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0099 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 99 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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Abb. 41. Frauenfigur,
sasanidische Gemme, Kgl.
Museum zu Berlin
(doppelte GröBe).

87

bauschendes Kleid und einen Überwurf, Mantel oder Schleier, den sie manchmal mit einer Hand emporhält, während die andere eine Lotosblume trägt. Typisch sind die langen, gedrehten Locken, die gefalteten Bänder und ein Perlenkollier. Die Abbildungen 41 und 42 zeigen zwei derartige im Berliner Museum befindliche Gemmen, deren Übereinstimmung im Kopftypus, in der Gewandung und Haartracht mit der Anahit-Figur auf unserem Relief nicht zu verkennen ist.

Standbilder der Göttin haben sich nicht erhalten. Artaxerxes II. soll ihr zuerst in den

Tempeln aller Hauptstädte des Reiches Statuen errichtet haben'). Es mag hier an die kleinen Terrakotta-Figuren erinnert werden, die de Morgan in

Abb. 42. Weibliche Büste,
sasanidische Gemme,
Kgl. Museum zu Berlin
(doppelte Größe).

Susa gefunden hat, und die nach ihm die babylonische Göttin Bélit darstellen. Frauengestalten, denen der Schmuck eines Perlenkolliers und Diadems

gemeinsam ist2).

Die zwischen der Göttin und dem Könige stehende Knabenfigur dürfte ein Sohn des Königs sein, der an der göttlichen Investitur teilnimmt und dadurch als legitimer Thronfolger bezeichnet wird. Dies ist um so wahrscheinlicher, wenn wir erfahren, daß Narsé im Jahre 301 zugunsten seines Sohnes, des späteren Königs Hormizd II., die Krone niederlegte und noch fünf oder acht Jahre in Zurückgezogenheit lebte3). Zu diesem Entschluß war er aus Gram über den unglücklichen Ausgang seiner Römer-Feldzüge gebracht worden; denn als nach einer Niederlage seine Familie und sein ganzer Troß in die Gewalt des Feindes gefallen waren, hatte er die Auslieferung der Angehörigen nur durch einen schimpflichen Frieden und die Abtretung von fünf Provinzen erkaufen können. Unser

Es sind meist nackte

Abb. 43. Gruppe von drei
Figuren, sasanidische Gemme,
Kgl. Museum zu Berlin
(doppelte Größe).

V. 123. Eine goldene Tiara tragend Steht die jungfräuliche Hilfreiche Ardvi da.

  1.  Lieblich gekleidet in ein

Reich genesteltes goldenes Gewand.

  1.  Mit einem Ohrengeschmeide geputzt, Einem vierseitigen goldenen. Einen Edelstein trägt die edle Jungfräuliche hilfreiche Ardvî An ihrem schönen Halse.

Sie gürtet sich die Leibesmitte,

Damit die Brüste wohlgeformt Und geschnürt seien.

  1.  Und oben band die jungfräuliche Hilfreiche Ardvî einen Schleier fest Mit hundert Sternen besetzt, einen

Achtfaltigen, anmutigen,   [goldenen,
Wallenden, prächtigen, Durchwobenen, kunstvollen.

  1.  Biberpelze legte die jungfräuliche Hilfreiche Ardvî um Von dreihundert Bibern.

Zu dieser Schilderung der Anahit bemerkt Max Müller (The sacred books of the East. Oxford 1885. Vol. XXIII): "My friend M. Halévy suggests to me, that the detailed and circumstantial description of Anahita's appearance and costume shows that the writer must have desribed her from a consecrated type of statuary."

') So berichtet Berossos. bei Nikolaos von Damaskos. Müller: Fragm. hist. graecorum. II.

2) J. de Morgan: Délégation en Perse. Mémoires. Tome I. Recherches Archéologiques. 1900. Taf. VII, VIII. — Die Statuetten einer nackten Göttin dürften mit mehr Recht der Ishtar, die bekleideten Figuren aber der Bëlit oder der Anunitu zugeschrieben werden, und gerade der Kult der letzteren scheint mit dem der Anahit verschmolzen zu sein. (E. Herzfeld.)

8) G. Rawlinson a. a. O. V. pag. 136.