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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0144 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 144 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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mürbe Grund, der Neulöß, fängt schon hier an, in steilen, engen Schluchten, ganz wie sonst im Lößland, wo der Löß fossil geworden ist, zerlegt und zer-

schnitten zu sein.

Ein Schuß dröhnte jetzt durch das weite, dünenerfüllte Tal. Ich war dicht vor der Stadt Yü lin fu. Das eigentliche Nordtor, durch das mich mein Weg geführt hätte, kann man heute längst nicht mehr benützen; auch eine quer davorgebaute Schutzmauer ist schon von Sandmassen begraben. Ohne Führer, allein meinen Leuten vorausreitend, hatte ich darum Mühe, einen Eingang in die Stadt von Norden her zu finden. So wollte sich schon das Stadttor knarrend schließen, als ich es endlich in einem Winkel an der besonders eingefriedigten Westvorstadt entdeckte. Für ein gutes Trinkgeld ließen sich die Wächter gerne herbei, noch bis zur Ankunft meiner Lasttiere zu warten. Die Tore der Stadt Yü lin fu zu schließen, ist heute mehr alte Pedanterie, als daß es einen Zweck hätte. Das Nordtor ist zugeweht, auch das Osttor durch Sandmassen verschlossen und der größte Teil der Ostmauer ist so tief unter den Dünen begraben, daß man an einigen Stellen von außen auf die Stadtmauer hinaufreiten kann.

Yü lin fu (mongolisch : Temetu) liegt in der Provinz Schen si. Es war Sitz einer Inspektion (Dao tai), eines Präfekten (fu) und Unterpräfekten (hsien), eines Generals (tschen tai) , eines Majors, sowie einiger subalterner Offiziere eines rechten und linken Flügelbataillons. Es war aber doch ein elendes Nest, das innerhalb einer Stadtmauer von über 5 km Umfang 20 000 Einwohner zählen mochte. Die Stadt muß einst schön gewesen sein. Sie ist nicht zerstört worden, aber durch die Ungunst ihrer Lage verarmt und sieht heute verfallen aus. Handel wird wenig getrieben'). Ihre Bedeutung liegt so gut wie ganz in administrativer und militärischer Richtung. Im Süden der Stadt auf dem dortigen ausgedehnten Gräberfeld stehen einige Pagoden und Grabmonumente aus der Ming-Zeit und dem Beginn der Mandschu-Dynastie. Einige Kilometer östlich der Stadt wird eine gute Kohle gegraben; ich konnte aber leider diesen Ort nicht besuchen, mein körperlicher Zustand war zu schlecht dazu. Ich habe darum Yü lin fu auch in ganz schlechter Erinnerung, obwohl mir die dortigen Beamten freundlich entgegenkamen. Der Hsien besuchte mich gleich am ersten Tage in vollem Staat mit all seinen Rangtafeln, Läufern, Staatsschirmen, aber morgens um 5 Uhr, ehe die Sonne aufgegangen war.

Ich war noch am 15. des VIII. chinesischen Monates hier, wo man im alten China von Amts wegen den offiziellen Sommerhut mit dem Winterhut vertauschte, wo man überall endlose Besuche machte, opferte und wo das Volk auf allen Gassen schlachtete. Der Hsien sandte mir einen Rinderschlegel, Wachskerzen und ähnliche Sachen (bei Geschenken müssen es immer drei oder vier Paare sein) als Gastgeschenk zu diesem Fest, worauf ich ihm mein gewöhnliches Gegengeschenk, ein Paar meiner japanischen Vasen und zwei Paar Elfenbein-

stäbchen übersandte.

Als ich nach einigen Tagen von der halbversandeten Stadt Abschied genommen, zog ich innerhalb der großen Mauer weiter nach Südwest. Stundenlang ging es wieder und wieder mühsam durch Sandbetten (Scha wo) hindurch. Gar oft war die Orientierung sehr erschwert und ich nahe daran, mich in den Dünen

1) Die Stadt liegt in einer Höhe von 1070 m ü. d. M. Die Haupthandelsstraße führt in 18 Tagereisen nach der Provinzialhauptstadt Hsi ngan fu ins Wei ho-TaL

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