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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0293 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 293 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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I?

die Klosterzucht aufzukommen haben und deren Abzeichen in einem gegen 1 m langen und vierkantigen eisernen Zepter 1) besteht, dem Symbol, daß sie über Leben und Tod der Mönche zu entscheiden haben. Noch wären viele Mönche zu nennen, die ganz bestimmte Aufgaben haben, der Sakristan, die Wassergeber und viele andere, doch ich habe schon mit der bisherigen Aufzählung meine Leser nicht bloß ermüdet, sondern auch verwirrt, wie j a auch jeder, der zum erstenmal einen größeren lamaistischen Betsaal betritt, von dem farbenprächtigen Bild, von den unzählbar vielen Göttern und der fremdartigen Musik verwirrt wird, und mit dem Schüler des Faust ausrufen möchte : „Mir wird von alledem so dumm, als ging' mir ein Mühlrad im Kopf herum."

Es wird in den tibetischen Klöstern täglich fleißig in den Gebetbüchern gelesen. Ehe noch die Sonne erscheint, ruft der mystisch-rauhe Ton aus den Meer-muschelhörnern zu den Versammlungshallen (Tafel XLVI). Nachdem dort die Hunderte und Tausende von Mönchen in aller Stille ihre Schuhe vor der Tür abgelegt haben, betreten sie in feierlichem Zug, den Hut über die linke Schulter geworfen, mit dem rGesku an der Spitze, barfuß den Betsaal und begeben sich an ihre durch Wissen und Anciennität bestimmten Plätze. Still legen sie, dort angekommen, ihre langen und schmalen Gebetbücher vor sich zurecht. Vor dem strafenden Blick des rGesku wagt keiner etwas nicht Hergehöriges zu sagen und nur im Flüsterton raunen sie sich die vom T`scheba angegebene Seitenzahl zu. Tiefe Stille herrscht in dem weiten Raum. Man möchte nicht glauben, daß nahezu 2000 Männer hier versammelt sind. Barhäuptig, Schulter an Schulter und regungslos sitzen sie da und blicken vor sich hin. Jeder hat beim Sitzen acht gegeben, daß nirgends die Füße unschicklich vorstehen, daß die Toga nicht unordentlich herunterhängt. Lauter Buddhafiguren glaubt man vor sich zu haben. In tiefstem Baß ertönt jetzt ein rauhes, langanhaltendes tremuliertes O00000 ... aaaa ... aus dem Munde des Om dsad. Die lamaistische Messe hat angefangen. Mit bewundernswerter Geschicklichkeit läßt der Om dsad nach seinem ersten tiefen O000 ... die Ränder seiner großen Metalldeckel aneinander schwirren. Mit einem Schlage fallen die anderen Deckelpatscher ein. Heller, silberner Glockenklang, tiefer, langsam sich verstärkender Brummbaß aus den langen Kupferhörnern. Flöten, Klarinetten ertönen und die großen und kleinen Trommeln geben den Takt an. Aus den hintersten Ecken fallen die großen Pauken ein — von diesen sind zwei so groß, daß zwei bis drei Ochsenhäute zum Bespannen nötig sind. Bald folgen die Worte aus dem Munde der Mönche immer rascher. Jetzt tief im Baß, jetzt im Diskant schnurren die zungenbrecherischsten Laute von den Lippen der Mönchgemeinde und die Pauken geben weiter den Takt dazu und unterstreichen die wichtigsten Stellen der heiligen Texte. Jetzt schweigen alle Instrumente, nur die Lippen der Mönche reden weiter mit rasender Geschwindigkeit, jetzt wird in die Hände geklatscht, jetzt mit den Fingern geschnalzt. Dann greifen die nackten Arme des T`scheba und

und waren zugleich die Herrscher und Steuereinnehmer für die umwohnenden Tibeter. Jetzt unterstehen diese Tibeter den chinesischen Bezirksbeamten.

1) Diese Zepter (ltschag tsan = eiserne Peitsche genannt) sind oft wahre Kunstwerke der Eisen- und Goldschmiedekunst. Die schönsten werden in der tibetischen Provinz Dergi hergestellt. Sie haben meist etwa 1,20 m Länge bei 7-8 cm Breite einer der vier Flächen. Sie werden bei allen feierlichen Anlässen den rGesku vorangetragen.

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