National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0157 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 157 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000244
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

145

Wir haben hiermit einen Überblick über die ganze persepolitanische Reliefskulptur gewonnen. Mit kurzen Worten möchte ich noch auf die Skulptur en ronde bosse aufmerksam machen, von der geringe Reste bekannt sind. Auf Stolzes Tafel 16 bemerkt man im Vordergrunde einen Stiertorso von geringen Dimensionen. Ein Gegenstück zu ihm ist der weit berühmtere Löwe von Hamadan, der vielleicht noch aus medischer Zeit stammt und seit der islamischen Eroberung der Talisman der Stadt war' ). Aus literarischer Überlieferung stelle ich dazu eine Statue der Artystone, Tochter des Kyros, v v ycLZtara ordpgaç rc5v macxoiv daprtoç Elxcô Xprobiv ocprpfpiarov brociioaro. Her. VII, 69. Dies genügt gerade, zu zeigen, daß die freie Skulptur in der altpersischen Kunst nicht ganz fehlte. Sie dürfte noch gebundener gewesen sein als die Reliefkunst.

Daß die Perserkönige griechische Bildwerke in ihren Residenzen aufstellten, ist bekannt. Arrian (Anab. VII, 19, 2) erzählt, daß Alexander viele solcher Statuen aus Pasargadae, Susa, Babylon und anderen Orten ihren ursprünglichen Besitzern restituiert habe. Unter ihnen war die berühmte Doppelstatue des Harmodios und Aristogeiton des Antenor. Nach Pausanias I, 8, 5 hat erst Antiochos dies Bildwerk nach Athen zurückgesandt. Als andere fortgeführte Statuen werden eine Kolossalstatue des milesischen Apollon, die nach Egbatana, und eine Artemis von Brauron, die nach Susa gebracht wird, genannt. Auch griechische oder halbgriechische Künstler, wie Telephanes von Phokaea und der Lyder Pythios, haben für Dareios und Xerxes gearbeitet.

Diese griechischen Bildhauer und Bildwerke haben die persische Kunst, wie man sieht, nicht beeinflußt. Es ist hier wohl am Platze, noch kurz auf das Verhältnis der persischen zur griechischen Kunst einzugehen. Daß man aus der Notiz bei Hamza, Hümài habe rhomaeische Arbeiter an ihren Bauten arbeiten lassen, keine kunstgeschichtlichen Folgerungen ziehen darf, habe ich schon an anderer Stelle ausgesprochen. Auch mit der Nachricht des Diodor (I, 46), cfaoi ro:'ç Htpoas ; ... TExvfzaç Ai7 rror.

napa2aß(vraç xaraoxtrdoac t( ..wet,1I)gra (Iaoi)ECa rci rE ev IIEQ6E.ns2Et x«l râ hv.otiooeç xai   111114l(e"
ist kunstgeschichtlich nicht viel anzufangen. Wegen der wenigen Details, der ägyptisierenden Hohlkehlen auf den Türen, . und der paar geflügelten Sonnenscheiben auf den Baldachinen kann man unmöglich an Mitarbeiterschaft ägyptischer Steinmetzen denken. Diese wenigen Formen können auf vielen Wegen nach Persepolis gekommen sein. Die ganze Technik, die Prinzipien der Komposition, die Stoffe und die Vortragsweise sind nicht ägyptisch beeinflußt. Haben Ägypter und andere Völker an diesen Werken mitgearbeitet, so haben sie doch an ihnen keine Spuren hinterlassen.

Ebenso verhält es sich mit den Beziehungen zur griechischen Kunst. Wenn überhaupt äußerliche Beziehungen der persischen Reliefs, etwa im Faltenwurf, zu griechischen Denkmälern beobachtet werden können, so kann das sich nur auf den altionischen Kunstkreis beziehen, der uns vorwiegend aus Ephesos, vom Artemision her bekannt ist, und dessen eigentliche Heimat wir in Milet suchen. Ein genaueres Eingehen auf diese Beziehungen ergibt aber überzeugend, daß alle Ähnlichkeit in nichts besteht, als in einer gewissen gleichmäßigen Höhe der reintechnischen Fähigkeit, die in den allgemeinen Kulturbedingungen des großen Reiches genügend motiviert ist. Welch ganz anderer Geist aber spricht aus jedem griechischen Kopfe, jedem Körper, jedem Gewand und jedem Gliede! Wie absolut anders würden griechische Künstler den Stoff der Tributzüge, der Audienzen, der Grabreliefs behandelt haben! Weder die Prinzipien der Komposition, noch die Stoffe der Darstellungen, noch die Vortragsweise lassen auch nur einen Hauch griechischen Geistes verspüren. Wenn je Griechen an diesen Werken mitgearbeitet hätten, wenn je griechische Einflüsse auf die Kunst hätten einwirken wollen, so müßte man schließen, daß diese persische Kunst so strenge Bedingungen, einen so starren Kanon und noch eine solche lebendige Kraft besessen hätte, daß selbst so machtvolle Momente nicht imstande gewesen wären, ihr Spuren ihrer Wirkung aufzuprägen.

1) Zeichnung bei Flandin et Coste, V, 25; eine sehr gute Photographie bei A. V. W. Jackson, Persia Past & Present, pag. 16o.

19