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0155 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 155 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Geröllen der Wüste aufsteigend, fand ich die größte und mächtigste Anhäufung

von Löß, die mir je begegnete. Es ist eine vollkommen baumlose und kahle,

nur von harten, büschelig wachsenden Gräsern bedeckte, gelbe Gebirgswelt.

Selten nur sah ich an meinem Weg ein halbeingestürztes Bauernhaus oder eine

ärmliche Höhle, nirgends zeigte sich Leben.

Die wenigen Höfe stehen heute verlassen, seitdem hier zur Zeit der Moham-

medanerwirren in den Tong tsche-Jahren (1862-1875) umherstreifende Räuber-

banden die Herren gespielt haben. Dicht war die Gegend j a auch zuvor nie

besiedelt und kann es auch nie sein. Der Löß ist porös, und solange man nicht

auf eine andere Formation hinabgestiegen ist, findet man nirgends Wasser

in diesen Bergen. Schon auf der Nordseite maß ich in einem Gasthaus einen

60 m tiefen Brunnenschacht. In wilder Ursprünglichkeit, noch gänzlich unbe-

rührt von Menschen, liegt hier die Lößlandschaft da. Hier hat sich noch nie-

mand die Mühe genommen, alle die Berglehnen durch künstliche Absätze zu

terrassieren, wie es sonst im chinesischen Lößland der Brauch. Die Silhouetten

der Berge zeigen darum weiche Formen. Auf langen Bergrücken folgen gerundete

Kuppen eine hinter der anderen, und auf den flach gewölbten Gipfeln und

Graten trifft man hier überall noch zwischen den harten Grasstoppeln pulveriges

Material angeweht, aufgehäuft und von den Halmen festgehalten, ein Zeichen,

daß auch heute der Löß auf den Höhen noch immer langsam weiterwächst.

Mit den breit gewölbten Rücken und mit konvexen Bergseiten täuscht er auch

hier ein flaches, leicht begehbares Hügelland vor. Aber vom ersten Augenblick

an, da ich in die Berge gekommen, saß ich gefangen zwischen dicht neben-

einanderliegenden, tief eingerissenen und unbetretbaren Schluchten, die von der

ganz im Norden dieses Berglandes befindlichen Wasserscheide sich nach Süden

ziehen. Nur wenn man Lust hat, Tagereisen weit einem dieser langen Rücken

zu folgen, die sich zwischen den parallel laufenden Talrissen hinabziehen, nur

dann kann man dieses Gebiet durchreisen. Quer über die Schluchten, von West

nach Ost, sucht man vergebens nach einem Weg, kaum daß irgendwo einer von

den wenigen Schafhirten eine Möglichkeit weiß, mit viel Springen und Klettern

eine Weile in dieser Richtung vorwärts zu kommen. Zu steil stürzen die Hänge

ab, zumal im Grunde der Schluchten. Im oberen Teil aber, wo noch ein Weiter-

wachsen durch Staubansammlung stattfindet, sind diese LöBhalden von un-

endlich vielen kleinen Furchen zerrissen, eine immer nahe der anderen und gerade

die Böschung hinabziehend, entsprechend dem raschen Ablauf der Regenwasser

in der weichen homogenen LöBerde. Oft scheinen diese Furchen mitten im Hang

plötzlich aufzuhören und weiter unten wieder aufzutauchen, dazwischen haben

die Regenwasser einen kleinen unterirdischen Gang ausgewaschen. Ist aber

das Gehänge gegen die Tiefe zu flacher und die Böschung einmal unter 20 ° steil

geworden, dann bleiben die Wasserrinnen in den Kanälen unter Tag verschwun-

den, bis vielleicht einmal ein kräftiger Regen die ganze Bergseite durch Unter-

waschung zum Abrutschen bringt. Bergrutsche, Einstürze ganzer Berglehnen

sind im Lößlande sehr häufig. Aber auch in der Tiefe verschütteter Täler hat

das Wasser schon nach wenigen Gewitterregen wieder einen unterirdischen Weg

durch die angehäuften Massen gefunden. Allmählich stürzen die Decken dieser

Kanäle nach und bald stehen rechts und links von dem engen und für gewöhnlich

trockenen Wasserrisse nur noch hohe steile Wände da, mit Pfeilern, Orgeln,

Bogen und Fialen, wie an den kühnsten gotischen Bauwerken, und gerade so

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