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0076 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 76 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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tsiang fu einige Dutzend Köpfe unter den Richtschwertern von Soldaten. Man wagte aber doch nicht, auf der Erhöhung der Grundtaxe zu bestehen.

Viel mehr als die Agrarier hat der chinesische Kaufmannstand durch neue indirekte Steuern erdulden müssen. Durch Neueinrichtung von Straßengeld-stellen und Erhöhung der Inlandzölle hat man dem Handel, zumal in den westlichen Provinzen, im Laufe des letzten Jahrhunderts vielfach sehr großen Abbruch getan. Die Kaufleute beklagten sich überall bitter über diese Steuer.. lasten. Es kam aber deshalb nie eine Rebellion zustande. Die große Masse des Volks wurde eben nicht direkt getroffen. Aber Grundsteuerverhältnisse anzutasten, die Bauern direkt zu besteuern, bleibt das gefährlichste Wagnis für die chinesischen Regierungsbeamten 1). Die egoistischen Interessen einer zu großen Masse werden dadurch direkt angegriffen und egoistischer Materialismus ist der leitende Charakterzug der chinesischen Volksmassen.

Der Grundbesitz ist in China ganz außerordentlich zersplittert. Jeder Chinese geht darauf aus, etwas Grund und Boden sein eigen zu nennen. Der Besitz eines Ackers gilt hier allerdings auch mit ganz besonderem Recht für die einzig sichere Kapitalsanlage. Der größte Teil der Güter ist aber nur zwischen 1 ha und 3 ha groß ; Bauern mit ein „tsing" 2) gelten für sehr vermögend.

Am 12. Mai erreichte ich Han tsch`eng hsien, ein hübsches betriebsames Städtchen an einem kleinen Fluß und inmitten einer Talerweiterung mit berieselbaren Feldern, auf denen namentlich Indigo und Tabak angebaut wurde. Im Westen und Nordwesten von Han tsch`eng, unter löBbedeckten Sandsteinbergen, liegen einige mäßige Kohlenminen und Eisenhütten. Die letzteren waren kurz vor meiner Ankunft eröffnet worden, denn erst dem damaligen Bezirksmandarin soll von der Provinzialregierung die Ermächtigung zum Betrieb erteilt worden sein.

Dieser Mandarin war ein auffallend freundlich gesinnter Herr, natürlich steinalt schon, wie der größte Teil der Beamten im alten kaiserlichen China. Er war früher ein kleiner Arzt gewesen und zu seinem Rang und Amt gekommen, weil er 1901 die Kaiserin-Mutter in Hsi ngan fu mit Erfolg während einer leichten Krankheit behandelt hatte. Aber trotzdem schien er nicht viel Vertrauen in seine medizinischen Kenntnisse zu setzen. Er konsultierte auch mich und erbat sich verschiedene Arzneien. Er hatte noch seine alte Einfachheit bewahrt und trat sehr wenig anspruchsvoll auf. Ohne Eskorte, allein, sah ich ihn zu Pferde Besuche machen. Seine Frau war schon anders geworden. Wie sonst Frauen höherer Beamten liebte auch sie jetzt den Pomp der äußeren

Erscheinung; wenn sie sich öffentlich zeigte, mußte sie von möglichst vielen Soldaten und Dienern umgeben sein. Von ihr — erzählten sich die Kaufleute — werde in Wirklichkeit Stadt und Amt verwaltet. Mancher tuschelte mir zu, sie führe auch die Kasse und bestimme die Ein- und Ausgaben der Familie wie des Landbezirks. Der alte Herr aber widmete sich noch mit dem gleichen Eifer wie früher seinen literarischen Studien. Hierfür scheint Han tsch`eng

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  1. Im Altertum hatten die chinesischen Machthaber als Einnahmen nur die Salzsteuer und das Monopol der Eisenverhüttung, der Fabrikation und des Vertriebes der notwendigsten eisernen Geräte, Pflüge usw. Erst im Jahre 931 n. Chr. wurde eine Geldsteuer an Stelle des Eisenmonopols eingeführt. Es wurden zunächst nach jeder Ernte, also zweimal im Jahr, für jeden Morgen drei Kupferstücke eingesammelt. (Siebe auch Wieger, S. J., Textes historiques, Bd. III, S. 1798.)

  2. 1 tsing = 100 mou-Morgen; 1 mou = 500 qm.

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