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0165 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 165 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Beweis, daß wir wirklich Soldaten und keine Räuber vor uns hätten, eine Visitenkarte des Ting durch einen Spalt geschoben. Der Wirt erklärte nun, öffnen zu wollen, doch standen wir alle mit gespanntem Hahn da. Eine wild aussehende Gesellschaft, etwa ein Dutzend Leute, erschien und machte vor mir Ko tou. Es sei in der Nähe eine große Rebellion ausgebrochen, berichteten sie, der Or fu lasse mich bitten, möglichst sofort in die Stadt umzusiedeln. Ich blieb aber lieber hier außen auf eigene Verantwortung. Bestand wirklich eine Gefahr, dann war j a gerade der Umzug ein gewagtes Unternehmen.

Wir hörten in jener Nacht von dem Ausguck am Wall der Privatburg öfters fernes Schießen. Vielleicht war es nur ein Bauer, der mit Papierkrackers böse Geister vertrieb, oder ein vorsichtiger Hausvater, der jede Nacht ein paarmal einen Schuß abgibt, um den Dieben zu verkünden, daß er ein Gewehr hat. Es kracht j a in China immer irgendwo. Aber es zogen auch vielfach bewaffnete Leute am Tore vorbei. Reiter ritten aus dem nahen Stadttor. Eine Stafette war schon lange, ehe man zu mir kam, nach Ning hsia fu abgesandt worden. Die wildesten Gerüchte von Krieg und Revolution, von verbrannten Städten und ermordeten Einwohnern gingen von Mund zu Mund, ganz China, so hieß es, sei in Aufruhr, kurz es war eine böse Nacht. Den wahren Sachverhalt erfuhr ich erst langsam den Tag darauf, als ich dem Ting einen Danksagungsbesuch abstattete. Die Ruhestörer waren eine angeblich mehrere tausend Mann starke Bande der damaligen Geheimgesellschaft Go lao hui 1), darunter viele, erst im vergangenen Frühjahr von Tung fu hsiang entlassene Soldaten, die sich seither mit Erntearbeiten beschäftigt hatten und denen nun Geld und Arbeit ausgegangen war. Sie hatten einen Offizier von Tung fu hsiang für sich gewonnen, der einen Schlüssel zum Arsenal seines Herrn hatte, und am vorhergehenden Abend hatten sie versucht, sich in den Besitz der 4000 Mausergewehre nebst der nötigen Munition zu setzen, die in der Burg des Tung fu hsiang aufgestapelt lagen. Dem Tung fu hsiang selbst wollten sie nichts tun, nur seine Waffen wollten sie haben, um, wie die Gefangenen behaupteten, die Mohammedaner zu bekriegen, die widerrechtlicherweise in der Nähe eine Moschee gebaut hatten. Den Mohammedanern war nämlich nach Niederwerfung ihres großen Aufstandes im Friedensvertrag vom Jahre 1870 für 50 Jahre das Recht abgesprochen worden, neue Moscheen zu bauen oder die alten, im Krieg niedergebrannten wiederaufzubauen, jetzt aber hatten sie es durch Bezahlung größerer Geldsummen doch fertig gebracht, hier in Ning ling ting eines ihrer Gotteshäuser errichten zu dürfen.

Der Anschlag auf das Arsenal des Tung fu hsiang war gerade noch rechtzeitig verraten worden. Es kam zu einem kleinen Scharmützel vor der Lehmburg, der größte Teil der Geheimbündler floh alsbald, mit ihm der verräterische Offizier. Einige wenige nur wurden gefangen und sie hatte der Ting unter der Arbeit, als ich ihn besuchte. „Du ganz infamer Schildkrötensohn, du Schwein, du

1) Der Go lao hui, zu deutsch „ alter Bruderbund ", war die verbreitetste Geheimgesellschaft in Nordchina. In den westlichen Provinzen soll ihr mindestens ein Drittel der Bevölkerung angehört haben. Öfters erschien sie auch unter anderen Namen. Sie war antidynastisch und erst in zweiter Linie fremdenfeindlich. Sie soll während der Tai ping-Rebellion gegründet worden sein und ursprünglich eine Art Unterstützungsverein vorgestellt haben. Mittlerweile ist sie in einer der Revolutionsparteien aufgegangen.

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