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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0241 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 241 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Die Leute waren noch zu keinem Schluß gekommen, als ich endlich einschlief. Vorsichtig hatte ich mir alle Schlüssel zu den Schlössern der handschellenartigen Fesseln, mit denen der Diebe wegen die Pferde paarweise zusammengekettet waren, abgeben lassen. Und daß ich ein paarmal in der Nacht erwachte und Umschau hielt, dafür sorgten einige hungrige Wölfe, die mit halb winselndem Geheul die Zelte umkreisten.

13. Januar. Während der Nacht sank die Temperatur wieder auf — 30 °, doch in unserem Pelzsack hatten weder ich noch „Mr. Jack", mein Terrier, die Kälte empfunden, obwohl wir nur auf dem schneebedeckten Boden des Zeltes lagen. Der Hsië dia-Mann, der am Tage zuvor mit allerlei Großtaten geprahlt und behauptet hatte, beim Schlafen nur ein kleines Antilopenfellchen zu brauchen, hatte dagegen so unter der Kälte gelitten, daß er mich mitten in der Nacht um meinen Pelzmantel bat. Mit welcher Einquartierung ich den am Morgen wieder bekam, läßt sich j a denken. Tschang und Fen, die beiden Hsi ningChinesen, die von Jugend auf an tibetisches Leben gewöhnt waren, hatten nicht einmal im Zelte geschlafen. Sie wußten sich wie Tibeter in den Kleidern, die sie auch am Tage trugen, zusammenzulegen und -zukrümmen. Meine beiden Schen si-Chinesen dagegen, darunter mein Koch Liu, waren in dieser ersten Nacht todunglücklich. Als wir morgens am Teekessel hockten, weinten sie bitterlich. Noch nie zuvor hatten sie außerhalb eines Hauses und in einem Zelte genächtigt. Sie baten mich inständig und unter vielen Tränen, wieder umdrehen zu dürfen, vor Kälte hätten sie die ganze Nacht kein Auge zutun können. Da sie sich nachts nie gerührt hatten, wenn die Tiere unruhig geworden waren, so hielt ihnen nun Tschang noch eine Strafpredigt dazu. Die beiden taten mir leid, aber ich konnte jetzt keinen einzigen Mann entbehren.

Auch an diesem Tage kamen wir nicht gar weit, denn ich reiste ganz nach der Landessitte und ließ Tschang und den Hsië dia die Länge der Tagesmärsche bestimmen. Im Winter eine Yakkarawane zu führen, will auch gelernt sein, und ich hatte nicht die Absicht, wegen unserer europäischen Eile das Leben meiner Tiere aufs Spiel zu setzen.

Wir trafen auf tibetische Nomadenzelte. Es waren die ersten, die wir zu Gesicht bekamen. In der Umgebung des Klosters Gomba soma und eine kleine Strecke dahinter hatten wir noch einige Mongolenfamilien in ihren runden, schmutzigweißen Filzyurten getroffen. Sie waren Untertanen des Tsching hai Wang, des mongolischen Königs vom Kuku nor und anderer mongolischen Herzöge. Jetzt aber war ich bereits im Gebiet der Be fu (schu) fan tsel) (tib.: Dawu). Ihr Häuptling hatte zu jener Zeit einen Reisetag nördlich von meiner Route im Tal des Tsungkuk gol sein Lager. Dieser Tibeter gilt für ziemlich mächtig, ihm unterstehen ungefähr siebenhundert Familien, die in sieben Zeltvereinigungen geteilt sind, welche je unter Unterführern stehen und „Wa" (chin.: tsu) genannt werden. Die Be schu fan tse sind bereits ein Stamm des S.177 erwähnten Banagkaksum. Wir trafen zunächst auf vier Zelte, deren Bewohner arm waren. Es waren Leute, die das Vieh und die Pferde ihres Häuptlings hüteten.

Bis vor noch nicht einmal hundert Jahren gehörte das jetzt von den Bauern

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1) Mit „fan tse" oder „hsi fan" bezeichnet der Chinese die tibetischen Nomaden im allgemeinen. Fan heißt zugleich Barbar oder Fremder, also hsi fan" Westbarbar. Be schu ist chinesisch und bedeutet Tuja oder Zeder. Es ist ein heiliger Zedernhain in dem Gebiet dieses Häuptlings; be schu wird im Hsi Hing-Dialekt als be fu ausgesprochen.

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