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0344 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 344 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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1

Schlucht aber nur ganz ungefähr erkennen, so steil und eng ist der große Fluß

in die Terrasse eingeschnitten.   •

t

In diesem grasbedeckten Hochland, in flachen Mulden trafen wir am Nach-   ^ jd

mittag die Zeltlager der Ts`aner-Tibeter. Mein Schuhmachermeister hatte hier

vor vielen Jahren ein Paar seiner vierschrötigen Kunstwerke geschaffen und

war darum mit den Leuten einigermaßen bekannt. Wir fragten also gleich

nach dem Namen eines der Häuptlinge und wurden nach einigen Irrfahrten

und nach umständlichen: Wer seid ihr? Woher des Wegs und wohin? Warum

und wieso? schließlich auf eine kleine Bodenwelle aufmerksam gemacht, hinter

der vier der schwarzen Zelte im Windschutz an einem flach nach Süden ge-

böschten Hange standen. In respektvoller Entfernung davon stiegen wir ab,

führten die Pferde hinter uns, damit diese mit ihrer erleichterten Hinterhand

uns den Rücken gegen die wilde, auf uns anstürmende Meute decken sollten.

Nach vorne machten wir die landesüblichen Schwertdeckungen, ohne die wir

die sich wie rasend gebärdenden Hunde kaum hätten vom Leibe halten können.

Endlich hatte man uns bemerkt und befreite uns. Man nahm uns sogleich

freundlich auf und führte uns in das schönste der vier Zelte, das etwa ein Aus-

maß von 6 auf 10 m hatte. Die Frauen schürten das Herdfeuer, machten uns

Buttertee mit Salz und mit einer Handvoll Tschürra (dem getrockneten Käse-

quark). Wir sprachen lange vom Wetter und Wind und daß es nun bald Früh-

ling würde, schließlich fragten wir, ob sie vielleicht Pferde und Schafe zu ver-

kaufen hätten, und als die Herden am Abend zwischen die Zelte getrieben

wurden, fragten wir auch nach den Preisen für Yakochsen.

Der Tibeter ist kein Freund von rasch abgewickelten Handelsgeschäften.

Hat er mal einen Händler bei sich in seinem Zelt, so will er auch sonst noch   ú

etwas von ihm haben. Er soll ihm Zeitung bringen von der Welt draußen. Der

Tibeter, vor allem der Nomade, ist in seiner Art ein kluger und heller Kopf,

liebt über alles Scherzworte und Gesang, sucht alles ihm Neue zu ergründen.   a,

Er ist wohl infolge seiner Pilgerfahrten und des nomadisierenden Lebens mit   t

nichten so abgestumpft und dumm, wie ihn viele Reisende hinstellen wollen.

Er ist nicht so schwerfällig wie der chinesische Bauer. Vom ersten Augenblick

an war auch ich den Leuten ein interessantes und anziehendes Objekt.

„Wer ist denn der mit der sonderbar dünnen und langen Nase, den ihr da

mit euch habt?" meinte einer zu meinem Me.

„O, der ist von ganz weit hinter Peking her, dort sehen unsere Leute alle

so aus," log Me ohne Zögern und seiner Instruktion gemäß.

„Komisch und abschreckend häßlich sind doch diese Leute von dort

hinten!"

Ich wurde hierauf aufgefordert, von Peking zu erzählen und von den Klöstern

und Heiligen hinter Peking, von unseren heiligen Bäumen und Quellen, die die

Kranken gesund machen. Kam die Rede auf Nichtchinesen, so sprach man

von ihnen immer so, als ob sie auf irgend einer kleinen Insel hinten, wo die

Welt aufhört, wohnten — so hörten die Tibeter eben von den Chinesen — und

ich tat so, als hätte ich kaum einen von Angesicht zu Angesicht gesehen.

Wir blieben zwei Nächte in dem Zelt des Häuptlings der Ts`aner-Tibeter.

Am ersten Abend war es sehr lustig. Da der Häuptling nach einem reichlichen

Mahle, bestehend aus gesottenen breiten Nudeln und einem gleichfalls gesottenen

Hammel, noch etwas Schnaps herumreichen ließ, so klangen bald allerhand

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