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0295 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 295 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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einander liegenden und jedesmal weit vorspringenden schiefen Dächern abgeschlossen. Die Dächer sind an den Ecken aufgebogen wie an den chinesischen Tempeln. Auch sind allenthalben allegorische Schnitzereien und andere Zie-rate angebracht und alles ist bunt bemalt. Statt mit Ziegeln sind die beiden Dächer mit schwer im Feuer vergoldeten Metallplatten belegt, daher der Name Golddachtempel" oder „goldenes Gotteshaus" (Tafel XLIX).

Der Boden ringsumher ist gepflastert. In der Umgebung dieses Tempels nimmt jedermann seine Mütze ab, und während der Festtage sah ich dort immer einige Tibeter und Tibeterinnen in ihren Pelzmänteln um das Allerheiligste betend und Ko tou machend herumrutschen. Sie nahmen es dabei sehr genau und bezeichneten es jedesmal, um ja nicht falsch zu messen, noch im Liegen mit einem weißen Strich auf den Steinplatten, wie viel Boden sie bei der einzelnen Prosternation mit ihrer Körperlänge abgemessen und abgerutscht hatten (Tafel XLIX).

An der nach Osten gerichteten Front hat der Golddachtempel seinen Eingang. Er besteht aus drei großen Toren, die hinter einem Portikus mit sechs von bunten Tüchern umwickelten Säulen liegen. Der Boden des Portikus ist mit Zedernholzplatten belegt und dort sieht man täglich vom frühen Morgen bis zum späten Abend junge Mönche und vor allem viele Laien, die sich vor den verschlossenen Türen immer wieder platt auf den Boden werfen. Die Mönche ziehen, wenn sie vor ihren Gott treten, ihre Schuhe aus und stellen sich auf ganz bestimmten Plätzen zwischen den Tempelsäulen auf, halten erst die Hände, mit den Handflächen gegeneinander in Stirnhöhe, sagen dazu ein kurzes Gebet, lassen sich auf die Knie nieder und schleifen hernach auf ihren Händen über die glatten Holzdielen so weit nach vorwärts, daß sie zuletzt platt auf dem Brette ausgestreckt und mit ihrem Kopfe dicht vor der Tempeltüre liegen. Kaum haben sie sich dann wieder erhoben, so fallen sie abermals nieder und so fort und fort, dabei mit dem Rosenkranz die Zahl ihrer Ko tou zählend. Von diesen fortgesetzten gymnastischen Übungen der eifrigen Gläubigen sind allmählich die Holzplanken nicht bloß glatt poliert, sondern da, wo die großen Zehen sich anstemmen, wo die Knie, die Ellbogen, die Stirnen angedrückt werden, tiefe Höhlungen aus dem harten Holz herausgearbeitet. Manche halten auch, um sich nicht wund zu scheuern, ein kleines Wollkissen in Händen, auf dem sie sich jedesmal nach vorne gleiten lassen und mit dem sie die Planken abschleifen.

Am 1. und 15. jeden Monates, d. h. bei Voll- und Neumond, sowie an den Tagen der großen Feste stehen in den tibetischen Klöstern alle Tempel dem Publikum offen. Deshalb hatte ich auch bei diesem Besuch keinerlei Schwierigkeiten, überall hineinzukommen. Nur bei größerem Andrang schlossen die Sakristane der einzelnen Tempel für eine Weile die Türe, um der Überfüllung zu steuern und um etwaige Diebereien durch Besucher besser verhindern zu können.

Betritt man den Goldtempel, so erkennt man in dem Halbdunkel seines schlecht erleuchteten Inneren zuerst nur eine ungeheure Masse von weißlichen Zeremonientüchern (Khádar), die eine große goldene Buddhafigur über und über bedecken. Hat man sich einmal an das Dunkel gewöhnt, so erblickt man zahllose Votivgegenstände, Geschenke, Kuriosa aller Art, sehr viele kleine Tschorten, Weihwassergefäße aus dem verschiedensten Material, aus Silber und Gold und mit Türkisen bedeckt; aber auch Bücher und viele Butterlampen stehen auf dem breiten Altartische davor, genug, um damit ein Museum zu füllen.

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