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0071 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 71 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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kannten keine Erdgräber, sondern pflegten die Toten in Dakhma's und in Grabcellen (nâûs, i. e. vaôç) zu bestatten." Und Tabari') (t310/923) berichtet nach alten Quellen, Akhshunwär, der Fürst der Haital, habe nach Péröz' Niederlage (457-484 p. Chr.) die Leichen des Péröz und der übrigen Gefallenen aus einem Graben herausholen und in Grabgebäuden bestatten lassen.

Die Gräber von Naqsh i Rustam sind aus drei Zonen gebildet, deren mittlere die anderen an Breite übertrifft. Das ergibt eine kreuzförmige Gestalt, die aber etwas Zufälliges, nicht aus symbolischen Gründen Geschaffenes ist. Die Gräber von Persepolis besitzen die Unterzone nicht. Die Schräge des Felsens ist in Persepolis stark genug, daß die senkrechte Grabfront schon in Fußbodenhöhe der zweiten Zonen einen Vorplatz aus dem Felsen herausschneidet. Beim Grabe V ist dieser als kleine Terrasse noch vorgebaut; In Naqsh i Rustam mußte man, da der Fels nahezu senkrecht war, die senkrechte Grabfront weiter herunterführen, um eine schmale Vorstufe, bis zu 6i m Tiefe, zu erhalten. Dieser kleine Vorplatz scheint notwendig gewesen iu sein. Auch an dem Grabe Dukkän i Mild bei Sarpul finden wir ihn. Hier mögen kultische Handlungen verrichtet sein, hier wird man gebetet und Feuer gebrannt haben. Der Fuß des Huséin Küh ist unter Schutthalden verborgen. Vielleicht sind da noch bauliche Anlagen begraben. Am Fuße des Dukkân i Dâüd erkannte ich noch Reste einer Art Temenos.

Die mittlere Zone der Gräber stellt eine Hausfront dar. Man sieht eine von vier Säulen gestützte Vorhalle. Die Säulen haben als Basen Plinthe und hohen Torus mit Astragal, die Schäfte sind glatt und schlank, Kapitelle fehlen, stiergestaltige Sattelhölzer nehmen die sich kreuzenden Balken auf. Das Gebälk zeigt drei Schalbretter, die den dahinterliegenden Epistylbalken ummanteln. Dieser war rund oder waldkantig. Daß die Gebälke der achaemenidischen Bauten derartig konstruiert waren und nicht, wie es die Rekonstruktionen Chipiez' darstellen, lassen die Einarbeitungen an den Eckpfeilern der Hallen von Persepolis deutlich erkennen. Ober den Brettern des Epistyls sieht man einen Zahnschnitt und über ihm einen Thrinkos, welcher in Naqsh i Rustam glatt, bei den Beispielen von Persepolis mit einem Friese auf sich zu. schreitender Löwen geschmückt ist. Es ist zu betonen, daß der Zahnschnitt gleich über dem Epistyl folgt, wie es konstruktiv natürlich ist, da er die Kopfenden der über das Epistyl gestreckten Deckenhölzer darstellt. Der Fries bildet die Umfassung des Lehmbelags des flachen Daches. Am ionischen Gebälk haben Zahnschnitt wie Fries, in umgekehrter Reihenfolge auftretend, ihre struktive Bedeutung eingebüßt, sie sind formale Elemente geworden. Mithin kann das ionische Gebälk niemals als Vorbild des persischen aufgefaßt werden. — Das Gebälk läuft sich an den Enden gegen glatte Mauerecken tot, wie bei den Palästen von Persepolis nach dem Befunde der antenartigen Eckpfeiler zu rekonstruieren ist. Die Hallen der Gräber sind also Abbilder der Hallen der Paläste. So müssen wir auch die glatten Mauerecken als abgekürzte Darstellung der dort vorhandenen glatten Lehmtürme auffassen. Arbeitsersparnis ist der Grund dieser Abkürzung; aus gleichem Grunde sind die obere und untere Zone schmaler als die mittlere, die Kreuzform hervorbringend. Die Gräber stellen also nicht ein Haus nach dem Schema des tempbum in antis dar, wie es die Gräber in Medien und Kleinasien (siehe unten) tun, sondern die Front der Paläste von Persepolis. Die Vorhalle ist in Relief ausgeführt, als Bild, aber als Raum mit Tiefe zu verstehen. In dem vorbildlichen Hause gab es keine Halbsäulen, sondern freistehende, und die Tür gehört in die Mitte der Rückwand der Vorhalle. — Die Turmgräber gaben das altpersische Wohnhaus wieder, die Felsgräber den Palast. Ein wesentlicher Unterschied der Form besteht also nicht, beidemal sind es Hausformen. Ebenso ist die Bestattungsweise die gleiche.

Die Könige bauten sich ihre Gräber zu Lebzeiten2). Nun sind sechs vollendete und ein begonnenes Grab vorhanden. Von Dareios an haben acht Großkönige geherrscht. Doch fällt der Prinz, den Bagoas nach Artaxerxes' III. Tode oder Ermordung für zwei Jahre den Titel eines Großkönigs tragen ließ, bis. er auch ihn und seine Familie umbrachte und den Dareios III. Kodomannos auf den Thron setzte, hier

') Th. Nöldeke, Geschichte der Perser und Araber, n. Tabari, Leyden 1879, pag. 13o, Anm. 2. 2) Dies folgt aus der Erzählung des Ktesias, bei Photios § 15.

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