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0175 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 175 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Bahn von Hsin tsch`eng bei Ning hsia übten gerade einige Bannersoldaten,

als ich vorbeikam. Sie hatten schöne, gedrungen gebaute Ponys 1), meist von

weißgrauer Farbe, mit doppelter Mähne und einem langen Schweif, in den oft

ein dicker Knopf gemacht war und der trotzdem mit dem Ende den Boden

berührte.

Gesuchte und geschätzte Ponys müssen einen kurzen, aber breiten und

dicken Hals mit einer langen Mähne daran, eine breite gewölbte Brust, gute

Schultern und steil abfallende Kruppe haben; zum Reiten werden immer nur

Paßgänger verlangt.

Es wurde einzeln geritten, indem jeder unter lautem Geschrei eine Strecke

von etwa 200 m so rasch wie möglich in eiligstem Paßtrab zurücklegte; in Galopp

zu fallen ist verpönt. Dabei flogen die Bogen heraus und man schoß mit Pfeilen

auf drei hintereinander aufgestellte Puppen. Es war ein entzückendes Bild

an dem dunstigen frischen Herbsttag. Im Hintergrunde dräuten die Ruinen

und plumpen Mauern der Mandschu-Stadt und darüber stiegen, in Nebelwolken

halb versteckt, die steilen Felsen des Alaschan empor (Tafel XXXI). Man

fühlte sich ins Mittelalter versetzt, in die Blütezeit der Mongolen, als sie in

Schlesien einfielen ! Die Bewaffnung der Infanterie bestand aus uralten Vorder-

ladern ; Besseres war bis hierher noch nicht gelangt.

Die Reise durch das Alaschan- Gebirge 2) ins Mongolenland hinauf ist eine

sehr schöne Tour. Viele Stunden lang steigt man in einem wilden und roman-

tischen Tale auf einem schmalen steinigen Pfad zum Passe empor. Mit Wäldern

sind oben die schmalen Felsbänder und kaum ersteigbaren Hänge noch heute

bedeckt. Die Schluchten sind unbewohnt, nur einige Köhler und Holzhauer

hausen dort, denn auch hier geben sich die Chinesen alle Mühe, mit dem Wald-

bestand aufzuräumen.

Die geologischen Verhältnisse des Alaschan-Gebirges sind äußerst verwickelt.

Man möchte sagen, man habe es hier mit einer Brandungswoge zu tun, wie am

hohen Niu tou schan, am rechten Ufer des Hoang ho, südlich der Oase Kin

tse pu und am Lo schan. Die NW—SO streichenden Falten des Kuen lun-

Systems sind von der starren Ordos-Platte, die die Zusammenpressung nicht

mitmachte, aufgehalten, gedreht und zum Überkippen gebracht worden. Es

treten Granite , Karbonkalke und quarzreiche Sandsteine ähnlich wie im

ngGolokh-Lande und überhaupt in Nordtibet zutage.

Von der Höhe des tief zwischen noch viel höhere Berggipfel eingelassenen

Alaschan-Passes aus, den ich am späten Nachmittag erreichte, wollten die

ausgedehnten Sandmassen, die Scha wo tse, in der herbstlichen Abendstimmung

weite Seeflächen vortäuschen. Die im Mittel 1400 m hohe Ebene aber, die sich

von den Randbergen an unübersehbar weit nach Westen hinzieht und die von

dem 1830 m hohen Passe aus nirgends ein Ende oder auch nur einen kleinen

Hügel als festen Ruhepunkt für das Auge erkennen ließ, ist äußerst wasserarm.

  1. Höhe der dortigen Pferde, am Widerrist gemessen, 1,35-1,40 m.

  2. Diese Berge werden, da sie im Westen liegen, von den Chinesen in der Ebene von Ning hsia nur immer Hsi schan, Westberg, benannt. In chinesischen Büchern heißen sie Ho leang. In Fu ma fu hörte ich auch den Namen Ko lan schan und von den Mongolen Tschun ula, nie aber Alaschan. Das Wort „Alak schan" scheint ursprünglich das ganze Gebiet und alle Oasen westlich der Randberge zu bezeichnen.

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