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0302 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 302 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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OCR読み取り結果

 

 

das Pflaster des Hofes. Der Abt nahm davon keine Notiz, voll Würde und

Gelassenheit bestieg er seinen etwa 11/2 m hohen steinernen, piedestalartigen

Sitzplatz, der mit gelben Kissen und Teppichen bedeckt war und der sich in

der an den Du kang anstoßenden Säulenhalle gegenüber dem Theaterhaus

befand. Als er sich endlich mit viel Umstand und mit Hilfe seiner Umgebung

niedergelassen und wie ein Buddhabild zurechtgesetzt, auch noch etwas Weih-

wasser mit seinen Fingern verspritzt hatte, begann sogleich die Vorstellung.

Wieder schmetterten die langen Kupferhörner von dem Dach des Du kang

ihre schauerlichen Baßtöne herab. Diesmal klangen sie in einen schrillen Ton

aus, den eine aus einem menschlichen Schenkelknochen verfertigte Trompete

von sich gab. Die breite, doppelflüglige Tür des Theaterpavillons öffnete sich,

die Zimbeln und Trommeln setzten langsam und feierlich ein und in den Hof

sprangen im Takte der Zimbeln vier Totenmasken (Dur tschod)1), mit Bändern

und Tüchern wild geschmückte Totengerippe, die von etwa 15jährigen Mönchs-

' zöglingen dargestellt wurden. Sie tanzten und sprangen zum Zimbelklang

auf dem großen freigelassenen Platz paarweise und kunstvoll ; bald sich sammelnd,

bald sich wieder zerstreuend, schnellten sie sich in die Höhe, drehten sich auf

einem Fuß, schwangen die Arme und hoben die Füße, während die alten Mönche

alle ernst und starr ihre Bewegungen, diese Uranfänge unseres Balletts, ver-

folgten. Endlich verschwanden die Skelettmasken und die langen Hörner

dröhnten aufs neue aus der Höhe herab. Ein paar „Dummer August"-Masken,

die eine mit einem riesigen grünen, die andere mit einem ebenso großen roten

Kopf sprangen jetzt aus dem Tempel heraus. Auch diese hüpften erst lange

bald auf dem einen, bald auf dem anderen Bein, wiegten sich nach links und

rechts und schlugen dazwischen plötzlich mit ihrem Kopfe rücklings auf den

Boden. Nach einer Weile führten sie einen alten Mann mit einem riesigen

Rosenkranz aus dem Theatertempel heraus, der noch sechs Knaben bei sich

hatte. Der alte Mann sah genau aus wie der Dicke, der hinten am Golddach-

tempel abkonterfeit war. Er stellte den „Dickbauchbuddha" vor. Er wie

seine sechs Kinder hatten viel zu große Köpfe und sahen deshalb wirklich

originell und spaßhaft aus. Der Dickbauchbuddha mit seinen sechs Kindern

tanzte nicht, er schritt nur langsam und gemessen durch den Hof und blieb

fortan auf der Ostseite in der ersten Reihe der Zuschauer sitzen. Von den

beiden „Dummen Augusten" wurden sodann noch ein großes Servierbrett mit

einem aus Teig geformten kindlichen Körper sowie drei Sitzteppiche in die

Mitte des Platzes gelegt. Zum großen Vergnügen des Publikums konnten sich

die beiden Spaßmacher unter vielen anderen albernen Possen auch lange nicht

darüber klar werden, was die Ober- und was die Unterseite der Teppiche war.

Endlich dröhnten wieder die Riesenposaunen und zwei Hirschkopf- (Tafel LI)

sowie zwei Yakkopftänzer erschienen auf dem Tanzhof. Nach endlosen, wilden

Verbeugungen, Sprüngen und Verrenkungen machten sie einem besonders

kostbar gekleideten riesigen Stierkopf Platz, dem Tschüs dyal 2), dem Hüter

der Moral, dem Gott der Toten. Langsam und feierlich kam der hereingetanzt

und blieb in der Mitte des Hofes stehen. Sein Kopf war schwarz, nahezu ein

Meter hoch, hatte drei Augen, wild aussehende Hauzähne, eine Krone aus

4

  1. Dur krod.

  2. Tschos rgyal, sanskr.: Dharmarâja oder Yama.

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