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0017 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 17 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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ja seit verschiedenen Jahrzehnten, seit den Zeiten Humboldts, seit Heinrich Barth und Nachtigal an solcherlei Arbeiten nicht gar viel beteiligt. Man braucht — um sich hiervon zu überzeugen — nur auf die Liste der von der Gesellschaft für Erdkunde in Berlin mit goldenen Medaillen Ausgezeichneten zu sehen, man wird dort fast nur ausländische Namen finden. Von Deutschen sind nur ganz wenige großzügige Forschungsreisen gemacht worden. Warum, so fragte ich mich schon als Knabe, ist dies nur Engländern, nur Angehörigen der kleinen skandinavischen Staaten möglich? Ich habe versucht, es den anderen gleichzutun. Ich weiß jetzt wenigstens, warum es nicht ging, warum in der nun so gut wie abgeschlossenen Periode der auch für ein großes Publikum anziehenden Pionierforschung die deutschen Namen so selten vorkommen.

Um nur einigermaßen Aussicht zu haben, meine Pläne und Ziele verfolgen zu können, hatte ich natürlich in erster Linie amtliche Unterstützung nötig. Ich brauchte einen neuen Paß sowie Empfehlungen an die chinesischen Behörden. Mehr als in einem anderen Lande ist man j a bei einer Reise im Innern Chinas von dem Wohlwollen der Behörden abhängig, sowohl wegen der vielen Diebereien, als auch wegen des Mißtrauens und der Hindernisse, denen der Fremde begegnet. Denn wir Weißen werden nun einmal im Reich der Mitte nicht gewünscht. Wenn auch heute in der Regel nur versteckt, die Verachtung der Fremden besteht noch im gleichen Maße wie zuvor. Mag es auch allmählich gelingen, selbst in entfernten Provinzen den stolzen chinesischen Literaten bekannt zu machen, daß auch wir „bereits angefangen" haben, uns einer Kultur zu erfreuen, ja sogar klassische Dichtungen besitzen: zunächst sind wir für die Chinesen fremde Barbaren.

Als ich am letzten Januartage das deutsche Generalkonsulat in Schanghai um Erneuerung meines Inlandpasses anging, wurde mir kurz erwidert, daß eine Verordnung des deutschen Gesandten in Peking vorliege, wonach deutschen Reichsangehörigen das Reisen in das Innere von China bis auf weiteres nicht mehr gestattet werden dürfe. Gleichzeitig wurde mir mein im Jahre 1903 für die Reise mit Filchner ausgestellter chinesischer Ministerialpaß (wai wu bu-Paß) abverlangt und mir direkt verboten, das Innere Chinas ein zweites Mal zu betreten.

Der Boden schien mir unter den Füßen zu schwinden. Mit zitternden Händen legte ich den Paß in die Hände unseres Generalkonsuls und meine deutsche militärische Erziehung hätte mich beinahe mechanisch die Hacken zusammenklappen und mit „kehrt" der Tür zusteuern lassen. Zum Glück aber kam ich nicht direkt aus Deutschland, sondern war in dem einen Jahr mit Leutnant Filchner im Innern von China schon etwas zu Auflehnung geneigt geworden, und so bat ich doch noch um Aufklärung, wieso plötzlich die deutschen Behörden dazu kämen, das Land zu verschließen. Einen eigentlichen Grund für das Verbot wußte jedoch selbst der Generalkonsul nicht zu nennen.

Auf verschiedenes Hin- und Herraten brachte ich nur heraus, daß ich leider zur denkbar unpassendsten Zeit an die Küste gekommen war. Nach Schluß der Boxerbewegung von 1900 und 1901 waren nämlich für ein oder zwei Jahre die chinesischen Beamten auch weit im Innern so von Schrecken ergriffen, daß 1902 ein gewisser Jemand rein zum Sport eine Reise quer durch China ganz auf Kosten der chinesischen Mandarine machen konnte, lediglich auf Grund eines Passes. Auf das Drängen dieses Reisenden B. bezahlten die eingeschüch-

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