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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0078 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 78 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Südosten endet 1). Trostlos kahl zogen sich dort tiefe Schluchten in die fahlfarbenen Berge hinein. Zur Rechten hatte ich den breiten Gelben Fluß, der noch weit dem NO—SW ziehenden Gebirgsrand entlang zu laufen schien. Es war ein unschöner und öder Weg, und noch nach langen Marschstunden wollte sich mir kein Ende dieser gleichförmigen Ode zeigen.

Da plötzlich, völlig überraschend für mich, sah ich den Gelben Fluß in einer tief eingeschnittenen Klamm aus dem Gebirge in die Ebene herausbrechen. Gerade an den äußersten Felsen des Bergwalls liegt die allerengste Stelle. Dort, zwischen zwei tempelgekrönten Felsvorsprüngen, mißt die Breite des Flusses kaum mehr als 50 m und dicht oberhalb, an einem Punkt, wo nur bei sehr hohem Wasserstand noch ein winziger Seitenarm sich hinter einer vorspringenden Felsklippe abzweigen kann, führt das Fährboot zum anderen Ufer. Die Chinesen machen sich zur Überfahrt eine oberflächliche Rückströmung sehr geschickt zunutze.

Es war vielleicht höflich gedacht, klang aber doch wenig beruhigend, als während des Verladens ein freundlicher Zollbeamter auf die Schiffsleute einsprach: „Gebt ja gut acht, ihr wißt ja, daß erst vor kurzem wieder ein Boot an den Felsen zerschellt ist."

Keine zwei Minuten dauert die Fahrt durch die Enge zum anderen Ufer des Hoang ho. Aber wie toll geworden schwankte unser rohgezimmertes, flaches Boot in den wirbelnden, sich überstürzenden Strudeln. Meine Ponys und Maultiere, die zum erstenmal auf unsicheren Schiffsbrettern standen, gerieten in eine furchtbare Unruhe. Erst drängten sie sich zusammen, dann, mitten auf dem Fluß, bäumten sie sich ganz verzweifelt empor, zerrten an den Strängen und es kostete die größte Mühe, sie zu halten, daß sie nicht über Bord sprangen. Das überfüllte Boot war dem Kentern nahe. Entsetzt schrieen die Chinesen auf. Passagiere und Bootsmannschaft, das Volk an den Ufern, alles hetzte und brüllte aus Leibeskräften, es war, als ob die allgemeine Aufregung sich in einen tollen Aufwand an Stimmitteln umsetzte. Wie rasend zerrte das braune nackte Schiffsvolk an den zwei plumpen Ruderbalken. Gellend hallte das höllische Geschrei von den kahlen Felswänden zurück. Aber all das Chaos übertönte doch das elementare Rauschen und Gurgeln der häßlichen, dickflüssigen Flut.

Ein wunderbares, großartiges Schauspiel ! Das ist Lung men, das Drachentor! Hier hat der Kaiser Yü2), der chinesische Herkules, als er einst den Gelben

  1. An diesem Gebirgsrande, den ich auf über 30 km verfolgte, zeigten sich die Gesteinschichten zum Schluß noch einmal etwas aufgekrümmt und ließen südwestlich

streichende Brüche erkennen.

  1. Yìj gehört der mythologischen chinesischen Geschichte an. Er soll als Begründer der ersten Dynastie, der Hsia, von 2208-2197 v. Chr. regiert haben. Er ist jetzt einer der populärsten Götter der Nordchinesen und in Nordchina unter dem Namen wang bekannt. Von ihm erzählt sich heute der chinesische Volksmund, er habe alle Flußläufe im Lande gereinigt; namentlich werden ihm viele übermenschliche Taten im Gebiet des Hoang ho nachgesagt. Dieser Glaube ist leider vielfach auch in die Interpretation des aus seiner Zeit stammenden Buches Yü kung, einer Art geographischer Beschreibung des damaligen Reiches, eingedrungen und hat selbst eine Weile bei europäischen Übersetzern Unheil angerichtet. Die Zeit des Yü scheint in diejenige Periode zu fallen, in der eben damit angefangen wurde, die weiten Marschen neben den nordchinesischen Flüssen und in der großen Ebene einzudämmen und Urwälder zu roden. Bis in seine Zeit hinein hat die chinesische Zivilisation nur erst am Fuß der noch von dichten Wäldern bedeckten Gebirge und am Rande des Löß gewohnt, der

den Ackerbau besonders begünstigt.

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