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0065 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 65 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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Ich glaube, daß man diese beiden Trachtgruppen mit Recht die medische und die altpersische nennt, und dazu Herodots Mitteilung I, 135 heranzieht, die Perser hätten die medische Tracht angenommen, die sie schöner fanden als ihre eigene. Diese Nachricht bezieht sich auf die frühe Zeit, unter Kyros, wie die Nachricht von der alten Ledertracht sich auf diese Zeit bezieht. So erklärt sich, weshalb wir Perser, wie z. B. Aspathines und Gobryas, bald in persischer, bald in medischer Tracht sehen. — Ganz zweifellos ist nun, daß das Gewand, welches nach Herodot die persischen, susischen und medischen Truppen tragen, auch die 10 000 Unsterblichen, nicht das medische und nicht das altpersische Gewand sein kann. Das oben beschriebene medische Gewand hat gerade keine Hosen, und ist absolut kein Ärmelhemd. Auch kann es kaum unter einem Panzer getragen worden sein, weil dann die Arme unbeweglich gewesen wären. Herodot bemerkt nun ausdrücklich, daß die kriegsmäßige Ausrüstung eigentlich die medische ist, und von den Persern, Susiern und anderen dann auch getragen wird. Es muß also eine gleichmäßige Uniform für alle die iranischen Völker, die Herodot als Gruppe zusammenfaßt, bestanden haben, in Kriegszeiten. Im Schnitt, aber nicht im Material, entsprach sie dem von uns altpersisch genannten Kostüme: Ärmelrock und Hose. Es erscheint mir zweifelhaft, ob das wirklich die ursprünglich nur medische Ausrüstung war, denn Herodots Worte, VII, 61: Jboxi) yirp aiav ;j oxerii sind deutlich eine in den Heereskatalog von ihm selbst eingeschobene Glosse, mit Bezug auf I, 135, wo aber von ganz anderer Tracht die Rede ist. Vielmehr scheint bei der weiten Verbreitung dieser Tracht hier in der Kriegsausrüstung eine allgemeine, altertümliche Tracht vorzuliegen, die von den Persern vor Kyros in gleichem Schnitt, aber aus Leder, getragen wurde.

Auf griechischen Darstellungen findet man meines Wissens weder die eigentlich medische noch die altpersische Ledertracht, vielmehr immer eine allgemein persische, welche die von Herodot in dem Heereskatalog beschriebene ist. Zu erklären bleibt nur noch, wieso die Garden auf den persepolitanischen und susischen Reliefs nicht so gekleidet gehen, wie es Herodot beschreibt, sondern vielmehr die medischen und susischen das medische Faltengewand mit Tiara oder Mitra, die persischen das altpersische Ledergewand mit hoher, runder Filzmütze tragen. Herodot schildert eben die kriegsmäßige Ausrüstung, auf den Reliefs dagegen sehen wir die nichtkriegsmäßige. Paradetracht. Wenn nun die Uvadja der Grabreliefs die altpersische Ledertracht haben, so ist das wohl sicher so zu erklären, daß unter ihnen nicht die eigentlichen Susier gemeint sind, sondern ein den Persern nahestehender Stamm der Satrapie, von iranischer Abkunft. Das mögen die eigentlichen Uvadja, die Oi tot, gewesen sein, deren Sitze von Süq el Ahwäz, dem Markt der Khuzen (= Uvadja), nach Süden zu denken sind, deren Namen das Land noch heute führt : Khüzistàn. Nachkommen der eigentlichen Elamiten oder Susier sind das offenbar nicht. Auf alten Reliefs finden wir in Elam sehr verschiedene und ganz andere Stämme und Trachten, als in persischer Zeit. Und wenn die beiden susischen Empörer in Bisutun, Atrina und Martiya, das medische Gewand tragen, so mag man höchstens daraus folgern, daß man in der Hauptstadt Susa dies Gewand ebenso allgemein trug, wie in Ekbatana und Persepolis. Ein Widerspruch gegen die Darstellung der Uvadja auf den Grabreliefs ist das nicht.

Die dritte Gruppe weicht nur wenig von der zweiten ab. Der Rock stimmt mit dem altpersischen überein. Die Kopfbedeckung scheint die der Areier und Sogdér zu sein. An Stelle der langen Hosen aber tragen die Baktrer, Arachosier und Sattagyden Pumphosen und hohe Stiefel, deren Spitzen sich vorn hochbiegen. Die Heeresliste gibt keine genaueren Einzelheiten über das Gewand der Baktrier, deren kriegsmäßiger Ausrüstung eine große Zahl anderer Völker angegliedert wird, die in ihrer Friedenstracht wesentlich anders aussehen. Arachosier und Sattagyden fehlen dort, an ihre Stelle sind die Paktyer getreten, in ihren atevQvac, wie sie auch andere Völker des südlichen Iran tragen; ich glaube damit die Figuren 12 des großen Tributzuges in Verbindung bringen zu dürfen. Die dritte Gruppe kann man als baktrische bezeichnen.

Eine Ubersicht über die drei ersten Gruppen ergibt gewisse lokale und ethnische Zusammenhänge, wie das bei Trachten, die teils von klimatischen Bedingungen, teils von Tradition und Sitte der