国立情報学研究所 - ディジタル・シルクロード・プロジェクト
『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

> > > >
カラー New!IIIFカラー高解像度 白黒高解像度 PDF グラフィック   日本語 English
0442 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 442 ページ(カラー画像)

New!引用情報

doi: 10.20676/00000264
引用形式選択: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR読み取り結果

 

das Wasser, das von dem Gebirge herabrinnt und das in der Schála im Schutt

versinkt, wieder hervorquillt, um den Grund noch einmal fruchtbringend zu

bewässern, ehe es noch weiter gegen die Mitte des Ts`aidam-Beckens zu in den

großen vegetationsfeindlichen Salzsümpfen sich verliert.

Auch hier in Dsun versuchte ich meine Schafherde noch weiter zu ver-

größern, doch hatte niemand den Mut, mit mir Handel zu treiben. Es ist in

allen fünf Ts` aidam-Mongolenherrschaf ten Sitte, daß die Herrscher in ihrem

Gebiet eine Art Handelsmonopol ausüben. Die Untertanen können erst dann

mit einem Fremden Handel treiben, wenn der Herr seinen Bedarf gedeckt hat,

oder es ihnen eigens gestattet. Auch Dyoba Dyentsen hatte erst die Erlaubnis,

mir Tiere zu verkaufen, vom Dsassak erhalten müssen.

Da der Dsassak von Dsun zu weit ab von meiner Route wohnte, so habe

ich ihn selbst nicht besucht. Er soll in einem ummauerten Hofe inmitten seines

Landes wohnen. Sein Reich ist etwa 40 km lang und 5 km breit fruchtbares

Weideland. Dazu gehört noch Tagereisen weites Údland. Die Dsun-Leute

(140 Fam. mit 1 Schwadron) weiden ihre Herden nur in der Ebene, in der

schmalen Zone zwischen den Dünen am Rande der „piedmontgravels" und

den Salzsümpfen, die sich nördlich davon ausdehnen.

Wir schlugen von den Dsun-Yurten, wo wir zuerst Menschen angetroffen

hatten, gleich eine östliche Richtung ein und kamen nach zwei weiteren Reit-

tagen nach Barun kurä. In dem Wiesengürtel, dem wir folgten, standen, in

Gruppen zu dreien und vieren, die Yurten zuerst von Dsun-, dann von Barun-

Mongolen. Wie der alte Bänderjude vom Markte meiner Vaterstadt pries ich

in den Zelten meine Waren an. Ich tauschte Butter, Gerste und Schafe gegen

meine Kurzwaren und gegen mein Silber ein. Die Leute waren stets freundlich

mit uns. Wir schliefen und aßen in ihren Behausungen. Sie machten anfäng-

lich einen mürrischen Eindruck, tauten aber bei näherem Verkehr auf und

lachten und sangen mit Han und Tsch`eng. So ziemlich alle Männer sprachen

neben Mongolisch noch Tibetisch. Ich machte Bekanntschaft mit ihrem „In-

den-Tag-hinein-leben". nine große Rolle spielt für sie ihr Schnaps, den sie

aus Pferdemilch herstellen. Die Männer ziehen von Zelt zu Zelt, trinken und

singen, während den Frauen die Arbeit und die Pflege der Herdentiere obliegt.

Ruht aber auf den Schultern der Frauen die Last des Haushalts, sind sie in

erster Linie die Mehrerinnen des Vermögens, so sind sie doch mit eichten die

Sklavinnen der Männer. Ein alter Mann, der mir während dieser Fahrt von

Yurte zu Yurte einige Schafe verkaufen wollte, erhielt von seinem Weibe,

weil sie mit dem Handel nicht einverstanden war, eine solch fürchterliche Straf-

predigt, der sie noch mit einem hochgeschwungenen Stock Nachdruck verlieh,

daß meine Begleiter von ihrer anfänglich großen Schwärmerei für die Mongo-

linnen für immer geheilt wurden. Im Vergleich zu der Chinesin genießt freilich

die Mongolin auch besonders große Freiheit. Die Dam-Mongolinnen haben für

Asiatinnen erstaunlich viel zu sagen!

Moralisch stehen die Ts`aidam-Mongolen (chines.: Dam meng gu) wenig

hoch. Wie noch in vielen Teilen Tibets tritt der Sohn, wenn er herangewachsen

ist, zu Lebzeiten des Vaters in den Familienbesitz ein, und die Eltern erhalten

ein Ausgedinge. Diese Sitte ist sehr alt. Als die Leute noch auf Eroberungs-

kriege auszogen, soll sie entstanden sein. Die waffenfähigen Männer, welche in

den Krieg zogen, welche die Familie tatkräftig schützen konnten, waren auch

348