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0139 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 139 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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allermeisten der chinesischen Überflutung ausgesetzt ist, gibt es so gut wie keine

Yurten mehr. Die Untertanen dieses Fürsten, soweit sie überhaupt noch da sind, haben zum überwiegenden Teil sich bequemen müssen, Bauern zu werden.

In keiner der Grenzstädte hätte zur Zeit meiner Reise ein chinesischer Offizier das geringste zu befürchten gehabt, wenn er einem höheren Lama, der sich ihm gegenüber unehrerbietig benehmen wollte, den Prozeß gemacht hätte. Und in denselben Gegenden, in der Stadt Kuei hoa, drohte dem mächtigen Kaiser Kang hi, dem Größten der Mandschuren-Dynastie, die größte persönliche Gefahr von seiten derselben Tschunggar- und Tumäd-Mongolen, so daß der Kaiser in Verkleidung aus der Stadt fliehen mußte 1).

Nicht bloß in und um Kuei hoa tsch`eng, dessen mongolische Klöster heute hinter dem dortigen chinesischen Welthandel ganz zurücktreten, sondern in einer noch weit in das Grasland hineingreifenden Zone schalten und walten jetzt die chinesischen Beamten. Sie rücken hinter den armen chinesischen Pächtern her weiter und weiter in das Mongolenland vor und „kaufen" es ab. Im Sommer 1905 wäre es aber deswegen beinahe wieder zu einer Rebellion gekommen. Die Abgesandten, „wei yüan", des Tatarengenerals von Kuei hoa bedrängten die Mongolen so sehr, daß die von Uschin2) sich zu erheben drohten, ihre alten Flinten putzten, Pulver sich zurechtmachten und ihre Familienspieße und Schwerter vorn Rost befreiten.

Ihr Fürst allein wollte nicht mittun. Er kannte von seinen jährlichen Tribut-reisen nach Peking die Macht der Chinesen. Ihm hatten die schlauen mandschurischen Diplomaten das Oberkommando über die sieben Ordos-Banner versprochen, denn längst war es der Chinesenregierung gelungen, die Ernennung der größeren Führer wie eines jeden Fürsten von ihrem Willen abhängig zu machen. Durch Geschenke, Titel und Ehren aller Art hatten sie das Volk, die

  1. Der rDsche b-tsung-dam ba, die Inkarnation (Wiedergeburt) des tibetischen, 1573 zum ersten Mal in Zentraltibet geborenen Geschichtsschreibers Taranatha, hatte damals als Priesterkönig in Kuei hoa tsch`eng seine Residenz und hatte als solcher es gewagt, den Kaiser Kang hi, der eben im Begriff stand, die Kalmüken zu unterwerfen, ruhig auf seinem Throne sitzen bleibend zu empfangen und dem Kaiser überhaupt keinerlei Achtung zu bezeigen. Über diese Frechheit empört, erschlug einer der kaiserlichen Generale den inkarnierten Pontifex, worauf die Mongolen der Umgebung trotz der Nähe eines großen Chinesen- und Mandschuren-Heeres das kaiserliche Gefolge ermordeten. Kurz darauf wurde die Seele dieses eben getöteten rDsche b-tsung-dam ba Taranatha in der Stadt Urga in dem zweiten Sohn des damaligen Khan der KhalkhasMongolen, die in der nördlichen, sogenannten äußeren Mongolei wohnen, wiedergefunden. Seither hat der rDsche b-tsung-dam ba Taranatha seinen Sitz in Urga.

Er hat sich in letzter Zeit an die Spitze der antirepublikanischen und antichinesischen Mongolenbewegung gestellt und eine Verbindung mit dem Zarenreich gefunden. Er stellt den heiligsten Pontifex in der ganzen Mongolei vor und ist (nach dem Dalai Lama und dem sogenannten Taschi Lama) die drittgrößte Inkarnation sämtlicher Lamasekten. Die Taranatha-Reinkarnation durfte später aber kein Mongole mehr sein, sondern mußte nach jedesmaligem Ableben in Zentraltibet wiedergefunden werden. Dies verlangte Kaiser Kang hi, um dadurch zu verhindern, daß den Mongolen in ihrem göttlich verehrten Pontifex ein nationaler Held erstehe. Der jetzige ist die achte Wiedergeburt und soll in der Handelsstadt von Lhasa geboren sein. Siehe hiezu : Hue, Souvenirs I S. 201 und Markham, Tibet S. XLIX (In Du Halde finden wir allerdings Taranatha gegenüber dem Kaiser Kang hi stets sehr unterwürfig geschildert, so daß dieses Abenteuer möglicherweise schon einem Vorgänger des Kang hi begegnete.)

  1. Allein im Gebiet des Fürstentums Uschin liegen 26 Klöster. Die Zahl der Familien ist heute nur 2000.

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