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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0294 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 294 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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die aller ordinierten Lamas zu dem Donnerkeil (Dordyi) und halten diesen in mystischer, symbolischer, unverständlicher Weise vor sich hin. Jetzt schnellt der T`scheba mit den Fingerspitzen Weihwasser in die Luft. Und weiter, immer weiter rauschen dabei die Worte des unausgesetzt Gebete plappernden Mönch-chores, die Tausende von Lippen bewegen sich im Takte der Trommeln und Zimbeln, bis nach vielleicht zwei Stunden eine kleine Pause eintritt und Tee aus der nebenan gelegenen Klosterküche serviert wird, den aber die Mönche an ihrem Platze zu sich zu nehmen haben. Nach einiger Zeit geht der Gottesdienst wieder weiter. Wieder dröhnen die Trommeln, die Pauken und die Hörner und rauschen die Worte der heiligen Texte zu den Göttern empor, schwellen die Töne bald an, bald wieder ab, fällt und steigt die Tonhöhe im gesamten Chor.

Kein Wunder schrieb Abbé Huc schon im Jahre 1846, man glaube den Kult des Satans vor sich zu sehen. Daß allerdings keine „kirchliche" Erbauung in unserem Sinn damit erzielt wird, möchte ich gerne zugeben, für unser Ohr ist es eben ein „Heidenlärm". Aber der Betsaal in Gum bum mit seinen Tausenden von rotgekleideten Lamas, mit den Tausenden von angerauchten Bildern über den Köpfen, mit dem stimmungsvollen Halblicht, mit der schwülen, dunstigen, weihrauchgeschwängerten Luft, mit den Butterlichtern vor den Goldstatuen, mit dem monotonen Rauschen der Gebete wird mir doch stets eine wunderbare Erinnerung bleiben.

Geht man vom großen Betsaal nach dem dahinter gelegenen Golddachtempel, so kommt man an der großen Teeküche vorbei, worin drei riesige, außen kunstvoll gearbeitete Kupferkessel von 3-5 m Durchmesser aufgestellt sind, die zum Teekochen dienen. Auf großen Regalen stehen dahinter mächtige Holzkrüge, die je 3 his 5 Liter fassen können. In diesen wird in den Pausen zwischen den Gebetsübungen den Mönchen im Du kang der Tee serviert und zwar dreimal am Tag auf Kosten der chinesischen Machthaber.

Von der Teeküche aus nach hinten weitergehend, steigt man einige Stufen an und steht dann auf der schon oben erwähnten Terrasse, in deren Mitte sich das Allerheiligste, der Golddachtempel (Nr. 1 im Plan), befindet. Rechter Hand treffen wir auf einen kleinen Tempel (Nr. 2) mit einem Bild, das aussieht, wie das Tsong ka ba's. Hinter diesen in einer Ecke ist ein Haus mit Gebetsmühlen (Nr. 3) für die Laien, die selber keine Gebete hersagen können, auch ist dort ein Schutzgott des Glaubens untergebracht.

Der in der Mitte der Terrasse und direkt hinter dem Du kang befindliche

Golddachtempel 1) ist ein rechteckiger, massiv und regelmäßig aus grünglasierten Ziegeln errichteter Backsteinbau von etwa 27 m Breite und 8 m Tiefe bei 6 m

Höhe 2). Nach oben ist er nicht flach wie die Gebetshalle, sondern durch eine schwere zweistockige chinesische Dachkonstruktion aus Holz mit zwei über-

  1. Chin.: Kin (Tschin) wa se = Goldziegeltempel; tibet.: Ser lha kang = Goldenes Gotteshaus. Die Umgebung des Golddachtempels allein soll in den 1860er Wirren von den Mönchen vor der Zerstörungswut der Mohammedaner bewahrt worden sein.

  2. In der Mitte der Mauer ist auf jeder Seite ein gleichfalls grünglasiertes Relief. Das an der Rückseite des Tempels befindliche stellt einen beinahe nackten, sehr beleibten und traumtrunkenen Mann vor, welchen Knaben am Ohr zupfen und dem sie die Schuhe ausziehen. Es ist der dickbauchige Maitreya-Buddha, den Kobolde in seiner Meditation stören wollen.

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