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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0396 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 396 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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geweihe gegen seinen Tee und gegen andere Luxusbedürfnisse der Nomaden eintauscht und immer nur für kurze Zeit nach dem chinesischen Tiefland zurückkehrt. Sehr oft sind solche Händler, auch wenn sie Mohammedaner sind, mit Tibeterinnen verheiratet.

An Stelle des abwesenden Häuptlings machten dessen Frau und Schwager meinen Leuten die Honneurs. Tschang spielte seine Rolle mit so viel Geschick, daß der „Schwager" noch am Abend mit einem Geschenk an Milch, Butter und Tschuma, den erbsengroßen Knöllchen von Potentilla anserina, ins Lager geritten kam und die Nacht über bei uns blieb. Am anderen Morgen zeigte er uns alle heiligen Plätze in der Umgebung und sorgte außerdem dafür, daß wir einige Yak bei seinen Stammesangehörigen umtauschen konnten.

Unser Lager im Ga fo ying pan war entzückend gelegen. Es stand auf einer flach abdachenden, grasbedeckten Felsterrasse, auf der eben das erste frische Grün keimte. Auf der einen Seite — nur wenige hundert Meter von unserer zerfallenen Lehmburg entfernt — gähnte zwischen senkrecht abstürzenden Wänden, 150 m tief, eine enge Klamm. Einzelne Tannen, Föhren und arvenartige Hochstämme, die unten in dem windgeschützten Riß gar prächtig gediehen, lugten gerade noch mit knorrigen, vielfach abgerissenen Wipfeln aus der Spalte über den Terrassenrand (Tafel LXII). Über die Höhe des Windschutzes hinaus schienen, wie z. B. auf den nordatlantischen Inseln Faröer, keine Bäume mehr zu gedeihen. Wie in den Klammen unserer Alpen hatte sich der Bach in das hier anstehende harte Kalkgestein eingegraben. Halbversteckt, schier unterirdisch floß sein Wasser. An einer Stelle war der Riß, in dem unten das Wasser gurgelte, nur 2 m breit und gefallene Baumriesen bildeten Naturbrücken darüber. Vom Lager aus nach Südosten gesehen erhob sich dagegen mit grotesken Felswänden, mit zahllosen Grotten und Zacken eine hohe Kalkklippe (Tafel LXIII). Aus ihren Klüften wucherten vereinzelte windzerzauste Tannen empor. Ein kleines Kloster lag in diesen Kalkfelsen. Unser Freund nannte es Tschégr fisung gomba. So einzigartig, so romantisch war die Gegend, daß die Tibeter felsenfest glauben, sie müsse gottgeweiht sein, hier müßten gute und mächtige Berggötter ihre Wohnung aufgeschlagen haben. Aus diesem Grunde durfte hier weit und breit nicht gejagt werden, um j a die Geister nicht zu kränken. Das Land wurde wie der Garten Eden gehalten. Für jede Kalkzacke an dem Berge wußte unser Führer eine besondere Deutung und Geschichte. Bald bestaunten wir einen Göttertisch, bald einen Riesenaltar, auf dem man zu opfern und Bergzedern zu verbrennen hatte. Hier war eine Steinzacke über und über mit Schafwolleflöckchen behangen, dort wurde uns eine Stelle gezeigt, wo der Fußabdruck eines Berggeistes von den Gläubigen mit Butter zu beschmieren war. Die Terra rossa zwischen den Kalkklippen wurde uns als beste Arznei angepriesen. Ein natürliches Loch in dem Felsen wurde zur Tugendprobe verwendet. Es war gerade so weit, daß ein mittelgroßer Mann, wenn er sich im Innern drehte, durchkommen konnte. Vom vielen Durchzwängen war die Höhlung schon ganz glatt gescheuert und fettig geworden. Unserem Führer zuliebe mußten wir einer nach dem anderen durch dieses Tugendloch hindurch. Für mich mit meinen 1,82 m war es ein heikles Unternehmen und ich weiß nicht, ob ich je wieder ans Tageslicht gekommen wäre, wenn sie nicht hinten geschoben und vorne gezogen hätten. „Leute mit solchen Nasen sind nie gut," meinte darum unser Führer. „Warum hast du dir denn diesen

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