baumgarten, dem fließenden Wasser mit den heiligen Fischen, umgeben von den Zellen der Priester, die das Grab bewachen.

Es ist jetzt noch zu untersuchen, welche entwicklungsgeschichtliche Bedeutung dem Kyrosgrabe zukommt. Wie die beiden Grabtürme gehört das Kyrosgrab der den Felsengräbern vorausgehenden Gruppe der Turmgräber an. Jene stellten das Wohnhaus dar, welches in jener Epoche in der Persis üblich war. Auch das Kyrosgrab ist ein freistehendes Grab in Hausform. Prinzipielle Unterschiede bestehen nicht. Im Vergleich zu den Sitten anderer Völker ist diese Art der Beisetzung eine seltene und beruht sicher auf besonderen religiösen Anschauungen. Die Turmgräber setzen alle, wie auch die Felsengräber, eine Art der Balsamierung und eine Beisetzung des Leichnams in Sarkophagen voraus. Es scheint, als seien nur die Könige dieser Art der Bestattung teilhaftig geworden.

Wenn aber die Grabtürme das Wohnhaus der Perser wiedergeben, was ist es dann für ein Haus, welches im Kyrosgrabe dargestellt ist? — Zunächst ist es nicht ein Haus, wie es in den alten Kulturländern, in Ägypten, Babylonien, im Hettiterlande und auf Kreta üblich ist. Bei allen Unterschieden gehören jene Häuser zu der umfassenden Art der Hofhäuser. Führt man sie auf ihre primitivste Form und auf ihre wesentlichen, unentbehrlichen Elemente zurück, so ist das wohl ein Hof mit nur einem anliegenden Raume, vielleicht nur ein Hof, ein Pferch.

Zu dieser Art Haus steht das des Kyrosgrabes als diametraler Gegensatz da: dieses Haus umschließt einen Innenraum und kehrt seine vier Wände gewissermaßen nach außen, nicht wie das Hofhaus nach innen. Dieser Art gehören auch das Haus der Grabtürme, Häuser verschiedener Gegenden Irans, das paphlagonische, das phrygische, das Haus von Troja, der griechische Tempel, das italische Haus, das deutsche Bauernhaus an. Entkleidet man diese Art alles Unwesentlichen, so bleibt als erster Ausgang die Raumgestaltung des Kyrosgrabes übrig, oder vielleicht als Urelement nur ein giebeliges Dach. Es ist gewiß kein Zufall, daß diese Hausart mit ihren vielen Gattungen gerade bei indogermanischen Völkern so verbreitet ist. Wo es sich um Häuser, um die Art des Wohnens handelt, wird man ethnologische Rückschlüsse nicht ganz von der Hand weisen können. Diese Art zeigt der zuerst charakterisierten

') Vgl. die Schilderung bei Morier, Second journey, pag. 127.

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